So sexy ist das große Glueck
Verdammt, er hasste diese Erinnerung. Hasste seinen Vater dafür, ihn verlassen zu haben, sich selbst aber noch mehr, weil er ihn angefleht hatte zu bleiben.
Langsam ließ er die Handbremse los und starrte zu Jessicas Tür hinüber. Er hegte keinen Zweifel, dass sie sich irgendwann auf eine heiße Affäre einlassen würde, aber er würde sie auf keinen Fall zu etwas drängen. Nein, er wollte, dass sie ihn so sehr begehrte, dass sie gar nicht anders konnte.
Er selbst sehnte sich stärker nach ihr, als er sich eingestehen wollte. Und die Funken zwischen ihnen waren mächtig. Egal, mit welchem Mann sie jetzt auch ausging – ihre Verabredungen mussten schal wirken im Vergleich zu der heftigen Anziehung, die zwischen ihnen herrschte.
Deshalb ging er auch kein Risiko ein, wenn er ihr Tipps gab, welchen Mann sie als Nächstes treffen sollte. Je mehr Zeit sie mit sanftmütigen, übermäßig gefühlsbetonten Männern verbrachte, desto schneller würde sie sich der Sinnlichkeit ergeben, die sie beide miteinander verband.
Sehr zufrieden mit seinem Plan verließ Cutter genau in dem Moment das Auto, als ein geschmeidiger italienischer Sportwagen am Bürgersteig hielt. Ein schwarzhaariger Mann im dunklen Anzug stieg aus, doch Cutter ignorierte ihn, bis sie kurz darauf gemeinsam auf Jessicas Haustür zugingen.
Vielleicht war es bereits zu spät, ihr nächstes Opfer auszuwählen.
„Sind Sie Jessicas Date für den Abend?“, fragte Cutter.
Der Mann warf ihm einen forschenden Blick zu. „Ich bin ihr Exmann.“ Er streckte die Hand aus, ging dabei aber weiter. „Steve Brice.“
Der Exmann, dem sie etwas schuldig war. Für den sie sich notfalls ein Bein ausreißen würde.
Nichts an Steve Brice wirkte übermäßig gefühlsbetont. Erfolgreich, ja. Kultiviert, ganz sicher. Aber bestimmt nicht sanftmütig.
Cutter erwiderte den Handschlag zögernd. „Cutter Thompson.“
„Ich habe Sie von dem Foto in der Zeitung her erkannt.“ Steve war groß und athletisch und schaute ihn wachsam an. „Sind Sie hier, um Jess auszuführen?“ Es schien, als wolle er herausfinden, was Cutters Absichten waren.
Gemeinsam stiegen sie die Treppe hinauf. „Ich bin hier, um ihr dabei zu helfen, das perfekte nächste Date zu finden.“
„Ach ja?“ Das Lachen von Jessicas Exmann kam unerwartet, wirkte aber keinesfalls feindselig. Es klang mehr nach: Sie haben keine Ahnung, worauf Sie sich da einlassen. Als Jessica die Tür öffnete, senkte Steve die Stimme und murmelte amüsiert: „Viel Glück dabei.“
Eine Viertelstunde später spielte ein Jazzsong sanft im Hintergrund, Jessicas Laptop stand auf dem Wohnzimmertisch und Cutter saß auf der Couch und wartete.
„Ich habe eine Flasche Sauvignon Blanc geöffnet, falls du Lust hast.“ Jessica kam mit einer Weinflasche und zwei Gläsern aus der Küche. „Auf zehn Grad perfekt gekühlt.“
Steve folgte mit zwei Flaschen Bier, wovon eine schon halb leer war. „Sie kommen mir mehr wie ein Biertrinker vor.“ Er streckte ihm die volle Flasche entgegen. „Ich habe keine Ahnung, wie viel Grad es hat, aber es ist kalt.“
Dankbar nahm Cutter das Angebot an. „Kalt ist gut.“
Bis zu diesem Zeitpunkt war ihr Umgang miteinander relativ wachsam gewesen. Und als das Gespräch um die neue Turnhalle für den lokalen Jugendklub ging, die von Steves Stiftung finanziert worden war, hatte Cutter die beiden in der Küche allein gelassen, damit sie in Ruhe die große Eröffnungsparty besprechen konnten. Anscheinend gingen sie gemeinsam hin.
Steve deutete auf das Foto des dreißigjährigen Hispanoamerikaners auf dem Laptop. „Haben Sie den Arzt oder den Anwalt ausgewählt?“ Er nahm auf dem Sessel ihm gegenüber Platz.
Jessica setzte sich neben Cutter auf die Couch, was seinem männlichen Ego sofort Befriedigung verschaffte. „Den Anwalt“, antwortete er. Steve zuckte zusammen, worauf Cutter sich ein Lächeln verkniff. „Umweltrecht“, fügte er hinzu. „Sein Hauptanliegen ist es, die Everglades zu bewahren. Erst letztes Jahr hat er den bekannten Umweltschutzpreis, den Green Goal Award, bekommen.“ Er grinste leicht. „Also ist er auch ein Weltverbesserer.“
Steve nickte. „Gute Wahl.“ Seine Augen funkelten, und er trank fröhlich sein Bier. „Sie hat eine Schwäche für Männer mit einem Hang zur Selbstlosigkeit.“
Genauso wie ihr Ex – ein Mann, der für seine Wohltätigkeitsarbeit bekannt war. Jetzt, wo er Steve kennengelernt hatte, wuchs Cutters Neugier noch mehr. Nur weil der Mann
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