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So soll er sterben

Titel: So soll er sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Skelette gefunden worden«, sagte Lennox. »Und die waren echt. Außerdem ein Versammlungsort für den Hexensabbat in Gilmerton.«
    Siobhan hatte von dem »Hexensabbat« gehört: ein paar unterirdische Kammern unter einem Buchmacherlokal. Ihren letzten Informationen zufolge handelte es sich um eine ehemalige Schmiede. Eine Erkenntnis, der die Historikerin sich wohl kaum anschließen würde.
    »Das ist also alles, was Sie mir zu sagen haben?«, fragte sie Mangold.
    Er hob erneut die Arme, die Goldarmbänder rutschten ihm die Handgelenke hinab.
    »Na dann«, sagte Siobhan, »will ich Sie nicht länger von der Arbeit abhalten. Freut mich, Sie kennen gelernt zu haben, Miss Lennox.«
    »Ganz meinerseits«, entgegnete die Historikerin. Sie streckte eine Handfläche vor. Siobhan trat einen Schritt zurück. Lennox hatte erneut die Augen geschlossen, ihre Lider flatterten. »Nutzen Sie diese Energie. Sie ist erneuerbar.«
    »Gut zu wissen.«
    Lennox schlug die Augen auf und richtete sie auf Siobhan. »Ein Stück unserer Lebenskraft geben wir an unsere Kinder weiter. Durch sie findet die wahre Erneuerung statt…«
    Der Blick, mit dem Mangold Siobhan bedachte, war entschuldigend, aber es steckte auch ein wenig Selbstmitleid darin: schließlich würde er noch eine ganze Weile mit Judith Lennox zu tun haben…
    Noch nie zuvor hatte Rebus in der Gerichtsmedizin Kinder gesehen, und der Anblick machte ihn wütend. Dies war ein Ort für Erwachsene, für Hinterbliebene. Für unliebsame Wahrheiten über den menschlichen Körper. Er war die Antithese der Kindheit.
    Andererseits hatte das Leben für die beiden Yurgii-Kinder noch nie etwas anderes bereitgehalten als Verwirrung und Verzweiflung.
    Was Rebus nicht daran hinderte, einen der Wachleute an die Wand zu drücken. Nicht körperlich natürlich, sondern indem er sich einschüchternd dicht vor ihm aufbaute und sich langsam vorwärts schob, bis der andere mit dem Rücken an der Wand stand.
    »Sie haben die Kinder mitgebracht?«, schnauzte er.
    Der Wachmann war jung; seine schlecht sitzende Uniform bot ihm vor jemandem wie Rebus keinen Schutz. »Sie wollten nicht dableiben«, stammelte er. »Sie haben geheult und sich an ihre Mutter geklammert…« Rebus wandte den Kopf, um zu der Frau hinüberzusehen, die ihre Kinder an sich drückte und selbst von ihrer Kopftuch tragenden Freundin aus Whitemire umarmt wurde. Der Junge ließ die beiden Männer nicht aus den Augen. »Mr. Traynor hielt es für das Beste, sie mitzunehmen.«
    »Sie hätten im Wagen warten können.« Rebus hatte den Transporter draußen stehen sehen: gefängnisblau mit vergitterten Fenstern und einem verstärkten Gitter zwischen Vordersitz und Rückbänken.
    »Nicht ohne ihre Mutter…«
    Die Tür ging auf, und ein zweiter Wachmann trat ein. Er war älter als sein Kollege. In der Hand hielt er ein Klemmbrett. Ein Mann im weißen Kittel folgte ihm: Bill Ness, der Leiter der Gerichtsmedizin. Ness war über fünfzig und trug eine Buddy-Holly-Brille. Wie immer kaute er auf einem Weingummi herum. Er ging zu der Familie und hielt den Kindern die Tüte hin, woraufhin diese sich nur noch enger an ihre Mutter drückten. Ellen Wylie, die gekommen war, um bei der Identifizierung dabei zu sein, stand in der Tür. Sie hatte nicht gewusst, dass Rebus auch da sein würde, doch er hatte ihr inzwischen übermittelt, dass sie den Job gern allein erledigen könne.
    »Alles klar hier?«, fragte der ältere Wachmann Rebus.
    »Alles bestens«, antwortete dieser und trat ein paar Schritte zurück.
    »Mrs. Yurgii«, drängte Ness. »Wir wären so weit, wenn Sie bereit sind.«
    Sie nickte und versuchte aufzustehen; ihre Freundin musste ihr helfen. Dann legte sie ihren Kindern je eine Hand auf den Kopf.
    »Ich kann hier bei den Kleinen bleiben, wenn Sie möchten«, sagte Rebus. Sie schaute ihn an, dann flüsterte sie ihren Kindern etwas zu, woraufhin diese sich noch fester an sie klammerten.
    »Eure Mama ist direkt hinter dieser Tür«, erklärte Ness. »Es dauert nur eine Minute…«
    Mrs. Yurgii ging vor ihren Kindern in die Hocke und flüsterte erneut auf sie ein. In ihren Augen standen Tränen. Dann hob sie beide Kinder auf einen Stuhl, lächelte ihnen zu und ging zur Tür. Ness hielt sie für sie auf. Die Wachleute folgten, der Ältere warf Rebus einen warnenden Blick zu:
Lassen Sie die beiden bloß nicht aus den Augen
. Rebus zeigte keine Reaktion.
    Als die Tür ins Schloss fiel, rannte das Mädchen darauf zu und legte die Hände gegen die

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