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So still die Toten

So still die Toten

Titel: So still die Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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gestorben?«
    »Wissen wir noch nicht.«
    »Wo hat man sie gefunden?«
    »Neben einer Mülltonne in der Nähe von Temple Street und Redemption Street.«
    »Redemption? Das ist interessant.« Er sog den Rauch tief ein. »Wer hat sie als vermisst gemeldet?«
    »Nach allem, was ich gehört habe, war es ihre Anwältin. Carlson oder so.«
    »Carlson hat Sweet vertreten?«
    »Anscheinend irgendeine Sorgerechtssache.«
    Donovan zog einen weiteren Fünfzigdollarschein aus der Hosentasche. »Falls du noch mal hörst, dass Carlsons Name fällt, ruf mich an.«
    »Wieso interessiert sie Sie?«
    »Ich werde sie ans Kreuz nageln.«
    Dr. Dixon betrachtete das Foto von Angie Carlson. Er hatte es vor zwei Wochen aufgenommen, als sie gerade aus dem King’s Pub gekommen war. Ihr Haar, das die Farbe von reifem Weizen hatte, fiel ihr offen auf die Schultern, und eine leichte Brise wehte ihr eine Strähne ins Gesicht. Mit hochgezogenen Augenbrauen hatte sie nach rechts und links geschaut, bevor sie über die Straße zu ihrem Auto gegangen war.
    Er fuhr mit dem Finger über die Linien auf ihrer Stirn. »Du musst dich entspannen. Du musst aufhören, dir Sorgen zu machen. Du brauchst jemanden, der sich um dich kümmert.«
    Sein Telefon klingelte. Er nahm den Hörer ab, während er das Foto mit der anderen Hand sorgfältig in der mittleren Schublade verstaute. »Dixon.«
    »Ihr nächster Patient ist da.«
    »Gut. Danke.«
    Er stand auf, zog seinen Pullunder nach unten und richtete den Kragen seines weißen Kittels. Die Tür wurde geöffnet, und seine Sprechstundenhilfe gab jemandem ein Zeichen. »Sie können gleich hineingehen.«
    Dr. Dixon zuckte innerlich zusammen, als er um den Schreibtisch herumkam und die Hand ausstreckte. Da er sich des Blicks seiner Angestellten bewusst war, lächelte er jedoch. »Willkommen.«
    Der Mann lächelte ebenfalls. »Danke, Doktor.«
    Als die Sprechstundenhilfe die Tür geschlossen hatte, befreite Dixon seine Hand und trat einen Schritt zurück. »Was willst du hier?«
    Der Mann verschränkte die Arme. »Ich brauche ärztlichen Rat.«
    Dixon blickte in Richtung Tür und überlegte, ob er sie abschließen sollte. Er entschied sich dagegen. Die Sprechstundenhilfe könnte es womöglich hören und sich wundern. Er würde die Sache ruhig und gelassen angehen. Alles ganz normal.
    »Wozu brauchst du meinen ärztlichen Rat?«
    »Natürlich zum Thema plastische Chirurgie.« Die ruhige, gleichmütige Stimme zerrte an Dixons Nerven.
    Auch wenn er sich noch so gern hinter seinen Schreibtisch gesetzt hätte, wählte er lieber den Stuhl neben seinem neuesten Patienten. »Willst du dein Gesicht verändern?«
    »Guter Gott, nein. Ich mag mein Gesicht ganz gern.«
    »Was dann?« Dixon musterte den Mann, dessen Körper durchtrainiert und dessen Muskeln gut ausgebildet waren. Der andere sah ihn an und zögerte. »Ich habe ein paar Narben, die ich gerne entfernen lassen würde.«
    »Narben?« In all der Zeit, die Dixon diesen Mann kannte, hatten sie niemals über Narben gesprochen. Aber ihre Beziehung basierte auch nicht auf gegenseitigem Vertrauen, sondern auf dunklen, mörderischen Gelüsten, die danach verlangten, gestillt zu werden. Dixon war klar, dass er ein sexueller Sadist war und dass sein Freund das Morden liebte. Dixon fand Erfüllung darin, wenn eine Frau vor Schmerzen schrie. Seinen Partner befriedigte es, wenn das Licht in ihren Augen erlosch.
    Beide waren intelligent genug, um zu wissen, dass ihre jeweiligen Vorlieben irgendwann die Aufmerksamkeit der Polizei erregen würden. Zusammen aber konnte sie niemand aufhalten.
    Dixon hätte gerne nach Lulu Sweet gefragt. War sie tot? Hatte der
Andere
die Knochen beseitigt? Aber seit dem Beginn ihrer Übereinkunft lautete ihre Regel Nummer eins: kein Gequatsche. Unter keinen Umständen. Und so pflegten sie eine seltsam unpersönliche Beziehung. Kaum ein Wort fiel, wenn sein Partner eine Frau bei Dixon ablieferte, und noch weniger, wenn Dixon sie für das Finale wieder zurückgab.
    »Wie alt sind die Narben?« Dixon zog einen Kugelschreiber aus seiner Brusttasche und drückte die Miene heraus.
    »Keine Notizen. Keine Aufzeichnungen, bitte.«
    Dixon legte Stift und Papier auf den Schreibtisch. »Natürlich.«
    »Danke.« Der Mann wischte ein imaginäres Stäubchen von seinem Hosenbein. »Die Narben sind alt. Ich habe sie schon seit meiner Jugend.«
    »Woher stammen sie?«
    »Spielt das eine Rolle?«
    »Ja. Das Vorgehen ist davon abhängig.«
    »Verbrennungen.«
    Dixon

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