So schoen Tot
erklären wollte, warum sie sich einen Gutschein vom Baumarkt zur Hochzeit wünschten, winkte ich nur müde ab. Ich hatte schon begriffen. Irgendwann war er ins Bett verschwunden, wir beide saßen kuschelig nebeneinander bei einem Glas Rotwein, der natürlich qualitativ um ein Vielfaches besser als der Lambrusco aus Studentenzeiten war, und ich fragte sie: »Hast du dir das wirklich gut überlegt mit der Heirat? Noch kannst du Nein sagen. Lieber jetzt, als dass du es in ein paar Monaten bereust.«
Doch Anne wuschelte mir mit der Hand durchs Haar und sagte, Manni gäbe ihr den Halt und die Sicherheit, die sie sich schon lange wünschte. Da hab ich sie nur angeguckt,ihr einen leichten Kuss gegeben und ihr alles Glück dieser Welt gewünscht. Natürlich wollte ich immer für sie da sein, falls das mal schiefgehen würde – mit dem Manni. Als ich am nächsten Tag neben ihr im Standesamt saß, hatte ich einen schalen Geschmack im Mund, der sich noch verstärkte, als ich sah, mit was für einem glücklichen Lächeln sie ihr »Ja« hauchte.
Wir haben pfauenhaft fertig genickt.
Nun kommt der
Tempelduft
. Ich rieche aber nix. Überhaupt denkt der kritische Teil meines Hirnes über den Begriff »Duft-Qigong« nach, denn ich hab beim Buchen des Kurses gedacht, wir würden die Übungen in einem warmen Raum machen, umgeben von wohltuenden Düften. Als Verena uns jedoch in der frühmorgendlichen Kühle nach draußen in den taunassen Garten führte und erklärte, Duft-Qigong sei zur Entgiftung und für den Energiefluss da, wollte ich die Gerüche, die dabei entstehen, gar nicht mehr wirklich riechen, sondern war froh, dass wir uns an der frischen Luft bewegen können.
Bei Anne, die neben mir – aller Bedenken Mannis zum Trotz – voller Begeisterung mitmacht, hab ich allerdings das Gefühl, dass die Entgiftung über die Haut schon eingesetzt hat. Ich trete einen Schritt zur Seite. Ist ja nicht mehr lang, nur noch zwölf Übungen, und dann geht’s unter die Dusche und ins mediterran gehaltene Schwimmbad. Erfreulicherweise schweigt Anne jetzt, und auch beim
Streichen der Hände über die Laute
kommt außer einem kurzen Versuch, ihren Gatten noch mal ins Spiel zu bringen, nichts mehr, denn ihr »Also Manni sagt …« wird sofort von einem mehrstimmigen »Psst!« abgeschmettert. Spontan und wortlos haben Verena, die sieben anderen Kursteilnehmerinnen und ich eine Anti-Manni-Initiative gestartet. Jetzt hat es auch Anne kapiert. Gut so.
»Für die nächste Übung
Der Mönch teilt seine Speisen aus
zeigen unsere Handflächen nach oben«, höre ich Verenas Singsang, und sofort drehen sich achtzehn Handflächen vor den jeweiligen Brüsten um und bewegen sich waagerecht auf einer Linie nach außen und wieder zurück zur Mitte. Ooommmmm.
Gestern Abend war ich diejenige, die nach unserer Ankunft im Hotel das Essen austeilte. Beziehungsweise austeilen ließ, denn natürlich hab ich nicht selbst gekocht, das macht man in einem Fünf-Sterne-Dingens ja nicht, da lässt man sich bekochen und bedienen. Das Restaurant war stilvoll beleuchtet, brennende Kerzen auf jedem Tisch, weiße Damastdecken und ebensolche Servietten, gedämpfte Barmusik, kurz: alles, was das Genießerherz begehrt. In dem Augenblick, in dem Anne die Speisekarte öffnete, kam mir jedoch die Galle hoch.
»Manni sagt ja immer, es ist völliger Quatsch, in ein Sternelokal zu gehen. Die kochen ja auch nur mit Wasser, sagt er. Und die verwenden keine anderen Gewürze, sondern geben den Gerichten nur so ausgefallene Namen. Und dafür zahlt man ’ne Menge mehr. Guck dir mal die Preise hier an!«
Ich spülte die Galle mit dem exzellenten Weißwein eines kleinen deutschen Winzers herunter und betete mir mantramäßig vor: Sie kann nichts dafür, Manni hat sie zu dem gemacht, was sie ist. Doch Geduld – bald schon wird sie wieder sie selbst sein.
»Liebelein«, sagte ich, die Zähne zusammenbeißend, »können wir Manni nicht einfach mal bei euch zu Hause lassen und die Zeit hier für uns genießen? Wir müssen keinem etwas beweisen, können so sein, wie wir früher mal waren, Spaß haben, dummes Zeug reden, einfach so, wie uns der Schnabel gewachsen ist.«
»Also, Manni sagt ja …«, begann Anne, doch ich fiel ihr vehement ins Wort.
»Mir ist jetzt scheißegal, was Manni sagt.«
Anne guckte irritiert, auch von den Nachbartischen erntete ich missbilligende Blicke, doch das scherte mich einen feuchten Kehricht. Dieses Wochenende habe ich für Anne und
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