So sinnlich kann die Liebe sein
hatte nämlich ein schlechtes Gewissen, dass er ihre Erwartungen nicht erfüllt hatte.
Zorn wallte in ihr auf. „Ich habe mich ausgezeichnet vergnügt, Jake", versicherte sie in eisigem Ton. „Wenn das alles ist, was dir Sorgen macht, kannst du es gleich wieder vergessen. Du hast keinerlei Verantwortung mir gegenüber, weder jetzt noch sonst irgendwann. Ich bin vollkommen zufrieden. Vielen Dank!
Würdest du jetzt bitte gehen?" Sie stand auf.
„Hör mal!" wandte er ein. „Es ist nicht..."
Sie hob abwehrend beide Hände. „Geh. Bitte!"
Er wollte nach ihr greifen. „Ich möchte dich wiedersehen."
Bel entzog sich ihm. „Nun, das ist sehr nett von dir, Jake. Mehr, als ich erwarten durfte. Vielen Dank auch. Du kannst mich ja mal anrufen", entgegnete sie ironisch.
Hilflos ließ er seine Hände sinken. „Das werde ich tun", erklärte er und wandte sich zum Gehen.
„Vergiss nicht deine Aktentasche!"
Wortlos nahm er die Tasche an sich. An der Tür drehte er sich um. „Ich werde dich anrufen, Bel."
Sie regte sich nicht und sagte auch nichts, sondern schaute ihm nur stumm nach, als er die Tür hinter sich zumachte.
Bels Wut hielt so lange an, bis sie Jake mit dem Wagen wegfahren hörte. Dann gaben ihre Beine unter ihr nach, und sie sank aufs Sofa. Sie starrte blicklos vor sich hin und versuchte nachzudenken.
Hatte Jake Recht? Hatte sie ihm tatsächlich eine schreckliche Verantwortung aufgebürdet? Aber warum betrachtete er es als Verantwortung, wenn sie es nicht so sah? Sie hatte mit ihm schlafen wollen, um das Vergnügen zu erleben, das er ihr anbieten konnte.
An etwas anderes hatte sie nicht gedacht...
Aber das stimmte nicht ganz. Bel erkannte, was wirklich mit ihr passiert war.
Sie hatte sich in Jake verliebt. Damit war für sie die Entscheidung schon gefallen, als er sie in die Arme geschlossen hatte.
Hatte er denn Recht?
Bel stand auf und ging, ohne sich dessen bewusst zu sein, ins Schlafzimmer. Ihr Blick fiel auf die zerwühlten Laken. Wieder sah sie sein überraschtes Gesicht vor sich, die Betroffenheit in seinem Blick, als er plötzlich zum Höhepunkt kam.
Sollte er sich verantwortlich fühlen, weil er glaubte, bei ihr etwas wieder gutmachen zu müssen? Wollte er sie deshalb wiedersehen, um ihr zu zeigen, dass er besser sein konnte als bei ihrem ersten Mal? Sein Gerede von der großen Anziehungskraft zwischen ihnen hatte keine Bedeutung. Ihm ging es mehr um sein Ego.
Da erst rannen ihr die Tränen über die Wangen. Sie warf sich quer über das Bett und weinte.
Jake konnte sich nicht erinnern, jemals so verärgert über einen anderen Menschen gewesen zu sein. Er kochte vor Wut und achtete kaum auf die Straße, aber das merkte er nicht einmal, so sehr war er in Gedanken mit Bel beschäftigt.
Was hatte er da nur angerichtet! So ungeschickt war er schon lange nicht mehr.
Hoffentlich passierte ihm das nie wieder. Ausgerechnet er, der große Frauenheld, hatte viel zu früh die Kontrolle über sich verloren.
Aber wäre Bel keine Jungfrau gewesen, wäre es nicht passiert. Jake hatte gleich gespürt, dass er sich bei ihr kaum zurückhalten konnte. Schon als er sie geküsst hatte, war er schwach geworden. Bel wirkte anziehender auf ihn, als er geahnt hatte. Und natürlich war es keine Hilfe für ihn, dass er die letzten Monate so enthaltsam gelebt hatte.
Als er dann herausfand, dass sie noch Jungfrau war, war es vollends um ihn geschehen. Er erinnerte sich an den Augenblick, als er begriffen hatte, was ihr Aufschrei bedeutete. Zuerst hatte er gedacht, sie sei einfach überwältigt. Erst als er die winzige Barriere in ihr spürte, war ihm alles klar geworden.
Nie zuvor waren solche Gefühle auf ihn eingeströmt wie in diesem Moment.
Eine nie gekannte Leidenschaft hatte ihn durchflutet und vollkommen hilflos gemacht. Er konnte nicht anders, als sich ihr zu überlassen.
So etwas hatte er nie zuvor erlebt, nicht beim ersten Mal und auch nie danach.
Ein Glücksgefühl wie dieses konnte süchtig machen.
Drogen hatte er nie angerührt. Der Gedanke, von irgend etwas abhängig zu sein, machte ihm Angst. Und was er in dem Moment mit Bel erlebt hatte, war eine so vollkommene Hingabe gewesen, dass er sich selbst nicht mehr wiedererkannt hatte.
Zu seinem Entsetzen begriff er, dass es dieses Gefühl war, das Männer dazu brachte, einer Frau einen Antrag zu machen. Als sie sich ge stritten hatten, wäre ihm beinahe „Heirate mich, Bel." herausgerutscht, und dabei war er doch der absolute
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