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So schoen Tot

So schoen Tot

Titel: So schoen Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Franke , Sandra Luepkes
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Tier. Dann schloss er die Garage und ging ins Haus.
    ***
    Am Donnerstag war Magnus Meints einer der Letzten, der das Fitnessstudio verließ. Natürlich variierte er seine Trainingszeiten, schließlich galt es, in jeder Hinsicht flexibel zu bleiben. Tatsächlich aber pumpte er jeden dritten Donnerstag sein Eisen erst am späten Abend. Auch ein Unberechenbarer hatte eben seine festen Zeiten. Aber um die herauszubekommen, hätte man schon ein
Beobachter
sein müssen, dachte er grinsend und schwang sich aufs Rad.
    Feierabend hatte er noch lange nicht. Den hatte man als Selbstständiger sowieso kaum, schon gar nicht, wenn man sein eigener Chef und einziger Mitarbeiter war. Auch heute waren noch ein paar Dinge zu erledigen, die den Schutz der Dämmerung ganz gut gebrauchen konnten. Tagsüber fuhr er seine Touren   – stets unberechenbar!   – und verteilteseine Prospekte. Auch die freundlichen Mahnungen an diejenigen, die sein ja nun wirklich überzeugendes Angebot ausschlugen, brachte er in der Regel tagsüber vorbei. Wenn man nur wusste, wer wann zu Hause war und wer nicht, war das kein Problem.
    Manche Leute allerdings blieben trotz der Mahnung stur. Dann durfte man natürlich nicht nachgeben, sonst war ja die ganze Überzeugungskraft im Eimer. Dann musste man andere Saiten aufziehen. Und das tat man am besten nicht bei Tageslicht.
    Heute war wieder einer dran. Einer von den ganz Halsstarrigen. Rolf Bock hieß er. Die heutige Lektion würde schmerzhaft für ihn sein. Magnus Meints grinste. Vier Wochen an Krücken würden ihm schon ausreichend zu denken geben.
    Natürlich hatte er sich dazu etwas Besonderes ausgedacht. Eine kleine Anspielung auf Gemeinsamkeiten. Eine Zehn-Kilo-Kurzhantel hatte er aus dem Studio mitgehen lassen. Die würde mit den Mittelfußknochen dieses dickfelligen Burschen kurzen Prozess machen. Und einen gewissen Erinnerungswert hatte sie außerdem.
    Dort, wo der Radweg durch den Park führte, hielt der Muskelmann an, holte ein dunkles Sweatshirt und eine schwarze Motorradmaske aus seiner Sporttasche und zog beides an. Die Hantel ließ er in der Tasche, bei seinen anderen Utensilien. Noch. Dann schwang er sich wieder auf sein Rad, fuhr an, ohne das Licht einzuschalten, nahm Fahrt auf, schaltete hoch, schoss aus der Deckung des Parks heraus und überquerte die um diese Zeit verlassene Straße in einem eleganten Bogen.
    Ein Motor heulte. Reifen drehten kreischend durch. Ein unbeleuchtetes Auto kam aus einer Einfahrt hervorgeschossen. Magnus Meints bremste mit aller Kraft, aber es war zu spät. Der Wagen erfasste ihn voll von der Seiteund schleuderte ihn hoch. Er rutschte über die Motorhaube und stürzte auf der anderen Seite auf die Straße, während sein Rad überrollt und zerdrückt wurde. Sein Fahrradhelm, der wie immer am Lenker gehangen hatte, hopste in hohem Bogen davon. Die Sporttasche platzte auf. Mit einem metallischen Klingeln rollte die verchromte Hantel übers Pflaster; sie funkelte im Licht plötzlich aufflammender Autoscheinwerfer.
    Magnus Meints stöhnte; anscheinend hatte er sich das Bein gebrochen. Mist, verfluchter! Diesen Unfall hätte doch jemand ganz anderer haben sollen! Damit fiel er jetzt mindestens sechs Wochen aus. Und wer sollte in dieser Zeit sein Geschäft führen?
    Der Fahrer stieg aus. Ganz ruhig, als hätte er alle Zeit der Welt. Er bückte sich nach der Hantel, und als er zugriff, erfassten die Scheinwerfer sein Gesicht.
    Rolf Bock.
    Er trat näher und ging neben dem Muskelmann in die Hocke. »Es gibt da ein Sprichwort«, sagte er leise. »Vielleicht kennst du es: Wenn du eine Waffe hast, dann denke daran, dass sie auch gegen dich gerichtet werden kann.«
    »Was?«, stammelte der. »Ich verstehe nicht.«
    »Soll heißen,
beobachten
kann ich auch«, sagte Rolf Bock.
    Magnus Meints schüttelte den Kopf. Was sollte das? War dieser Typ denn völlig verrückt? »Wollen Sie denn nicht endlich einen Krankenwagen rufen?«, stieß er stöhnend hervor. »Mein Bein   … Ich habe Schmerzen!«
    »Schmerzen?« Rolf Bock hob die Hantel. »Keine Sorge, die sind gleich vorbei.«
    ***
    Als Polizei, Notarzt und Leichenwagen wieder abgerückt waren, rieb sich Rolf Bock die Hände. Alles war nach Plangelaufen. Die amtliche Ankündigung, dass seine Fahrweise noch untersucht und womöglich mit einer Geldbuße belegt werden würde, sorgte ihn nicht. Die eigentliche Schuldfrage war geklärt. Dass dieser Typ ihm maskiert, unbeleuchtet und mit Einbruchswerkzeug nebst gestohlener Hantel in

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