So schoen Tot
Wichtig: Ungeduscht und zerstrubbelt bleiben und auf jeden Fall den Schlafanzug anbehalten. Im Winter kuschelt man sich mit einer Wärmflasche genüsslich in die warme Decke, im Sommer kann man wahlweise auf die Hängematte im Garten ausweichen. Man darf aber keinesfalls im Bett arbeiten, das giltet nicht. Nein, es muss den ganzen Tag über dem Müßiggang gefrönt werden: viel lesen, Lieblingsfilme auf DVD schauen und vor allem dösen, dösen, dösen. Schlaf macht schön und schlank. So ein Tag im Bett lädt den Akku auf. Am nächsten Morgen ist man mit sich und der Welt im Reinen, die Haut ist klar, die Augen strahlen, und die Nerven sind wieder festgezurrt wie Drahtseile.
Manfred C. Schmidt
Burgfrieden
Ich merkte gleich, dass etwas anders war als sonst. Freerk Freerksen, Jann Janssen und Cornelius Cornelius standen wie gewohnt am Stehtisch. Ohne ein Wort zu sprechen, setzten sie wie immer gleichzeitig die grünen Flaschen an. Sie tranken mit langen Zügen. Etwas lauter als sonst donnerten sie die Flaschen wieder auf den Tisch. Die beiden Besucher, die vor mir meine Stammkneipe betraten und für mich die Tür aufhielten, ignorierten sie gänzlich. Mich dagegen begrüßten sie sofort mit lautem »Moin!«, »Moin!«, »Moin!«. Ich nickte in ihre Richtung. Die plötzliche Geschwätzigkeit der Trinkrunde machte mich stutzig.
Ich setzte mich an den hölzernen Ecktisch und bestellte bei der natürlich blonden Bedienung ein Bier.
Da geschah etwas Unglaubliches, in diesem Lokal Nochniedagewesenes. Als Erster bewegte sich Jann Janssen. Er drehte sich um 180 Grad zu mir herum. Es wurde mucksmäuschenstill im Raum. Man merkte, dass es Jann äußerst unangenehm war, wie sich alle Blicke auf ihn richteten, als er sich kurz darauf an meinen Tisch setzte, in der einen Hand sein Bier, in der anderen den Deckel. Alles klar, die Sitzung würde länger dauern! Wieder ein redseliges »Moin!«. Ich brummte zurück. Jann sah mir fest ins Gesicht; ich hielt seinem Blick stand. Kurz bevor die Bedienung ein zweites Mal kam, saßen dann alle drei an meinem Tisch: Freerk Freerksen, Jann Janssen und Cornelius Cornelius.
Wortlos schoben sie der Blonden ihren Deckel hin. Das konnte nur eines bedeuten: Jann, Freek und Cornelius luden mich ein! Sensationell! Wenn die drei jemanden einluden,war das einerseits eine große Ehre, andererseits auch Vorsicht geboten, denn dann wurde vom Beschenkten, also in diesem Falle von mir, eine dringende Gegenleistung erwartet.
Mittlerweile hatten die anderen Gäste ihre Gespräche wieder aufgenommen.
Nach fünf schweigsamen Minuten begann Jann leise: »Du, Ole …!«
»Psst«, unterbrach ich ihn sofort, »keine Namen!«
Jann blickte verdutzt drein: »Aber du heißt doch Ole. Das wissen alle!«
Zwar hatte er in diesem Falle recht, aber ich ahnte, dass es um etwas Geschäftliches gehen würde. Und bei dem, was ich betrieb, blieb man am besten anonym. Außerdem ging ich meinem Job nur selten in Ostfriesland nach. »Trotzdem! Keine Namen!«
»Okay, Ol…, okay«, lenkte Jann ein. »Du musst uns helfen. Wir haben da ein Problem.« Er machte eine Pause.
»Hm … wie soll ich sagen?«, druckste Jann herum. »Wir können das nicht selber regeln«.
»Worum geht es? Du weißt, dass ich hier in der Gegend nur ungern Aufträge annehme! Hier herrscht Burgfriede!«, entgegnete ich.
»Klar doch, aber wir glauben, du wirst schon einen Weg finden«, schaltete sich nun Cornelius ein, »und wir geben dir dreißig Prozent von der Summe, um die es geht!«
Da ich nicht wusste, ob die drei überhaupt wussten, wie viel dreißig Prozent sind und vor allem wovon, ließ ich sie weitererzählen.
»Wir sind reingelegt worden.« Alle drei nickten heftig mit den Köpfen bei dieser Aussage.
»Adelmund Friedle hat uns ausgenommen, du weißt, der sogenannte Vermögensberater, der in der Herdestraße wohnt«, ergänzte Jann.
»Auf normalem Weg bekommen wir unser Geld nicht wieder zurück, auf normalem nicht«, fügte Cornelius hinzu, während Freerk mit vier Fingern eine neue Runde bestellte.
»Friedle hat uns Aktien aufgeschwatzt«, erzählte Jann endlich, während ich mich fragte, woher die drei überhaupt das entsprechende Kleingeld hatten. Aber schon fuhr Jann fort und meinte: »Ich hab da son büschen von meiner Mudder geerbt, und Cornelius hat Geld auf den Hof seiner Eltern aufgenommen.«
»Und du?« Ich sah Freerk an.
Bevor der antworten konnte, sagte Jann: »Freerk hat doch kürzlich ’ne ganze Menge im
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