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So soll er sterben

Titel: So soll er sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Beschreibung, verbunden mit der Bemerkung, dass sie ihnen zu großer Dankbarkeit verpflichtet sein würde, falls sie ihr weiterhelfen konnten. Kaum hatte sie die E-Mails abgeschickt, klingelte ihr Handy. Liz Hetherington war am Apparat, ihre Kontaktperson in Dundee, ein Detective Sergeant bei der Tayside Police.
    »Lange nichts von dir gehört«, sagte Hetherington. »Wieso liegt dir so viel an dem Mädchen?«
    »Ich kenne die Familie«, erwiderte Siobhan. Da es unmöglich war, so leise zu sprechen, dass Tibbet es nicht mitbekam, stand sie auf und ging in den Flur. Auch hier hing der unangenehme Geruch in der Luft, so als würde die Wache von innen her verfaulen. »Sie wohnt in einem Dorf in West Lothian.«
    »Okay, ich schicke eine Anfrage raus. Wieso glaubst du, sie könne hier sein?«
    »Ich klammere mich einfach an jeden Strohhalm. Ich habe den Eltern versprochen, mich umzuhören.«
    »Könnte sie nicht vielleicht im Rotlichtmilieu gelandet sein?«
    »Wieso kommst du darauf?«
    »Mädchen verlässt ihr Heimatdorf, angelockt von den Lichtern der Großstadt… das passiert doch ständig.«
    »Sie ist Friseuse.«
    »Stimmt, die werden überall gesucht«, gab Hetherington zu. »Dasselbe gilt allerdings auch für Damen des horizontalen Gewerbes.«
    »Komisch, dass du in diese Richtung denkst«, sagte Siobhan. »Das Mädchen ist nämlich mit einem Typ gesehen worden, von dem ihre Kollegin meinte, er habe wie ein Zuhälter ausgesehen.«
    »Na bitte. Hat sie Freundinnen, bei denen sie kurzfristig unterkommen könnte?«
    »So weit bin ich noch nicht.«
    »Okay, sollte eine von ihnen hier in der Nähe wohnen, dann sag Bescheid, und ich schau dort vorbei.«
    »Danke, Liz.«
    »Und komm mich mal besuchen, Siobhan. Ich werde dir beweisen, dass es in Dundee nicht so trostlos ist, wie ihr Hauptstädter immer glaubt.«
    »An einem der nächsten Wochenenden, Liz.«
    »Versprochen?«
    »Versprochen.« Siobhan beendete das Gespräch. Jawohl, sie würde nach Dundee fahren… falls ihr dies reizvoller erscheinen sollte, als ein Wochenende auf dem Sofa mit Schokolade und alten Filmen zu verbringen; Frühstück im Bett, dazu ein gutes Buch und das erste Album von Goldfrapp im CD-Spieler… Mittagessen im Restaurant, dann vielleicht ein Film im Dominion oder Filmhouse und anschließend wieder nach Hause, wo eine gekühlte Flasche Weißwein auf sie wartete.
    Sie stellte fest, dass sie wieder an ihrem Schreibtisch stand. Tibbet sah sie an.
    »Ich muss weg«, sagte sie.
    Er schaute auf die Uhr, so als wollte er den Zeitpunkt ihres Aufbruchs notieren. »Wissen Sie schon, wann Sie zurück sein werden?«
    »In ein paar Stunden, sofern Sie nichts dagegen haben, DC Tibbet.«
    »Nur für den Fall, dass jemand nach Ihnen fragt.«
    »Na, dann will ich mal«, sagte Siobhan und schnappte sich Jacke und Tasche. »Da ist ein Kaffee, falls Sie einen wollen.«
    »Besten Dank.«
    Sie verließ ohne ein weiteres Wort den Raum, marschierte den Hügel hinunter zu der Straße, in der sie wohnte, und schloss ihren Peugeot auf. Die Autos vor und hinter ihr hatten nur wenig Platz zum Rangieren gelassen, sodass sie ein Dutzend Mal vor- und zurückfahren musste, um aus der Parklücke zu kommen. Sie befand sich in einer Zone, in der nur Anwohner parken durften, aber dem Wagen vor ihr fehlte die nötige Erlaubnis. Er hatte auch schon einen Strafzettel unter einem Scheibenwischer. Sie hielt an und schrieb ABSCHLEPPWAGEN IST UNTERWEGS auf ein Blatt Papier aus ihrem Notizbuch. Dann stieg sie aus und schob es unter den anderen Scheibenwischer des BMW. Mit einem gewissen Gefühl der Befriedigung stieg sie wieder in ihren Wagen und fuhr los.
    In der Stadt herrschte dichter Verkehr, und es gab keinen schnellen Weg zur M8. Sie klopfte mit den Fingern auf das Lenkrad und summte zur Musik von Jackie Leven; die CD war ein Geburtstagsgeschenk von Rebus, der ihr erzählt hatte, dass Leven aus derselben Gegend stammte wie er.
    »Soll das eine Empfehlung sein?«, hatte sie geantwortet. Sie mochte das Album, konnte sich jedoch nicht auf die Texte konzentrieren. Sie musste an die Skelette in der Fleshmarket Close denken. Was hatten sie dort zu suchen? Es ärgerte sie, dass ihr keine Erklärung dafür einfiel. Außerdem ärgerte sie, dass sie ihre Jacke so behutsam über einem unechten Skelett ausgebreitet hatte…
    Banehall lag auf halber Strecke zwischen Livingston und Whitburn, unmittelbar nördlich der Autobahn. Die Ausfahrt befand sich direkt hinter dem Ort, und ein Schild kurz

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