Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

So soll er sterben

Titel: So soll er sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
Chianti.
    »Rede ich zu viel?«, fragte sie plötzlich.
    »Ganz und gar nicht.«
    Sie hatte die Ellbogen auf den Tisch gestützt. Jetzt legte sie das Kinn in die Hände. »Erzählen Sie mir von sich, John. Was hat Sie dazu gebracht, zur Polizei zu gehen?«
    »Pflichtbewusstsein«, behauptete er. »Der Wunsch, meinen Mitmenschen zu dienen.« Sie starrte ihn an, und er lächelte. »War nur ein Scherz«, sagte er. »Ich brauchte Arbeit. Ich war ein paar Jahre in der Armee, vermutlich hatte ich immer noch dieses Faible für Uniformen.«
    Sie blickte ihn fest an. »Als Streifenpolizist kann ich Sie mir nicht so recht vorstellen… Was ist es genau, was Sie in diesem Beruf hält?«
    Der Kellner kam an den Tisch und bewahrte Rebus davor, eine Antwort geben zu müssen. Es war Freitagabend und das Restaurant gut besucht. Ihr Tisch war der kleinste und stand in einer dunklen Ecke zwischen Theke und Küchentür.
    »Alles in Ordnung bei Ihnen?«, fragte der Kellner.
    »Es war köstlich, Marco, aber ich glaube, wir sind fertig.«
    »Nachtisch für die Dame?«, fragte Marco. Er war klein und rund und hatte seinen italienischen Akzent auch nach fast vierzig Jahre in Schottland noch nicht verloren. Caro Quinn hatte ihn nach seiner Herkunft befragt, kaum dass sie das Restaurant betreten hatten, und später erfahren, dass Rebus Marco schon seit vielen Jahren kannte.
    »Tut mir Leid, wenn es ausgesehen hat wie ein Verhör«, hatte sie sich entschuldigt.
    Rebus hatte nur mit den Schultern gezuckt und gemeint, dass sie eine gute Polizistin abgeben würde.
    Nun schüttelte sie den Kopf, während Marco die Liste der Desserts aufsagte, von denen offenbar jedes einzelne eine besondere Spezialität des Hauses war.
    »Kaffee«, sagte sie. »Einen doppelten Espresso.«
    »Für mich das Gleiche, danke, Marco.«
    »Und einen
Digestif
, Mr. Rebus?«
    »Nur den Kaffee, danke.«
    »Und für die Dame?«
    Caro Quinn lehnte sich vor. »Marco«, begann sie, »wie viel auch immer ich noch trinke heute Abend, ich werde auf gar keinen Fall mit Mr. Rebus ins Bett gehen. Sie können sich also die Mühe sparen, ihm Beihilfe leisten zu wollen, okay?«
    Marco zuckte wortlos mit den Achseln und hob beide Hände, dann drehte er sich auf dem Absatz um und rief die Bestellung zur Theke hinüber.
    »War ich zu streng mit ihm?«, fragte Quinn.
    »Ein bisschen.«
    Sie lehnte sich wieder zurück. »Hilft er Ihnen oft bei Ihren Verführungen?«
    »Auch wenn Sie sich das vielleicht nur schwer vorstellen können, Caro, es ist mir nicht in den Sinn gekommen, Sie verführen zu wollen.«
    Sie sah ihn an. »Warum nicht? Was haben Sie gegen mich?«
    Er lachte. »Ich habe gar nichts gegen Sie. Ich wollte nur…«, er suchte nach dem passenden Wort…»ein Gentleman sein«, fiel ihm schließlich ein.
    Sie blickte nachdenklich drein, dann zuckte sie mit den Achseln und schob ihr Glas weg. »Ich sollte nicht so viel trinken.«
    »Die Flasche ist noch nicht leer.«
    »Danke, aber ich glaube, es ist genug. Mich beschleicht das Gefühl, dass ich vielleicht ein bisschen viel doziert habe. So haben Sie sich Ihren Freitagabend sicher nicht vorgestellt.«
    »Sie haben bei mir die eine oder andere Wissenslücke geschlossen… es war interessant, Ihnen zuzuhören.«
    »Wirklich?«
    »Wirklich.« Er hätte hinzufügen können, dass er allemal lieber ihr zuhörte, als von sich selbst zu erzählen.
    »Also, was macht die Arbeit?«, fragte er.
    »Läuft ganz gut… wenn ich die Zeit finde. Vielleicht sollte ich Sie auch mal porträtieren.«
    »Wollen Sie kleine Kinder erschrecken?«
    »Nein, aber irgendetwas haben Sie an sich.« Sie legte den Kopf schräg. »Schwer zu sagen, was in Ihrem Gehirn vor sich geht. Die meisten Menschen versuchen, die Tatsache zu überdecken, dass sie berechnend und zynisch sind. Bei Ihnen ist das eher die Oberfläche.«
    »Und drinnen habe ich diesen weichen, romantischen Kern?«
    »So weit würde ich nun nicht gerade gehen.«
    Der Kaffee wurde serviert, und beide lehnten sich in ihrem Stuhl zurück. Rebus packte seinen Amarettino aus.
    »Sie können meinen auch noch haben, wenn Sie möchten«, sagte Quinn und stand auf. »Ich geh mal eben nach nebenan…« Rebus erhob sich leicht von seinem Stuhl, wie er es bei Schauspielern in alten Filmen gesehen hatte. Sie schien zu bemerken, dass das nicht zu seinem üblichen Repertoire gehörte, und lächelte. »Ganz der Gentleman…«
    Sobald sie weg war, schaltete er sein Handy ein, um zu sehen, ob jemand versucht hatte, ihn

Weitere Kostenlose Bücher