So sinnlich wie dein Kuss
dich.“
Auch wenn Judd seine Schwester noch nicht sehr gut kannte – er wusste sofort, dass diese Argumentation sie nur noch mehr provozieren würde.
„Ein Hobby?“ Nicoles Stimme wurde immer lauter. „Ich fass es nicht! Wie kannst du so etwas sagen! Die Firma bedeutet mir alles! Ich liebe das Geschäft. Alles habe ich im Hinblick darauf gelernt, eines Tages die Leitung zu übernehmen. Ich lebe mit dir unter einem Dach und arbeite mit dir zusammen, und du kennst mich so schlecht? Was habe ich alles getan, damit du mich akzeptierst – und nun das!“ Abrupt wandte sie sich zum Gehen.
Anna wollte ihr nach, aber mit Tränen in den Augen wehrte Nicole ab. „Lass mich!“
Judd sah, dass Anna sich mitschuldig fühlte, weil sie ihre Freundin nicht vorgewarnt hatte. Er war wütend, dass sein Vater Nicoles Engagement für den Familienbetrieb so gering schätzte. Ein Punkt mehr auf der Liste von Charles’ unverzeihlichen Fehlern …
„Sie war schon immer etwas nervös“, sagte Charles, als Nicole die Tür hinter sich zuschlug. „Das wird schon wieder. Ihr werdet sehen, sie kommt zurück. Sie kann nicht lange böse sein.“
„Charles“, wandte Anna ein, „das ist mehr als ein vorübergehender Wutanfall. Merkst du denn nicht, wie sehr du sie verletzt hast?“
„Glaubst du?“, fragte Charles überrascht. „Ach was! Sie ist überempfindlich, das ist alles. Es wird nicht lang dauern, und sie beruhigt sich. Ich wollte ja immer nur ihr Bestes.“
„Ach wirklich?“, fragte Anna gepresst. „Sie hat doch jetzt das Gefühl, dass ihr geschäftlich und privat der Boden unter den Füßen weggezogen wird!“
Judd horchte auf. Es gefiel ihm, wie sie sich für Nicole einsetzte.
„Unsinn! Sie wird immer meine Tochter bleiben. Ich habe sie nur den letzten Jahren etwas verwöhnt. Sie muss sich erst an den Gedanken gewöhnen, mit Judd zu teilen. So, und jetzt essen wir. Mrs Evans wartet schon und möchte servieren.“
„Sorry, erst will ich Nicole anrufen, wie es ihr geht“, entschuldigte sich Anna.
„Na dann tu, was du nicht lassen kannst.“
Als sie zurückkam, läutete Charles die kleine silberne Glocke, die neben seinem Glas stand.
Judd sah zu, wie Anna sich setzte. Sie bebte vor Anspannung. Offenbar war das Telefonat nicht gut gelaufen.
Gleich nach dem Essen entschuldigte sie sich, und bald darauf wurde auch Charles müde und ging schlafen.
Allein? fragte sich Judd. Er dachte an die Szene von vorhin, als Anna nur halb angezogen aus seinem Zimmer gekommen war. Offensichtlich hatte sie nicht damit gerechnet, gesehen zu werden. Aber er hatte sie gesehen! Er schloss die Hand fester um das Rotweinglas, aus dem er fast nichts getrunken hatte.
Nun, die Frage ließ sich ziemlich leicht klären.
Ohne recht zu merken, was er tat, ging er zu ihrem Zimmer. Er klopfte vorsichtig an und lehnte sich gegen den Türrahmen. Zu seiner Überraschung wurde die Tür geöffnet.
„Was willst du hier?“, fragte Anna. „Dich mit deinem Erfolg brüsten?“
Bei ihrem Anblick hielt er den Atem an. Aber gleich darauf fand er seine übliche Beherrschung wieder. Eingehend betrachtete er Anna, die in einem zarten Morgenmantel aus Satin vor ihm stand. Die Haare fielen ihr in Wellen über die Schultern. Im sanften Licht, das aus dem Zimmer drang, ließ sich erkennen, dass sie wenig oder vielleicht sogar nichts unter dem dünnen, glatten Stoff trug. Bei diesem Gedanken wurde er sofort hart … er wollte sie so sehr, wollte sie spüren, sie besitzen …
Er begehrte diese Frau, das stand fest. Doch er konnte nicht verdrängen, dass sie wenige Stunden zuvor mit Charles zusammen gewesen war. Der Gedanke daran hatte sich ihm eingebrannt – da half nur, ihn durch eine neue, heiße Erinnerung zu ersetzen.
Er riss sich zusammen und antwortete: „Ganz und gar nicht. So hätte es nicht ablaufen dürfen.“
Sie lachte bitter. „Wie wahr! Aber du hattest es in der Hand. Hättest du ihm früher gesagt, dass er auf Nicole Rücksicht nehmen soll, wäre es nicht so weit gekommen.“
„Das stimmt, es ist meine Schuld. Ich bin einfach davon ausgegangen, dass er es ihr vorher unter vier Augen sagt.“
„Tja, das nützt jetzt auch nichts mehr. Ich hoffe, dass wir das morgen im Büro wieder ausbügeln können … Aber warum bist du gekommen?“
„Ich wollte mich nur vergewissern, dass es dir gut geht. Du hast beim Dinner so mitgenommen ausgesehen.“
„Kein Wunder! Aus Loyalität gegenüber Charles habe ich meine beste Freundin
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