So sinnlich wie dein Kuss
abzuschütteln und sich stattdessen auf das zu konzentrieren, was Charles von ihr erwartete. Sie musste sich ihm zuliebe zusammenreißen, auch wenn es ihr noch so schwerfiel …
5. KAPITEL
Als Anna das Haus betrat, spürte sie sofort, dass etwas in der Luft lag. Es herrschte eine Geschäftigkeit, von der am Morgen noch nichts zu spüren gewesen war.
Als sie in die Küche ging, um sich ein Glas Wasser zu holen, waren die Köchin und die Haushälterin mit den Vorbereitungen eines exklusiven Dinners beschäftigt.
„Habe ich da etwas versäumt?“, wandte sie sich an die Köchin, die gerade einen großen Topf auf den Herd stellte.
„Charles will, das wir ein ganz besonders Abendessen machen, weil er etwas zu verkünden hat. Ihr sollt euch festlich anziehen. Sagst du Nicole Bescheid?“
Offenbar hatte Charles mit der Post die Bestätigung bekommen, auf die er gewartet hatte.
Anna sah die Situation mit sehr gemischten Gefühlen. Jetzt würde es so werden, wie er es wollte – nur ahnte Nicole offenbar noch immer nichts davon.
Denn ganz sicher hätte die Freundin mit ihr darüber gesprochen – oder war sie noch sauer auf sie, weil sie ihr nicht erzählt hatte, warum sie nach Adelaide geflogen war?
Womöglich kam sie heute gar nicht!
Anna beschloss, ihr eine SMS zu schicken.
Komm nicht zu spät zum Abendessen. Dein Dad will, dass wir uns hübsch machen. Es gibt Neuigkeiten. A.
Nicole antwortete fast sofort: Mit einer Reihe voll Fragezeichen.
Anna schrieb mit schlechtem Gewissen zurück:
Keine Ahnung, worum es geht.
Auf dem Weg zu ihrem Zimmer kam sie an Charles’ Suite vorbei. Sie klopfte an und ging hinein. In seinem Wohnzimmer war er nicht. Also ruhte er sich vermutlich aus. Er verbrachte nicht mehr den ganzen Tag im Büro, sondern fing immer ziemlich spät an, gönnte sich zwischendurch Pausen und ging dann früher heim.
Sie wollte ihn bei seinem Schläfchen nicht stören, aber sie musste unbedingt wegen Nicole mit ihm reden. Daher beschloss sie zu warten. Sie setzte sich in eine Sofaecke und zog die Füße hoch.
Nach einiger Zeit schreckte sie hoch. Zu ihrer Überraschung dämmerte es bereits, sie musste eingeschlafen sein. Ein Blick auf ihre Armbanduhr sagte ihr, dass es schon fast Zeit fürs Dinner war. Und sie wollte doch noch duschen und sich zurechtmachen!
Jetzt war Eile geboten. Noch auf dem Weg zur Tür streifte sie das Jackett ab. Sie knöpfte die Bluse auf und verließ das Zimmer. Im Flur traf sie auf Judd, der offenbar geduscht hatte, denn er roch sehr frisch.
„Entschuldige mich bitte“, sagte sie und versuchte, sich an ihm vorbeizudrängeln. „Ich bin spät dran.“
Judd wirkte verblüfft. „Das sehe ich.“ Er trat einen Schritt zur Seite, um den Weg freizugeben.
Schlagartig begriff Anna, was er dachte, und setzte an: „Es ist nicht …“
„Hast du nicht gesagt, du bist spät dran?“, erinnerte er sie und zog dabei auf seine typische unwiderstehliche Art eine Augenbraue hoch.
Ohne ein weiteres Wort ging sie an ihm vorbei in ihr Zimmer. Sie schloss die schwere Holztür und lehnte sich dagegen. Jetzt erst bemerkte sie, dass sie am ganzen Körper zitterte.
Sie zwang sich, in ihr Bad zu gehen, wo sie die restlichen Kleider auszog. Pah! Welche Rolle spielte es schon, wenn Judd Wilson dachte, sie hätte eine Affäre mit seinem Vater? Hauptsache sie selbst wusste, dass es nicht stimmte! Trotzdem musste sie, noch während sie duschte, ständig an seinen enttäuschten Gesichtsausdruck denken.
Sie zog sich an, schminkte sich und steckte die Haare zu einer eleganten Frisur hoch. Als sie das Speisezimmer betrat, hatte sie den Aperitif versäumt.
Charles, Judd und Nicole standen noch. Offensichtlich hatte Nicole darauf verzichtet, sich umzuziehen, denn sie trug noch ihre alltägliche Kleidung. Oder wollte sie ihren Vater ärgern, indem sie sich absichtlich über seine Wünsche hinwegsetzte?
Anna schloss sich den anderen an. „Sorry, dass ich so spät dran bin.“
„Macht nichts, du hast noch nichts versäumt. Die wichtigen Neuigkeiten kommen erst noch“, sagte Charles mit bedeutungsvoller Stimme.
Anna setzte sich. Judd saß ihr gegenüber und sah sie mit seinen strahlend blauen Augen prüfend an.
„Und was sind das für Neuigkeiten?“, wollte Nicole wissen.
Anna spürte einen Kloß im Hals und schluckte. Das konnte nicht gut gehen! Sie kannte Nicole als absolut zuverlässig in Geschäftsdingen, aber was private Angelegenheiten betraf, war sie alles andere als bedächtig.
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