So schoen Tot
dir.
Petra Smidt schreit um Hilfe. Sofort schiebt sich seine ölige Hand über ihren Mund und drückt fest zu. Sehr fest.
Petra will in seine Hand beißen.
Hat aber keine Chance.
Es ist die Gier, nur die Gier. Sie wird uns alle mit sich reißen. fünfundzwanzig Prozent Rendite wollen die Bankchefs einfahren. Jeder weiß, dass das nur auf zwei Weisen geht: die Kunden großflächig ausnehmen oder verdeckt an kriminellen Machenschaften beteiligt sein.
Ich war zu lange in diesem Gewerbe, um nicht ganz genau zu wissen, welche Bank sich für welchen Weg entschieden hat.
Darin sind wir führend in Russland, aber in Italien, Spanien ist das gar nicht anders. Von der Schweiz überhaupt zu schweigen. Welcher der blutsaugenden Diktatoren der ganzen Welt hat dort kein Konto?
Ich rede hier von Bankgeschäften und sitze einer der schönsten Frauen im Resort gegenüber. Ich muss mich entschuldigen … tut mir leid. Wird nicht wieder vorkommen.
Woher hast du diese bronzene Hautfarbe? Lass mich raten. Vater aus den Südstaaten oder Mutter aus Kuba. Nein, nicht? Ich liebe diesen Teint. Bin ja wohl nicht der Einzige auf der Welt … Hatte nicht dieser deutsche Tennisspieler eine Mulattin? Wie hieß der noch? Hab den Namen vergessen … aber du wärst genau sein Typ gewesen, so wie du meiner auch bist.
Als ich dich zum ersten Mal gesehen habe, dachte ich, weswegen verplempere ich meine Zeit mit einer anderen …
Bald muss ich wieder abreisen, schade, aber ich nehme dich mit, ganz gleich, wohin du fahren willst … Geld ist vorhanden, Freiheit auch … also, wohin sollen wir reisen … ich lade dich ein … wenn es sein muss, auf die Venus …
Du musst wieder träumen lernen. Wer seine Träume verliert, verliert sein Leben. Schau sie dir doch an, diese grauen Mäuse, die rennen und rennen und rennen und immer mit einem Gesicht, dass man glaubt, sie seien innerlich tot. Und ich sage dir jetzt was: Die sind innerlich tot. Abgestorben. Keine Träume mehr. Wollen vielleicht im Rentenalter noch mal was ganz Verrücktes unternehmen … eine Weltreise, die nie endet … was weiß ich … nein, sage ich, heute muss man was Verrücktes unternehmen, gleich heute, in dieser Stunde …
Wir zwei, wir könnten nach Trivandrum fahren und uns den Goldschatz im Hindutempel ansehen. Die kennen mich da. Ich habe dort
access.
Sollen wir? Wann hast du schon mal die Möglichkeit, achtzehn Milliarden Dollar in Gold anschauen zu dürfen …
Der Strand liegt im Dunkeln. Nur drei dünne Lichtstreifen fahren über den warmen Sand. Heather, die Mulattin, hat Stirnlichter besorgt. Schmale Bänder mit kleinen Halogenleuchten. Petra Smidt bleibt hinter den aufgestapelten Holzliegen in Deckung. Sie ist den anderen mit etwas Abstand gefolgt. Nun traut sie sich keinen Schritt weiter.
Petra spürt noch immer den brutalen Griff, mit dem Pjotr sie zum Geschlechtsverkehr zwingen wollte.
Wenn die beiden indischen Zimmermädchen nicht plötzlich im Bungalow gestanden hätten …
Zwanzig Minuten später saßen Heather und Ameli in Petras Hütte. So konnte es nicht weitergehen. Gegen diesen Russen musste etwas unternommen werden.
Ich werde ihm eine
ménage à trois
vorschlagen, hatte Ameli gesagt. Unterm Sternenhimmel am Strand. Die wird er sich nicht entgehen lassen wollen. Heather stimmte zu. Aber erst werden wir uns im kalten Ozean etwas abkühlen, damit es nachher umso heißer zugehen kann. Heather war eine Zeit lang im Schwimmteam der USA.
Petra sieht, wie die zwei Lichter über die auslaufenden Wellen gleiten.
Heather vorneweg.
Pjotr kurz dahinter.
Ameli bleibt zurück an der Wasserlinie.
Die beiden Lichter tänzeln vor der hohen Brandungswelle des Indischen Ozeans.
Dann sind sie plötzlich verschwunden.
Tauchen nach kurzer Zeit wieder auf.
Schon sind sie weit draußen zu sehen.
Petra kneift die Augen zusammen, versucht angestrengt die Schwimmer zu verfolgen. Entweder er oder ich, denkt sie. Wenn der Russe nicht verschwindet, werde ich das Resort verlassen.
Nun sind die Lichter gar nicht mehr zu erkennen.
Wie weit wollen sie rausschwimmen?, fragt Petra.
Ameli lacht: Bis ans Ende der Welt.
Irgendwann wird sich die Dosis bemerkbar machen, denkt Petra. Die drei Frauen haben Pjotr ihre Portion Abführmittel, das bei der Darmreinigung zur Anwendung kommen sollte, in den Papayasaft gemischt. Er hat keine Miene verzogen, als er das bittere Gesöff austrank.
Eine Viertelstunde später taucht ein
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