So sinnlich wie dein Kuss
grub die Finger seitlich in ihren Sitz.
Judd löste ihr eine Hand aus der Verkrampfung. „Weiß ich, aber ich hoffe, ich kann dich etwas ablenken.“
Er führte ihre Hand an die Lippen und küsste die Handfläche. Anna durchzuckte die zarte Berührung wie ein Blitz. Oh ja, dachte sie, das mit der Ablenkung scheint wirklich zu klappen!
Während er die Innenseite ihres Handgelenks und Unterarms streichelte, wagte sie einen Blick aus dem Fenster. Als sie danach wieder zu Judd sah, bemerkte sie, dass er sie liebevoll anschaute.
„Glaub mir, Anna. Ich passe auf, dass dir nichts zustößt.“
Sie schluckte und nickte. Selbst durch den Gehörschutz nahm sie wahr, wie sanft seine Stimme klang. Während des gesamten Fluges sprach er beruhigend auf sie ein. Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als der Hubschrauber zur Landung ansetzte.
Wieder spürte sie das flaue Gefühl im Magen.
Judd hielt ihre Hand. „Du machst das großartig. Man könnte denken, du fliegst jeden Tag.“
„Das wohl kaum, aber danke“, brachte sie heraus. Erleichtert stellte sie fest, dass der Helikopter aufgesetzt hatte.
Judd legte die Kopfhörer ab, sprang heraus und war ihr beim Aussteigen behilflich. „Vorsicht auf den Kopf und die Arme.“
Kein Problem, dachte sie, während sie den Wind im Gesicht und in den Haaren spürte. Sie duckte sich, und Judd führte sie einen kurzen Weg zu einem Haus mit moderner Glasfassade.
Hinter ihnen erhob sich der Helikopter in die Luft. „Aber er holt uns doch wieder ab, oder?“, fragte sie.
Judd lachte, und es war, als ob sein Lachen direkt ihr Herz erreichte. Wie kam das nur?
„Natürlich. Aber alles zu seiner Zeit.“
Anna sah sich um. „Wo sind wir hier?“ Weit und breit gab es nur dieses eine Haus, und in der Bucht war kein einziges Boot zu sehen.
„In der Nähe von Kawau Island. Hier ist es völlig einsam. Komm, wir schauen, was wir zu essen finden.“
Sie folgte ihm ins Haus. Von einem großen Wohn- und Essbereich gelangte man in die moderne Küche. Das kleine, aber luxuriöse Bad war zum Wald hin über die ganze Raumseite verglast. Die Tür zum Schlafzimmer schloss Anna sofort wieder. Daran wollte sie jetzt nicht denken – nicht bevor sie einander besser kannten.
In der Küche hatte Judd eine Flasche Champagner und einen Teller mit Antipasti aus dem Kühlschrank geholt.
„Wir gehen damit raus“, schlug er vor. „Nimmst du die Gläser?“
Anna nahm zwei Sektgläser aus dem Regal über der Spüle und folgte Judd auf die große Terrasse, von der aus man die herrliche Bucht überblickte.
„Wunderschön ist es hier“, sagte Anna und setzte sich neben ihm auf die Holzstufen. „Es ist wie eine kleine Welt ganz für sich.“
Judd strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. „Ja. Ideal, um einander besser kennenzulernen. Hier sind wir ungestört.“
Geschickt öffnete er die Flasche und schenkte die goldene, prickelnde Flüssigkeit in ihre Gläser ein.
„Mmh, Champagner aus Frankreich.“ Anna betrachtete das Etikett und trank einen Schluck. „Es gibt nichts Besseres.“
Judd schwieg, und Stille breitete sich zwischen ihnen aus. Anna sah ihn an. Er betrachtete sie aufmerksam. Die Lippen hatte er leicht geöffnet, als hätte er vergessen, was er sagen wollte. Nach einer Weile blinzelte er, und der Zauber des Moments war gebrochen.
Er nahm einen Schluck aus seinem Glas. „Stimmt. Die Franzosen haben den Dreh raus.“
Wieder schwiegen sie und genossen den Champagner, die Antipasti und die traumhaft schöne Umgebung. Dann fragte Anna: „Erinnerst du dich überhaupt noch an die Zeit mit deinem Vater, bevor du nach Australien gegangen bist?“
Judd seufzte, und einen Moment fürchtete sie schon, etwas Falsches gesagt zu haben.
„Nur wenig. Ich war erst sechs, als wir weggezogen sind. Ich weiß nur noch, dass er mir wie ein Superheld vorgekommen ist. Immer hatte er zu tun, immer war Lärm und Geschäftigkeit um ihn. Ich konnte es nicht erwarten, bis er abends heimkam. Und wenn er auf Reisen war, habe ich die Tage bis zu seiner Rückkehr gezählt. Obwohl er so viel zu tun hatte, fand er immer Zeit für mich.“
„Die Trennung muss hart gewesen sein.“
„Hart?“ Er lachte bitter. „Das ist gar kein Ausdruck. Ich war am Boden zerstört. Meine Mutter war zutiefst verletzt, und in Australien sprach niemand gut über ihn. Über Nacht hatte sich mein Leben völlig verändert. Ich habe schwer gekämpft, die Trennung zu verarbeiten.“
„Kein Wunder, dass du zuerst
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