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So schoen Tot

So schoen Tot

Titel: So schoen Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Franke , Sandra Luepkes
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er schon an Osterfeuer denkt. Und dabei hat unsere Schönheit-von-innen-Woche doch gerade erst angefangen.
     
    5   Uhr Aufstehen, 5:30   Uhr Nichtfrühstück (Getreidebrei mit Nichts, dafür mit laktose-, fett- und geschmacksfreier Mittelstrahl-Milch von musiktherapierten Kühen), 6   Uhr
Sonnengruß
an frisch gewaschener Luft vor dem Naturteich. 7   Uhr
Ausdrucksmalen
, 8   Uhr
Qi Gong
, 9   Uhr
Feldenkrais
, 10 bis 12:
Zeit für Weiblichkeit   – Kraftquellen für Frauen
, bei denen wir trommeln und ommen und Sachen machen, die nicht mal Lieschen mit ihrem Dieter gemacht hat. Darauf folgt Nichtmittagessen mit glücklichem Gemüse, das einmal kurz durch gesalzene feuchte Luft geschwenkt wurde, aber dafür auf den Feldern des Gutshofes angebaut wird, wohin ich mich zum Rauchen verdrücke. Kein Clown ist so traurig wie die Einsamkeit im Nieselregen hinter einem vegetarischen, rauchfreien Entschleunigungshotel in der Mitte des Mecklenburgvorpommer’schen Hügelnichts.
    Hannelore hat bereits das meiste ihres Schinkenhägervorrats verbraucht und geht an ihre eiserne Jägermeisterreserve.Ich rauche nur noch jede zweite Zigarette. Lieschen hat sich bei einer der ausgebrannten Karrierefrauen, die sich zum gemeinsamen Vollmondmenstruieren hier eingefunden haben, nach einer Busverbindung nach Boltenhagen erkundigt. Aber sie wurde verraten, und Gertrude lässt Lieschen beim Beckenbodenatmen vortreten: »Boltenhagen ist weit, weit weg! Sie sind doch nur auf die Hackfleischlasagnen und Salamipizzen in den Trattorias aus!«
    Nach drei Tagen schlackern unsere Gummizug-Hosen, und Lieschens BH sitzt nicht mehr so stramm. Wir könnten froh sein, Gewicht verloren zu haben, wenn es uns nur vorher gestört hätte! Wir sind nicht so die 8 0-Kilo -in-fünf-Tagen-Typen. Mein Hintern ist wund, Lieschen hat eine Heilerde-Allergie, und Hannelore leidet unter Blähungen, die unser Zimmer unter Biogas setzen. Also schlafen wir bei offenem Fenster und lauschen den Brüllfröschen. Ich bin nicht sicher, ob wir jetzt schon viel schöner geworden sind.
    Ab und an habe ich das Gefühl, unser Zimmer wird durchsucht, während wir beim Seminar
Sieben Tore des Erwachens
unsere Chakren kreiseln lassen. Aber wir sind Putzfrauen, wir wissen, wie man Dinge wie Pralinen und Vibratoren und Geld so unterbringt, dass keiner sie findet. Wo das Lieschen allerdings ihre Rolle Mettwurst hat, das weiß selbst ich nicht. Jedenfalls nicht bei der Hannelore ihren Jägermeistern, die hat sie in den Schlübbis und Büstenhaltern versteckt. Den getragenen, versteht sich.
    Es gibt keine Verbündeten. Wir drei alten Putzdackel werden mit den hasserfüllten, angeekelten Zitronenmäulchen verfolgt, wie sie nur die vom Laster weg und zur Reinheit hin Bekehrten hinkriegen. Es gibt doch wahrlich nichts Verbindenderes als einen gemeinsamen Feind; wir sind also jetzt so was wie die Boni-Banker unter lauter Kleingeldbereithaltern.
    Am vierten Tag: Aufregung. Ein mächtiger Geistheiler kommt nach Strullshagen, um zu
clearen
, also Leute und Häuser von Besetzungen reinigen. Quasi ein Kollege von uns! Ob das noch wegen Lieschens Cocktailwürstchen ist?
    Der schamanische Heiler und Ritualputzer Rüdiger Babakrishna Roth stammt allerdings nicht aus Indien, sondern aus Bielefeld-Ubbedissen, und da bin ich ja nun wirklich mal gespannt, vielleicht kennen wir den ja?
    Wir drei Putzdackel sitzen hinten an der Wand im Ashram, und die Hannelore versucht, nur ganz gehaucht zu pupsen, während Ritualrüdiger seinen Auftritt hat. Er ist ein draller Mann, ein Körper wie ein Petziball, der Kopf ein blank geputzter Schaltknauf, Stecknadelaugen. Er trägt ein arg fließendes Satin-Gewand, brustoffen. Ich bin mir sicher, der geht ins Solarium.
    »Ich spöhre   … unrruhige Geister-Wesen in diesem Rrraum«, sagt er, aus seinem Fasskörper kommt eine ganz hohe Stimme. Die Hummeraugenblicke suchen durch den Raum, und wir Putzdackel machen uns ganz unsichtbar, was schwierig ist mit Kleidergröße 48 und ’ner Steinhäger-Salami-Rauch-Fahne.
    »Ich spöhre   … deutlich   … die Besetzung von frrreiem Willen durch schwarrze Energie! Es scheint, als ob diverse Entitäten lebende Körper in ihren Besitz gebracht haben und sich wie Parasiten von ihm nähren lassen! Ihn benutzen, um zu leben! Ihm ihren Willen aufzwingen   – verflucht seid öörr! Verflucht!«
    Die Hannelore hickst verzückt. Sie hatte schon immer eine Schwäche für die Molligen, auch mit ohne Haare.
    »Diese Toten wollen

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