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So soll er sterben

Titel: So soll er sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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sagen… Moment mal.« Der ganze Raum schien heller zu werden, als sie lächelte. »Eine meiner Doktorandinnen hat sich mit den Varianten des Französischen in Afrika beschäftigt… vielleicht könnte sie…«
    »Wir sind dankbar für jeden Hinweis«, meinte Rebus.
    »Kann ich die Kassette behalten?«
    Rebus nickte. »Ein bisschen eilig ist es allerdings schon.«
    »Ich weiß nicht genau, wo sie steckt.«
    »Vielleicht rufen Sie bei ihr zu Hause an?«, schlug Wylie vor.
    »Soweit ich weiß, ist Sie irgendwo in Südwestfrankreich unterwegs.«
    »Das macht es allerdings nicht einfacher«, sagte Rebus.
    »Nicht unbedingt. Aber wenn ich sie ans Telefon kriege, könnte ich ihr das Band vorspielen.
    Jetzt war es Rebus, der lächelte.
    »Elision«, sagte Rebus.
    Sie befanden sich in Torphichen Place. Es war ziemlich ruhig auf dem Revier, die Knoxlandtruppe wusste nicht recht, was sie als Nächstes tun sollte. Wenn ein Fall nicht innerhalb der ersten zweiundsiebzig Stunden gelöst war, verlor er deutlich an Tempo. Der anfängliche Adrenalinkick war längst verpufft, die Haustürbefragungen und Verhöre waren abgeschlossen, alles schien sich verschworen zu haben, den Eifer zu ersticken. Rebus hatte Fälle, die zwanzig Jahre nach der Tat noch immer nicht aufgeklärt waren. So was nagte an ihm, weil er all die unnütz aufgewandten Arbeitsstunden nicht vergessen konnte und wusste, dass er nur ein Telefonat – nur einen Namen – von der Lösung entfernt war. Womöglich waren die Schuldigen verhört und laufen gelassen worden. Vielleicht hatte man sie komplett übersehen, oder der entscheidende Hinweis lag irgendwo zwischen den muffigen Seiten dieser Akten versteckt – und kein Mensch würde ihn jemals finden.
    »Elision«, wiederholte Wylie mit einem Nicken. »Gut zu wissen, dass das erforscht wird.«
    »Und zwar ›orntlich‹.« Rebus schnaubte. »Haben Sie sich mal mit Geografie beschäftigt, Ellen?«
    »In der Schule. Sie meinen, das ist wichtiger als Linguistik?«
    »Ich musste gerade an Whitemire denken… an die ganzen Nationalitäten dort: Angola, Namibia, Albanien. Ich könnte die nicht auf der Karte zeigen.«
    »Ich auch nicht.«
    »Dabei ist die Hälfte von denen vermutlich gebildeter als ihre Bewacher.«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    Er starrte sie an. »Seit wann muss ich auf irgendwas hinauswollen?«
    Kopfschüttelnd gab sie einen tiefen Seufzer von sich.
    »Schon gesehen?«, fragte Shug Davidson. Er stand vor ihnen und hielt eine Ausgabe der Abendzeitung in die Höhe. Die Schlagzeile lautete SELBSTMORD IN WHITEMIRE.
    »Da wird nicht lange um den heißen Brei geredet, was?«, sagte Rebus, nahm Davidson die Zeitung ab und begann zu lesen.
    »Ich hatte Rory Allan an der Strippe. Er hat um einen zitierfähigen Satz für die morgige Ausgabe des
Scotsman
gebeten. Er will ein ganzes Feature über die Sache machen – von Whitemire bis Knoxland und alles, was dazwischen liegt.«
    »Das bringt Bewegung in die Sache«, meinte Rebus. Die Story selbst war ziemlich dünn. Caro Quinn wurde mit einem Ausspruch über die unmenschlichen Zustände in dem Abschiebegefängnis zitiert. Ein Absatz handelte von Knoxland, außerdem gab es ein paar alte Fotos von den damaligen Protesten gegen Whitemire. Caros Gesicht, eins unter vielen, war eingekringelt worden. Die Leute trugen Plakate und beschimpften die Wachleute, als diese am Eröffnungstag im Gefängnis eintrafen.
    »Ihre Freundin schon wieder«, bemerkte Wylie, die ihm über die Schulter schaute.
    »Welche Freundin?«, fragte Davidson neugierig.
    »Ach nichts, Sir«, antwortete Wylie schnell. »Wir sprachen nur von der Frau, die vor dem Gefängnis diese Mahnwachen hält.«
    Rebus war am Ende des Artikels angelangt und wurde von dort auf einen Kommentar im Inneren der Zeitung verwiesen. Er blätterte um und überflog den Leitartikel:
Untersuchungen gefordert… höchste Zeit, dass die Politik nicht mehr wegschaut… unerträgliche Situation für alle Beteiligten… zu lange ignoriert… Appelle… die Zukunft von Whitemire nach der jüngsten Tragödie ungeklärt

    »Was dagegen, wenn ich die behalte?«, fragte er, weil er glaubte, dass Caro vielleicht Mut aus den Berichten schöpfen würde.
    »Fünfunddreißig Pence«, sagte Davidson und streckte die Hand aus.
    »Dafür kriege ich eine Neue!«
    »Aber diese hier hat einen hohen ideellen Wert, John, und sie ist aus erster Hand.« Er hielt seine Hand noch immer ausgestreckt; Rebus zahlte und tröstete sich damit, dass er damit

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