Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
So sinnlich wie dein Kuss

So sinnlich wie dein Kuss

Titel: So sinnlich wie dein Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yvonne Lindsay
Vom Netzwerk:
die Augen.
    Judd spürte einen bitteren Geschmack im Mund.
    Plötzlich konnte er nicht mehr glauben, dass er noch vor einer Stunde fast bereit gewesen wäre, seinem Vater zu verzeihen.
    Nein, dieser Mann verdiente kein Verständnis und keine Vergebung!
    Judds Besorgnis verschwand und machte der nur zu bekannten Wut Platz. Er beschloss, seinen Racheplan durchzuziehen.
    Anna packte Papiere zusammen, die sie am Abend mit Judd durchsprechen wollte.
    Im Krankenhaus wechselten sie sich ab. Charles war ins Koma gefallen, und seit fünf Tagen wusste man nicht, ob er je wieder zu Bewusstsein kam. Wenn ja, würde er Dialysepatient bleiben. Durfte er überhaupt wieder nach Hause? Jedenfalls hatte sie bereits mit privaten Pflegediensten gesprochen, damit es ihm an nichts fehlte, wenn es so weit kam.
    Sie hatte den Eindruck, dass nach der Aufnahme ins Krankenhaus etwas vorgefallen sein musste, was die Distanz zwischen Vater und Sohn erneut vergrößert hatte. Aber weder Nicole noch Judd sprachen darüber.
    Also blieb ihr nichts anderes übrig, als sich im Hintergrund zu halten und da zu sein, wenn Judd sie brauchte. Und im Augenblick hieß das, ihn tagsüber zu unterstützen und nachts mit ihm zu schlafen.
    Als sie nach Hause fuhr, prasselte der Regen gegen ihre Windschutzscheibe.
    Es wurde schon dunkel, und sie fühlte sich todmüde. Sie parkte hinter dem Haus, wo ein großer Carport mehreren Autos Platz bot.
    Was sie jetzt brauchte, war ein schönes heißes Bad. Dann ein leckeres Dinner und vielleicht einen guten Film. Was Judd wohl davon hielt? Nach der anstrengenden Woche würde ihnen ein bisschen Entspannung sicher guttun.
    In dem Moment, wo sie durch den hinteren Eingang das Haus betrat, spürte sie die Veränderung.
    Sie konnte nicht genau sagen, was es war. Aber es lag nicht nur daran, dass das Blumentischchen in der Eingangshalle an einer anderen Stelle stand als bisher.
    Sie ging über den schwarz-weißen Fliesenboden der Halle, aber eine Stimme, die plötzlich von der Treppe her erklang, ließ sie erstarren.
    „Hätte ich mir ja denken können, dass du hier wohnst“, sagte Cynthia und sah missbilligend auf sie herab.
    „Cynthia? Ich wusste ja gar nicht, dass du kommst“, sagte Anna steif vor Schreck.
    „Ich bin mir sicher, dass Judd es nicht für nötig hält, dir alles zu sagen, meine Liebe“, versetzte Cynthia. Langsam kam sie die Treppe herunter, blieb aber auf der untersten Stufe stehen, sodass Anna weiterhin zu ihr aufblicken musste.
    „Seid wann bist du hier? Mrs Evans hat dich sicher gut empfangen.“
    „Mrs Evans? Ach ja, diese Haushälterin … Nicht die leiseste Ahnung von Umgangsformen. Sie wird leider gehen müssen, wenn ich erst auf Dauer hier bin.“
    „Wie – auf Dauer?“
    „Wenn mein Exmann tot ist, natürlich. Als ich gehört habe, dass er krank ist, bin ich sofort gekommen. So traurig es für euch erscheinen mag – es war vorhersehbar.“
    „Charles ist auf dem Weg der Besserung“, sagte Anna zuversichtlich. „Die Ärzte sind mit ihm sehr zufrieden. Keine Ahnung, wie du darauf kommst, dass er sterben könnte. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass er dich nicht unter seinem Dach haben will.“
    „Ich glaube, du übersiehst einen wichtigen Punkt“, sagte Cynthia mit einem kalten Lächeln.
    „Und der wäre?“
    „Dass dieses Haus Judd gehört und er es mir schon bald geben wird.“ Mit diesen Worten ging sie an Anna vorbei in den Salon.
    Alle Gedanken an ein wohltuendes Bad waren vergessen. Anna beeilte sich, nach oben in ihr Zimmer zu kommen. Sie versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Natürlich gehörte Judd das Haus. Wie hatte sie das nur vergessen können! War es von vornherein sein Plan gewesen, es seiner Mutter zu überschreiben? Und was wurde aus Charles, wenn er aus dem Krankenhaus entlassen wurde?
    Nachdem sie geduscht hatte, zog sie eine schwarze Hose und eine schwarze Tunika mit silbernen Stickereien an. Dann schminkte sie sich sorgfältig und fühlte sich sofort etwas wohler. So konnte sie der topgestylten Cynthia gegenübertreten.
    Eine Zeit lang gab sie sich der Hoffnung hin, dass Judds Mutter sich schlichtweg irrte. Die Vorstellung, dass er ihr das Haus überlassen würde, war ja auch zu lächerlich!
    Aber dann sagte ihr eine innere Stimme, dass das sehr wohl der Fall sein könnte. Sie dachte an das distanzierte Verhalten von Charles und Judd, das ihr aufgefallen war. Und daran, was er ihr über Cynthias besondere Vorliebe für das Haus erzählt hatte.
    Sie

Weitere Kostenlose Bücher