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So schön wie hier kanns im Himmel gar nicht sein!: Tagebuch einer Krebserkrankung (German Edition)

So schön wie hier kanns im Himmel gar nicht sein!: Tagebuch einer Krebserkrankung (German Edition)

Titel: So schön wie hier kanns im Himmel gar nicht sein!: Tagebuch einer Krebserkrankung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Schlingensief
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Teilungen im eigenen Körper können zum Tod führen. Schon verrückt, was einem plötzlich alles einfällt …

    Auch die Frage, wie ich sterben will, ist weiterhin eine zentrale Frage in meinem Kopf. Das ist nicht nur negativ, ich empfinde das als produktiv. Da kann ich den Dämon auch für mich einsetzen. In den ersten Tagen habe ich ja nur fluchen können: Was für eine Scheiße! Es ist zum Kotzen, ich will nicht sterben! Inzwischen kann ich – manchmal, nicht immer – viel ruhiger überlegen, in welchem Bild ich sterben will. Wie sieht dieses Schlussbild aus? Die meisten Leute sagen wahrscheinlich: Pessimistischer Quatsch, was soll ich mich damit beschäftigen? Aber ich glaube felsenfest, dass man sich darüber Gedanken machen muss.

    Wie sieht das Schlussbild aus?

    Immer wieder muss ich dabei an Afrika denken. Am Ende, wenn es denn sein soll, werden meine Freunde mit nach Afrika fahren, wir werden an meiner Oper bauen, und irgendwann wird man dafür sorgen, dass ich keine Schmerzen habe und etwas angenehmer wegjuckele.
    So stelle ich mir das vor. Und in Afrika gibt’s auch viele Dämonen, die ich für mich einsetzen kann.Vielleicht bringe ich ja auch selbst eine Art Sterbeversicherung mit dahin. Die Oberärztin sagte eben: »Sie müssen Ihre Lunge wie einen Augapfel hüten. Wenn da eine Entzündung entsteht, dann müssen Sie wirklich sofort in ärztliche Versorgung.« Das sei schon anders, als wenn man zwei Hälften habe. Das heißt, wenn ich ganz schwach werde und es nicht mehr weitergeht, dann könnte ich auch einfach eine Infektion bekommen und würde dann wenigstens einen etwas angenehmeren Tod sterben. Denn die Frage nach dem Selbstmord steht für mich nicht mehr relevant im Raum. Nur sich hier mit Schläuchen irgendwie durchschleusen zu lassen, das sehe ich nicht für mich. Das sehe ich eigentlich für keinen Menschen, der nicht als reiner Märtyrer oder Masochist geboren ist.
    Jedenfalls gibt es diese Idee mit Afrika. Diese Idee ist sicher noch nicht ausgereift, ist vielleicht genauso verrückt wie alles andere. Aber verrückt ist der falsche Ausdruck. Es geht hier nicht um Narrentum. Der Begriff kann im Mittelalter noch so positiv benutzt worden sein, aber natürlich ist alles, was als Narrheit gilt, immer nur ein Sahnetörtchen für die Saturierten, die sowieso nichts denken. Die brauchen das, die brauchen die Idee des Narrentums, damit sie sagen können, der Typ hat’s eh nicht ernst gemeint. Nein, das ist es nicht. Ich finde nicht, dass meine Sachen verrückt sind. Ich darf mich dafür gerne haben, was ich mache. Und der Gedanke an dieses Opernhaus in Afrika, mit Krankenstation, Schule, Probebühnen und Übernachtungsmöglichkeiten, ist eben ein Bild, das mich zum Denken bringt. Was das genau ist und was sich da genau abspielt, spielt gar keine große Rolle. Genau wie bei so einem Tumor. Das Bild und der Tumor sind jetzt einfach da, und sie sind erst mal der Grund, mehr nachzudenken als sonst. Und anders zu denken und genauer zu denken.
    Da kommt meine Liebste zurück. Mehr davon demnächst in diesem Theater.

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    Freitag, 1. Februar, abends
    Habe versucht, noch ein bisschen fernzusehen, aber das geht gerade nicht. Ich halte dieses Medium, das so klug tut, sich zu Gott und der Welt äußert und uns alle im Griff hat, nicht mehr aus. Nicht, weil sie da von einem unbeschwerten Leben sprechen, gönn dir was, kauf dir ein neues Auto und deinen Kindern Schokolade oder sonst irgendwas. Auch nicht, weil ich die Sachen niveaulos finde – ich lache gerne über Blödsinn. Aber ich kann den Fernseher nicht mehr einschalten. Das ist ein Medium, das mir im Moment völlig fremd ist, weil da wie in einer Endlosschleife immer dasselbe geredet wird. Da kann man reinschalten und wie nach einer Betäubung ohne Probleme an den Satz anschließen, der vor der Betäubung gesprochen wurde. Das haben mir die Anästhesisten hier erklärt. Man kann sich heutzutage einschläfern lassen, dabei irgendwas reden, und wenn man aufwacht, redet man einfach weiter, die Sätze passen aneinander. Der Mensch ist gar nicht weg gewesen, er wurde einfach nur kurz in seiner Zeit unterbrochen.
    Zeitungen will ich auch nicht mehr lesen. Da steht das Geblubber von armen kleinen Menschen, die schreiben, weil sie schreiben wollen und im besten Fall auch können. Meist schreiben sie das, was der Chef will, vielleicht dürfen sie auch mal ausbüchsen, aber bitte nicht zu viel. Dann liefern sie etwas ab, was in dem Moment, wo es auf die

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