So sinnlich wie dein Kuss
„Es war den Preis wert, herauszufinden, wo ihr wart.“ Judd fasste sie am Ellbogen und ging mit ihr hinaus auf den Parkplatz.
„Was machst du hier?“, fragte sie und ärgerte sich über ihre Unsicherheit.
„Die Frage ist vielmehr, was du hier tust!“
„Ich habe mich mit Nicole zum Essen getroffen, das ist alles.“
„Wirklich? Ausgerechnet in der Woche, in der wir wegen Jackson Importers so viele Aufträge verloren haben? Das kann doch kein Zufall sein! Ich glaube, es ging um die kalifornischen Weingüter auf unserer Liste.“
„Natürlich nicht! Das würde ich nie tun.“ Was für eine Unterstellung! „Keine Ahnung, wieso du so schlecht von mir denkst. Ist mir auch egal. Aber wage es nicht, mir noch einmal so etwas ins Gesicht zu sagen! Denn du liegst mit deinen Verdächtigungen völlig falsch.“
„Aber warum habt ihr euch getroffen?“
„Weil wir Freundinnen sind. Schon unser ganzes Leben lang.“
„Ich dachte, eure Freundschaft wurde dadurch zerstört, dass du mich zu Charles gebracht hast.“
„Da überschätzt du aber deinen Einfluss auf andere Menschen! Wie gesagt, Nicole und ich kennen uns schon lange. Da muss schon mehr kommen als du, um unser Vertrauensverhältnis dauerhaft zu zerstören. Aber wenn du mich für eine Betrügerin hältst, warum entlässt du mich dann nicht einfach? Ach nein, das kannst du dir sparen: Ich kündige! Auf dieser Basis kann ich nicht weiterarbeiten.“
Wütend befreite sie sich aus seinem Griff und ging zu ihrem Auto.
Wie konnte er nur glauben, dass sie Wilson Wines so schaden würde!
An seinen Schritten hörte sie, dass er ihr folgte, und fieberhaft suchte sie in der Handtasche nach den Autoschlüsseln.
Auf keinen Fall sollte Judd erfahren, wie sehr er sie mit dieser Unterstellung verletzt hatte. Dazu kamen noch seine schmerzhaften Verdächtigungen, dass sie Charles’ Geliebte sei. Er schein ihr kein bisschen zu vertrauen.
„Anna, warte doch!“
Aber sie blieb nicht stehen. Sie brauchte Abstand, und zwar gleich, bevor er die Tränen sah, die sie kaum noch zurückhalten konnte. Als sie endlich die Autoschlüssel aus der Tasche zog, schloss Judd die Hand um ihre.
„Anna, bitte. Es tut mir leid, dass ich so voreilige Schlüsse gezogen habe.“
„Darin bist du gut, stimmt’s?“
„Na ja, ich bin eben ein cleveres Kerlchen.“ Er lächelte sie so charmant an, dass es Anna sofort warm ums Herz wurde.
Und genau da lag das Problem: Ein Lächeln von ihm genügte, damit sie dahinschmolz und alles andere vergaß.
„Ich muss zurück ins Büro“, sagte sie. „Bitte lass mich gehen.“
Aber Judd ließ ihre Hand nicht los. „Noch nicht. Erst will ich mich richtig bei dir entschuldigen. Ich habe mich idiotisch benommen und dich unfair behandelt. Zu meiner Verteidigung kann ich nur sagen, dass es schon in Adelaide angefangen hat.“
„Aber du verstehst schon, warum ich dir am Anfang nicht die volle Wahrheit gesagt habe? Nach allem, was ich wusste, hättest du mich sicher weggeschickt. Und das hast du ja auch, nachdem du den Brief gelesen hattest.“
„Ja, das verstehe ich im Nachhinein auch. Und ich kann nur wiederholen, wie leid es mir tut, dass ich schlecht von dir gedacht habe.“
„Danke, ich nehme deine Entschuldigung an. Und jetzt lass mich los.“
„Anna, hast du es denn wirklich so eilig, von mir wegzukommen?“
Er trat näher, und wie sie nicht anders erwartet hatte, schlug ihr Herz sofort schneller. Der Mann war wie eine Droge für sie, und ihre Abhängigkeit von ihm wurde immer schlimmer. Sie sehnte sich nach seinen Küssen, seinen zärtlichen Berührungen … nach allem.
„Bitte, tu das nicht!“
Sie ließ die Handtasche fallen und hob abwehrend die Hände.
Aber Judd kümmerte sich nicht darum. Er kam ihr so nahe, dass sie die feinen um die Pupillen angeordneten Silberstreifen sah, die das Blau seiner Augen so lebhaft und unwiderstehlich wirken ließen.
„Was soll ich nicht tun?“, fragte er.
„Mich küssen.“
„Hast du Angst vor mir, Anna?“
„Nein. Vor mir selbst“, gab sie zu.
„Ich passe auf dich auf.“
Der Kuss war kurz und unglaublich süß. Und er versprach so viel – vielleicht sogar die Chance auf eine gemeinsame Zukunft, der die Schatten der Vergangenheit nichts anhaben konnten?
Als er sie losließ, zitterte sie am ganzen Körper. Wie sehr sehnte sie sich nach mehr!
Judd hob die Tasche vom Boden auf und gab sie ihr. Dann öffnete er ihr galant die Wagentür.
„Geht es dir gut? Kommst du wieder
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