So sinnlich wie dein Kuss
Augenblick konnte er keine weiteren Komplikationen gebrauchen. Cynthias Verbitterung wegen Charles war mit den Jahren immer schlimmer geworden. Unter einem Dach konnte er sich die beiden beim besten Willen nicht vorstellen.
Während er seine Cornflakes aß, betrachtete er Charles, der grau im Gesicht und müde wirkte. Wenn der Racheplan gelang, würde es ihn die Gesundheit, wenn nicht sogar das Leben kosten.
Judd spürte, wie etwas in seiner Brust eng wurde. Irgendwie respektierte er Charles. Vor allem als Geschäftsmann. Er hatte die Firma in allen Krisen zusammengehalten, sodass sich Wilson Wines nach wie vor gut auf dem Markt behauptete.
Noch immer verübelte er es seinem Vater, wie er ihn und Cynthia behandelt hatte, aber er brachte dennoch ein wenig Verständnis für ihn auf. Inzwischen wusste er, wie wütend und verletzt Charles reagierte, wenn ihn jemand enttäuschte, den er liebte. Cynthias Treuebruch musste ihn tief getroffen haben.
Damals, als es mit seiner Ehe bergab gegangen war, war auch sein Geschäftspartner ausgeschieden, und er hatte die Firma allein weiterführen müssen. Laut Annas Schilderungen bekam er zu diesem Zeitpunkt auch noch die ersten Probleme mit seinem Diabetes. Natürlich rechtfertigte das nicht, was er getan hatte, aber wenn man all das wusste, konnte man seine Situation doch ganz gut verstehen.
Während Charles Butter auf seinen Toast strich, zitterte seine Hand.
Judd spürte einen Anflug von Besorgnis und wandte schnell den Blick ab, um das Gefühl nicht zuzulassen.
Als das Messer klappernd auf den Teller fiel, blickte er auf und sah, dass Charles mit geschlossenen Augen auf seinem Stuhl hing und beinahe herunterfiel.
„Schnell, ruf einen Krankenwagen!“
Anna lief aus dem Zimmer, und Judd stürzte zu seinem Vater, um ihm die Krawatte zu lockern und die obersten Hemdknöpfe zu öffnen. Dann ließ er ihn vorsichtig zu Boden gleiten.
Er sprach mit ihm und fragte ihn alles Mögliche, um ihn immer wieder aus seiner Bewusstlosigkeit zu reißen. Endlich trafen die Rettungsassistenten ein – aber hatte Charles überhaupt noch eine Chance?
Anna zählte die Medikamente auf, die er regelmäßig einnahm.
Judd begriff, dass das Leben seines Vaters an einem seidenen Faden hing. „Ich komme mit“, sagte er, als Charles auf einer fahrbaren Trage zum Krankenwagen gebracht wurde.
Anna nickte. „Ich komme nach. Ich sag nur noch schnell unsere Termine ab.“
„Danke, Anna.“
Die Fahrt zum Auckland City Hospital dauerte nicht lange, aber Judd erschien sie endlos. Immer wieder sah er zu seinem Vater, der an Überwachungsgeräte angeschlossen war, die seine Werte direkt ins Krankenhaus übertrugen.
Dort angekommen, wurde Charles sofort von einem Team von Spezialisten in Empfang genommen und betreut. Judd wartete.
Als Anna eintraf, spürte er, wie seine Anspannung etwas nachließ.
Etwas Tröstliches ging von ihr aus. Er nahm sie in den Arm und genoss ihre Nähe und Wärme, bevor er sie wieder losließ.
„Wie geht es ihm?“, fragte sie.
„Weiß ich noch nicht.“
In diesem Augenblick betrat seine Schwester aufgeregt die Notaufnahme. „Wo ist er? Kann ich zu ihm?“
Noch ehe Judd etwas sagen konnte, antwortete Anna: „Er wird noch untersucht.“
„Was ist denn passiert?“, wollte Nicole wissen.
„Er ist beim Frühstück zusammengebrochen“, sagte Judd.
„Ich habe gedacht, durch deine Anwesenheit sollte es ihm besser gehen. Nicht schlechter!“ Nicole brach in Tränen aus.
Judd verbiss sich eine Antwort. Wäre Nicole nicht gegangen, hätte Charles sich vielleicht nicht so sehr in die Arbeit hineingesteigert und die Dinge leichter genommen. Aber so wie es aussah, hatte Nicole ihre eigenen Sorgen.
„Mr Wilson, Sie können jetzt zu ihrem Vater“, sagte eine Krankenschwester.
Judd sah Anna an, aber sie bedeutete ihm, Nicole mitzunehmen.
Er nickte und ging mit seiner Schwester zu Charles, der zwar bei Bewusstsein war, aber schrecklich elend aussah. Um ihn herum piepsten Überwachungsgeräte.
„Was macht sie denn hier?“, fragte er ungnädig, als er Nicole sah.
Judd spürte förmlich, wie seine Schwester erstarrte.
„Ich wollte nach dir sehen, aber offensichtlich geht es dir gut. Du brauchst mich nicht“, sagte sie ruhig, um zu verbergen, wie verletzt sie war.
Judd sah ihr nach. „War das jetzt nötig?“, fragte er seinen Vater.
„Sie hat uns den Rücken gekehrt. Damit gehört sie nicht mehr zu uns.“ Die harten Worte strengten ihn an, und er schloss
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