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So soll er sterben

Titel: So soll er sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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saß, kam ihm noch eine Idee, und er fuhr zu seiner Wohnung in der Arden Street. Im Flurschrank stand ein Karton voller alter Comichefte und Märchenbücher, die aus der Kinderzeit seiner Tochter stammten. Warum waren die überhaupt noch da? Vielleicht warteten sie auf die noch nicht vorhandenen Enkelkinder. Rebus verstaute den Karton auf dem Rücksitz neben den Spielsachen und fuhr Richtung Westen aus der Stadt hinaus. Es herrschte nicht allzu viel Verkehr, sodass er die Abfahrt nach Whitemire in einer halben Stunde erreicht hatte. Vom Lagerfeuer stieg Rauch auf, doch die Frau war dabei, ihr Zelt zusammenzurollen, und schaute nicht auf. Am Tor stand ein anderer Wachmann als zuvor. Rebus musste seinen Dienstausweis vorzeigen und das Auto auf den Parkplatz fahren, wo er von einem zweiten Wachmann in Empfang genommen wurde, der wenig Eifer an den Tag legte, als es darum ging, ihm beim Ausladen zu helfen.
    Traynor ließ sich nicht blicken, aber das spielte keine Rolle. Rebus und der Wachmann trugen die Spielwaren ins Gebäude.
    »Die Sachen müssen durchgecheckt werden«, sagte dieser.
    »Wie bitte?«
    »Wir können nicht zulassen, dass die Leute einfach alles Mögliche hier reintragen…«
    »Glauben Sie vielleicht, ich hätte Drogen in der Puppe versteckt?«
    »Das ist die übliche Vorgehensweise, Inspector.« Der Wachmann senkte die Stimme. »Sie und ich, wir wissen beide, dass das vollkommener idiotischer Schwachsinn ist, aber machen muss ich es trotzdem.«
    Die beiden sahen sich an. Schließlich nickte Rebus. »Aber die Kinder werden die Sachen kriegen, ja?«, fragte er.
    »Wenn ich da etwas mitzureden habe, bekommen sie die noch heute Abend.«
    »Danke.« Rebus schüttelte dem Mann die Hand, dann blickte er sich um. »Wie halten Sie es hier aus?«
    »Wäre es Ihnen lieber, wenn hier nur Leute arbeiten würden, die anders sind als ich? Von denen gibt es weiß Gott genug…«
    Rebus rang sich ein Lächeln ab. »Da haben Sie sicher Recht.« Er bedankte sich erneut.
    Als Rebus vom Gelände fuhr, sah er, dass das Zelt verschwunden war. Seine Besitzerin lief mit einem Rucksack auf dem Rücken die Straße entlang. Er hielt an und kurbelte das Fenster herunter.
    »Kann ich Sie mitnehmen?«, fragte er. »Ich fahre nach Edinburgh.«
    »Sie waren gestern schon hier«, sagte sie. Er nickte. »Wer sind Sie?«
    »Ich bin Polizist.«
    »Sie arbeiten an dem Mord in Knoxland?«, wollte sie wissen. Rebus nickte erneut. Sie warf einen Blick auf den Rücksitz.
    »Genug Platz für Ihren Rucksack«, meinte er.
    »Deshalb habe ich nicht geguckt.«
    »Nein?«
    »Ich habe mich gefragt, was mit dem Puppenhaus geschehen ist. Als Sie reingefahren sind, habe ich ein Puppenhaus auf dem Rücksitz gesehen.«
    »Da müssen Ihre Augen Ihnen wohl einen Streich gespielt haben.«
    »Muss wohl«, sagte sie. »Warum sollte ein Polizist Spielzeug in ein Abschiebegefängnis bringen?«
    »Richtig, warum sollte er«, pflichtete Rebus ihr bei und stieg aus, um beim Verstauen des Gepäcks zu helfen.
    Den ersten Kilometer legten sie schweigend zurück, dann erkundigte sich Rebus, ob sie rauche.
    »Nein, aber lassen Sie sich davon nicht aufhalten.«
    »Nicht nötig«, log Rebus. »Wie oft halten Sie diese Mahnwachen?«
    »Sooft ich kann.«
    »Immer allein?«
    »Am Anfang waren noch mehr dabei.«
    »Ich erinnere mich, ich habe es im Fernsehen gesehen damals.«
    »Es gibt noch ein paar, die mir Gesellschaft leisten, wenn sie können; meist an den Wochenenden.«
    »Weil die sonst arbeiten?«, vermutete Rebus.
    »Ich arbeite auch«, fauchte sie. »Aber ich kann mit meiner Zeit freier jonglieren.«
    »Sind Sie Artistin?«
    Sie lächelte. »Ich bin Künstlerin.« Sie hielt inne, um seine Reaktion abzuwarten. »Danke, dass Sie nicht aufgestöhnt haben.«
    »Warum sollte ich?«
    »Die meisten Leute von Ihrem Schlag würden stöhnen.«
    »Leute von meinem Schlag?«
    »Leute, die jeden, der anders ist, als Bedrohung sehen.«
    Rebus tat, als müsse er darüber nachdenken. »Ach, so bin ich also. Ich hab mich schon immer gefragt…«
    Sie lächelte wieder. »Na gut, ich bin vielleicht etwas vorschnell, aber nicht ohne Grund.« Sie schob den Sitz so weit wie möglich nach hinten, damit sie die Füße aufs Armaturenbrett legen konnte. Rebus schätzte sie auf Mitte vierzig. Das lange, mausbraune Haar war zu Zöpfen geflochten. Drei goldene Creolen in jedem Ohr. Das Gesicht blass und sommersprossig, die beiden vorderen Schneidezähne standen schief übereinander, was ihr das

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