So schoen Tot
wir
Shaktis Yoni-Relax
in der Tube gelassen haben.
»So ’n zähes Zeuchs kriegste nie wieder weg, nich mal mit Terpentin, und mittem Cerankratzer geh ich da unten nich bei«, flüstert das Lieschen.
Als Hannelore losprustet, riecht’s nach Steinhäger. Aberimmerhin besser als dieser Geruch von verkochtem Kohlrabi, der ständig durch das ganze Haus zieht.
Ich hätt’ jetzt gern eine Zigarette.
Swami Detlef ist nicht zufrieden mit unserer Einstellung. »Nur im Sosein bin ich ganz bei mir«, mahnt er und lässt uns bis zuletzt warten, während er mit seinem Klöppel rumgeht. Immer wenn er damit eine Klangschale anschlägt und die darunter liegende Dame »U-huuu« keucht, sagt Hannelore: »Hallo, Echo.« Die anderen Frauen gucken dann giftig rüber, dabei soll das doch ein Entspannungskursus sein.
Das Lieschen prokelt eine Minisalami hervor. Ich will gar nicht wissen, wo sie die gefunden hat, wahrscheinlich unter ihrer Brust, da kannste Pfeifenreinigerbürstchen ohne Ende unterbringen. Aber das Lieschen hat ja auch vorsichtshalber ’ne ganze Mettwurst ins vegetarische Hotel reingeschmuggelt. Ein halber Meter gerolltes Hackfleisch vom westfälischen Schinkenschwein schlummernd in Lieschens lila Stützstrumpfhosen. Die kleinen hier sind nur die Vorhut.
Als der Swami Duchananda das Cocktailwürstchen riecht, wird er seltsam: »Lass es los, Lieselotte, befrei dich von dem Fleischzwang. Lass es einfach los, um deine Energieblockaden zu lösen.«
Einige Frauen gucken gierig zu der Minisalami. Als Lieschen sie daraufhin rasch in ihrem Mund in Sicherheit bringt, verlangt der Swami: »Lieselotte, du musst dich jetzt schon mal ein Stück weit einbringen.« Als sie sich nicht rührt, wird er nicht gerade deutlicher: »Also, ich finde, du tanzt jetzt mal deinen Namen, oder ich muss dich wirklich bitten, unseren Lichtkreis und den mit unheiligem Fleisch verunreinigten Ashram zu verlassen.«
»Was denn für ein Arsch-Rahm?«, fragt das Lieschen. Sie ist natürlich hellhörig geworden und denkt vermutlichan Champignon-Rahm, aufgepeppt mit zwei, drei Koteletts.
Um genau zu sein, wirft Swami Detlef sie dann gar nicht mehr so sanft aus dem Yoni-Klangschalen-Relaxingkurs, es fallen Sätze wie: »Mit diesen
bad vibrations
kann ich nicht arbeiten« und »Deine destruktive Dynamik ist für die Gruppe jetzt schon ein Stück weit belastend«. Hannelore nennt den Swami Detlef einen »tantrischen Komiker«, und ich lasse mir noch »Würstelrassist« einfallen. Die anderen Damen sind sauer auf uns, weil der Swami jetzt nicht weiter mit seinem Klöppel ihre Yoni-Glocken anbimmelt.
Im Büro des Oberswamis vom
Veganen Land- und Wellnesshotel für regenerative Ganzheitsentschleunigung Strullshagen
, dem Guru Wasnunda, der eigentlich Ludger heißt und auch so aussieht, bekommen wir einen Gratiseinlauf, dass wir uns doch BITTE an die Gepflogenheiten des HAUSES zu halten hätten, um die HEILENDEN Kräfte der GEMEINSCHAFT nicht zu gefährden. Ja, der Mann spricht in Großbuchstaben. Rechts neben ihm: Swami Duchananda, links: armverschränkt die Wohlfühl-Gestapo. Eine viereckige Dunkelblonde, Gertrude Krafft, Beckenbodentrainerin, Ernährungsberaterin, Ausdrucksmalerin. Hätte sie einen Fellschwanz, würde sie auf Wasnundas Schulter sitzen und fauchen.
»Gewohnheiten werden Charakter und Charakter Schicksal!«, faucht sie. »Getötetes Fleisch stört die Bioresonanz! Weißblut ist Diebstahl an den Kühen! Bienenerbrochenes macht Schlechtkost!«
Die Hannelore ist ganz geknickt, die hat Schimpfe noch nie so gut vertragen. Und ich hätte jetzt wirklich gern eine Zigarette.
Stattdessen lässt der Oberswami uns Bittersalz schlucken und schickt uns mit Gertrude in den
Blauen Salon
, in dem nichts ist außer blaue Matten auf blauem Grundvor blauer Wand. Ach ja, und ein Zimmerspringbrunnen. Dort hält Getrude uns weiter Vorträge über Urkost, Folterkoteletts und die Rettung der Welt durch Vegetarianer. Als Hannelore meint, Vegetarier seien auch nur Würstchen, kommt die Gestapo richtig in Fahrt. Irgendwann müssen wir alle drei sehr dringend aufs Klo. Vielleicht hätten wir doch beim Melkfett mitmachen sollen.
Zum Mittagessen gibt es gedünsteten Blumenkohl, in den sich nicht ein einziges Gewürz verlaufen hat, als »milde Ableitungsdiät«. Hannelore bekommt Kopfweh, Lieschen schlechte Laune, und bei der chinesischen Fünf-Elemente-Therapie wird uns von Detlef mitgeteilt, dass wir alle drei »Holz« seien. Dabei guckt er so zufrieden, als ob
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