So sinnlich kann die Liebe sein
Sie hatte sich wirklich hoffnungslos In ihn verliebt.
„Nein, Jake", wehrte sie sich.
„Bel!" Die Begehrlichkeit war in dem einen Wort deutlich zu hören.
„Jake, nein."
„Bel, ich will dich lieben", drängte er heiser.
Sie rang mit sich, und obwohl es ihn mehr Kraft kostete als jemals zuvor, sich zurückzuziehen, richtete er sich auf und gab sie frei.
„Jake, ich kann jetzt keine Entscheidung treffen", gestand Bel ihm leise. „Ich muss erst darüber nachdenken."
„Bel, wie immer du dich entscheidest, lass mich dich jetzt lieben. Lass mich dir zeigen, wie gut es sein kann."
Sie schüttelte den Kopf. „Ich will es lieber nicht wissen."
Er erstarrte und bemühte sich um einen gleichmütigen Ton. „Das klingt, als hättest du dich bereits entschieden."
„Ich weiß es nicht", wiederholte sie und fühlte sich innerlich zerrissen.
Er stand auf. Sie folgte seiner Bewegung mit den Augen und bemerkte, wie blass er aussah, und hätte beinahe die Arme ausgebreitet.
„Was du von mir verlangst, ist schrecklich, Jake. Ich wollte nie in wilder Ehe leben. Ich habe immer davon geträumt, aus Liebe zu heiraten, Kinder zu haben und ihnen ein richtiges Zuhause zu geben, wie ich es gehabt habe." In dem Moment fiel ihr ein, dass sie morgen nach Hause fahren würde. „Und heute noch habe. Vor allem aber möchte ich einen Mann, der das auch will."
„Ich will es ja!" stieß er hervor. „Ich will es, aber ich bin nicht dazu geschaffen.
Warum soll ich dir etwas vortäuschen?"
Bel lächelte traurig. „Eine Ehe ist das, was zwei Menschen daraus machen, verstehst du das nicht? Ich glaube, wenn du die Einstellung hast, dass die Ehe ein Bund fürs Leben ist, dann machst du das daraus. Wenn du nicht daran glaubst, geht nur dein Zweifel in Erfüllung."
„Die Menschen sind nicht immer, was sie sein wollen", bemerkte Jake. „Sie sind nicht mal das, was sie glauben zu sein."
„Möglich." Sie zuckte mit den Achseln.
Sofort merkte er, dass er sie schon wieder verletzt hatte, und dachte, warum musste ich das sagen? „Kann ich dich anrufen?" fragte er.
Sie wusste wirklich nicht, wie sie sich entscheiden sollte und was sie ertragen konnte. Aber der Gedanke, nie wieder Jakes Stimme zu hören, erschien ihr im Moment unerträglich. Mit der Zeit würde sie sich daran gewöhnen.
„Ja, meinetwegen."
Er wollte ihr aufhelfen, änderte jedoch dann seine Meinung und wandte sich zum Gehen. „Bis dann."
Noch während er sprach, öffnete er die Tür. Wind und Regen peitschten herein und rissen ihm den Knauf fast aus der Hand.
Sie schaute in eine andere Richtung. Sie wollte ihm nicht nachsehen, während er wegging.
„Bis dann", erwiderte sie, aber ihre Antwort wurde von dem Brausen des Sturms verschluckt. Als das Heulen des Windes abrupt verstummte, wusste sie, dass sie allein war.
Bel verbrachte das Wochenende Bel ihren Eltern. Sie bekam jedoch nicht den Trost, den sie sich gewünscht hatte. Diesmal, als sie eine Unterhaltung zwischen ihrem Vater und ihrem jüngeren Bruder beobachtete, sah sie nicht nur, wie ein Vater mit seinem Sohn redet, sondern dachte daran, dass Jake so nie mit ihrem Sohn umgehen können würde. Und als ihre Mutter dem Vater einen tadelnden Blick zuwarf, sah sie zwei Menschen, die liebevoll miteinander umgingen, obwohl sie nicht einer Meinung waren. Auch das konnte sie von Jake nicht erwarten.
Aber wenn sie nicht mit Jake zusammenkäme, würde sie gar nichts haben. Jetzt konnte sie sich nämlich nicht mehr damit trösten, dass sie eines Tages eine solche Ehe führen würde. Der einzige Mann, den sie wirklich jemals begehrt hatte, konnte ihr eine solche Ehe nicht bieten.
Jede liebevolle Berührung, jedes wohlwollende Wort, das ihre Eltern wechselten, wurde zu einem Zeichen unerfüllter Sehnsucht.
Samstagabends hörte ihre Mutter ihr zu, als sie ihr das Herz ausschüttete.
„Bel, wenn ich eins im Leben gelernt habe, ist es das: Männer ändern sich nicht.
Eine Frau, die einen Mann heiratet in der Hoffnung, sie könne ihn umerziehen, handelt sich nur Kummer ein. Du musst einen Mann so wollen, wie er ist, sonst nimmst du ihn besser nicht."
Diese bittere Wahrheit löste eine regelrechte Tränenflut aus. „Aber Menschen ändern sich doch! Jeder Mensch ändert sich. Trinker treten den Anonymen Alkoholikern bei und schaffen es, sich von ihrer Sucht zu befreien."
„Das schon. Aber ich habe noch nie gehört, dass jemand, der zu den Anonymen Alkoholikern geht, es geschafft hat, weil ihn andere dazu
Weitere Kostenlose Bücher