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So schoen Tot

So schoen Tot

Titel: So schoen Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Franke , Sandra Luepkes
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hatten wir ihn verfolgt. Um nicht entdeckt zu werden, fuhren wir weiter in Richtung Ostbense.
    »Was ist das, ein Puff?«, fragte der Nachwuchsmafioso, als wir an einem Wellnesshotel vorbei zum Deich wollten.
    »Nein, völlig seriös! Dort gibt es Massagen, Eierkocher   – Whirlpools   –, Schlickpackungen und diesen ganzen Kram«, klärte ich meinen süddeutschen Freund auf. Bei Schlickpackungen oder Schlickkuren würden die Damenund Herren mit dem Schlick aus dem Watt eingeschmiert, erzählte ich auf Nachfrage. Hinzu kämen dicke Salzkörner, eine Art Peeling. Das Ganze würde eintrocknen, und nach einer gewissen Zeit müsste alles abgespült werden. Man hätte danach eine zarte Haut wie ein Kullerpfirsich.
    Sergio hatte Fragezeichen im Gesicht: »Wenn’s schön macht!«
    Wir hielten am Deichfuß, um von dort die Hofeinfahrt des Schäfers unauffällig beobachten zu können.
    »Wenn du mich fragst, könnten sich die Leute auch gleich hinter dem Deich ins Watt schmeißen, denn von dort kommen die Packungen ohnehin. Du kannst nachsehen, es ist gerade Ebbe«, sagte ich, als ich die Fenster zur besseren Durchlüftung herunterfuhr und dann den Feldstecher scharfdrehte.
    »Ebbe? Das habe ich noch nie gesehen. Ich schau mir das mal an«, rief mein Begleiter und sprang auch gleich aus dem Auto. Ich verdrehte die Augen gen Himmel und rief ihm hinterher: »Wenn’s denn sein muss. Aber beeil dich. Wir müssen dranbleiben, wenn Friedle wieder herauskommt.«
     
    »Übrigens, deine Jacke spannt, man kann den Abdruck deines Pistolenhalfters erkennen«, meinte Sergio, als er nach einer Weile wieder im Roadster Platz nahm. »Und Wasser war gar keins da.«
    Unverschämter Lümmel, dachte ich mir. Und wirklich von nichts eine Ahnung!
    Die Observation an diesem Tag brachte nichts mehr. Der moderige Geruch des Wattenmeers und der aufkommende Wind blieben an diesem Tag wohl das Aufregendste für uns.
    ***
    Einige Tage später, Sergio war unterwegs, klingelte mein endlich zum Einsatz kommendes Prepaid-Handy. Mich traf der Schlag, als ich hörte: »Freerk! H-i-e-r i-s-t F-r-e-e-r-k! Der Sergio hat mir sein Handy gegeben. Er meinte, du wärst garantiert damit zu erreichen! Wollt nur mal wissen, wie ihr so vorankommt.«
    Ich schäumte vor Wut über Sergio, diesen Dilettanten. Dieser Vollpfosten von Mafioso latschte mit unseren sensiblen Informationen durch die Gegend, plauderte alles aus und scherte sich einen Dreck um die Geheimhaltung unserer Aktion. Da konnte ich gleich alles alleine machen. Burgfrieden hin, Burgfrieden her.
    Um mich zu beschweren, rief ich abends wutentbrannt bei Luigi an, doch ich hörte nur die Stimme seines Bruders. Ich verstand ihn kaum, als er in bester Marlon-Brando-Manier kehllos ins Telefon krächzte: »Du musste haben Geduld, prego! Sergio ist noch junge   … Studente, capito?   … Er musse noch viele lernen. Aber Sergio schon Fachmann, Grabefachmann.«
    Ich verstand nur Bahnhof. Ich sah ein, dass das Telefonat nichts brachte.
    Plötzlich drehte sich ein Schlüssel im Schloss der Haustür. Bevor ich Sergio zur Rede stellten konnte, rief er mir bereits am Eingang entgegen: »Es geht voran! Es geht voran! 4711, das ist es, 4711!!!« Dann berichtete er, er hätte Friedle entführt. In mir stiegen Hitzewellen hoch, die den Schweiß am Haaransatz aus den Poren drückten.
    »Du hast was?«, unterbrach ich ihn lautstark. Noch hoffte ich, mich verhört zu haben. Ich merkte, wie mir der Fall entglitt. Ich bekam zum ersten Mal in meinem Leben weiche Knie.
    Sergio meinte, ich solle mich entspannen, vielleicht ein Schlickbad nehmen. Dabei lachte er so vielsagend, dass mir noch schlechter wurde.
    Ich packte ihn am Kragen und schleuderte ihn in meinen alten Ledersessel: »So, du elender Praktikant. Nun machen wir es auf meine Art, jetzt gibt es die ostfriesische Variante!« Ich setzte mich ihm gegenüber und drohte, seine Eingeweide mit bloßen Händen herauszureißen, wenn er nicht augenblicklich erzählte, was er angestellt hatte. »Und was bedeutet, du bist Grabefachmann?«, herrschte ich ihn an, während ich unter meiner angeblich zu engen Jacke nach der Waffe griff.
    Abwehrend hob er die Hände und sagte: »Bleib cool, Mann, bleib cool!« Er drückte den Lauf meiner Knarre langsam von seinem Kopf weg zur Seite: »Ich bin ausgebildeter Spezialist für Eingrabungen, nicht Grabefachmann   – was ist das für ein Indianerdeutsch? Ausbildung in Kalabrien, zwei Semester! Letztlich ganz simpel! Du gräbst dein

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