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So schoen und kalt und tot

So schoen und kalt und tot

Titel: So schoen und kalt und tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Withcomb
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zur Seite. „Der Nebel ist fast verschwunden, und ich kann von hier aus noch immer den Weg sehen. Wenn es ganz dunkel ist, bin ich längst wieder zurück.“
       Alanis saß wie angewurzelt auf ihrem Stuhl. „Ist das dein Ernst, Mel?“, fragte sie und ihre Stimme klang so zart und leise wie das Piepsen eines kleinen Vogels. „Hast du vergessen, was passiert ist?“
       „Du hast doch gehört, dass der Park absolut sicher ist“, antwortete Melanie, ohne sich umzudrehen. „Ich brauche einen kleinen Spaziergang, sonst kann ich nicht schlafen“, fügte sie als Erklärung hinzu.
       „Ich werde nicht mitgehen“, entschied das Mädchen in der Hoffnung, Melanies Entschluss damit zum Wanken zu bringen. „Sei bitte leise, wenn du zurückkommst, damit du mich nicht aufweckst. Falls du zurückkommst…“, fügte sie so leise hinzu, dass sie kaum mehr zu verstehen war. In ihren Augen spiegelte sich grenzenlose Angst.
       Die konnte Melanie jedoch nicht sehen, denn sie konnte sich einfach nicht von dem herrlichen Ausblick aus dem Fenster hinunter in den weiten Park losreißen. Etwas zog sie magisch an, und sie wusste, sie würde keine Ruhe finden, wenn sie nicht wenigstens einen kleinen Teil nahe am Castle heute noch erkundete.
      „Ich werde nicht lang weg sein.“ Sie schaute zu Laird Ian. „Es ist doch in Ordnung?“, fragte sie ein wenig unsicher.
       Ian lachte leise. „Sie sind Benjamins Lehrerin, nicht meine Leibeigene“, antwortete er mit einem schelmischen Blitzen in den eisblauen Augen. „Natürlich ist Ihnen alles erlaubt, was Sie möchten, soweit es nicht Ihre Sicherheit gefährdet. Und das ist in unserem Park ganz sicher nicht der Fall.“ Er verabschiedete sich von Melanie und Alanis und folgte dann seiner Familie.
       „Bitte bleib hier, Melanie“, sagte Alanis leise, als sie allein im Esszimmer waren. „Ich habe Angst um dich.“
       Melanie lachte und nahm ihre Schwester in die Arme. „Das musst du nicht, Darling. Du hast doch gehört, dass hier alles sicher ist. Der Park ist für Fremde nicht zugänglich, und außerdem bin ich sicher, dass sich in diese Einsamkeit hier höchstens einmal im Jahr ein Fremder verirrt, wenn überhaupt“, bemerkte sie leichthin.
       „Dann geh ich mit dir.“ Alanis konnte kaum mehr die Augen offen halten, doch die Angst um die Schwester hielt sie notdürftig wach.
       „Geh ruhig schlafen, ich werde nicht lange bleiben. Ich merke nur, dass ich frische Luft brauche, um wieder richtig durchatmen zu können. Hier im Castle ist etwas, das sich wie ein Zentnerblock auf meine Brust legt. Eine Viertelstunde, länger bleibe ich nicht.“ Melanie war fast schon versucht, auf ihren Abendspaziergang Alanis zu Liebe zu verzichten.
       „Ist schon in Ordnung.“ Alanis umarmte ihre Schwester, dann folgte sie Ian. „Pass auf dich auf. Ich brauche dich, Mel.“ Sie drehte sich noch einmal um. Ihr Blick hatte sich seltsam verändert, war fremd und abwesend. „Du weißt, dass im Park jemand auf dich wartet.“
       „Was meinst du?“, fragte Melanie noch, aber Alanis war bereits gegangen. Seufzend zog sie die dünne Strickjacke über und verließ nun auch das Speisezimmer. Der Gang, der zur Eingangshalle führte, war ziemlich dunkel. Nur zwei kleine Petroleumlämpchen spendeten ein sparsames Licht.
       Endlich hatte sie die Haustüre erreicht, die nicht abgeschlossen war. Ein unangenehmes Gefühl beschlich sie, das jedoch nicht lange anhielt. Als sie auf der Treppe stand hatte sie plötzlich den Eindruck, als würde jemand nach ihr rufen. Sie schaute sich suchend um, aber sie konnte niemanden entdecken. Schließlich sagte sie sich, dass sie es sich wohl nur eingebildet hatte.
       Mühsam setzte sie einen Fuß vor den anderen. Sie wusste nicht den Grund, dass sich ihr Körper auf einmal so schwer anfühlte als bestünde er aus Bleigewichten. Dennoch musste sie immer weiter gehen obwohl eine innere Stimme ihr riet, es nicht zu tun.
       Die Luft war kühl und schwer. Der Geruch von Moder und Wasser machte ihr das Atmen schwer. Dennoch lief sie leichtfüßig die breite Treppe hinunter. Der lange Rock, den sie zum Abendessen gewählt hatte, behinderte sie etwas, doch es störte sie eigentlich nicht. Mit beiden Händen hob sie ihn ein wenig an, damit der Saum nicht schmutzig wurde.
       Die Steinchen knirschten unter jedem ihrer Tritte, und von den Bäumen fielen kalte Wassertropfen in ihr Gesicht und auf ihre Hände. Es fühlte sich an, als würde

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