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So still die Toten

So still die Toten

Titel: So still die Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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wollte nur noch raus aus diesem Gefängnis. Ihre Hände zitterten, als sie ihre Handtasche bei den Wachleuten abholte und durch den Scanner ging.
    Kier kam hinter ihr her, steckte die Pistole zurück ins Holster und nahm seine Dienstmarke entgegen. Er holte Angie ein, sagte beim Hinausgehen aber nichts. Die Morgensonne war inzwischen wärmer, und Angie legte den Kopf in den Nacken, um die Wärme und die Energie in sich aufzunehmen.
    »Erinnern Sie sich an den Spazierstock, den Darius hatte?«, fragte Angie.
    »Das war vor meiner Zeit.«
    »Das war ein Teil von Fay.«
    »Das können wir nicht mit Sicherheit wissen.«
    Ein Zittern durchlief Angies Körper. »Als wir uns während des Prozesses ein Mal angesehen haben, hat er den Stock hochgehoben.« Sie strich sich mit der Hand übers Haar. »Ich kann nicht glauben, dass mein Vater Darius geholfen hat, einen Mord zu vertuschen.«
    »Ich traue dem, was Louise gesagt hat, nicht so ganz.«
    Angie stieß einen Seufzer aus. »Hoffentlich haben Sie recht.«
    »Woran erinnern Sie sich noch in Bezug auf Darius?«
    »Er liebte Elfenbein. Er hatte Manschettenknöpfe. Eine Krawattennadel. Das weiß ich alles noch von Evas Prozess damals. Großer Gott.«
    »Ziehen Sie keine voreiligen Schlüsse. Louise versteht sich perfekt darauf, alte Wunden aufzureißen«, meinte Kier.
    »Das wusste ich schon vor dem Gespräch.« Auf dem Parkplatz ging ein leichter Wind und spielte mit ein paar Strähnen, die sich aus Angies Knoten gelöst hatten.
    »Wissen ist etwas anderes, als es zu erleben.«
    »Ich muss Ihnen nicht leidtun. Ich bin ein großes Mädchen, und ich halte das schon aus.« Sie sah auf die Uhr und wünschte, sie könnte sich nach Alexandria beamen lassen und das alles vergessen. »Wie ist Ihr Rekord für die Fahrt nach Norden?«
    »Eine Stunde und fünfundvierzig Minuten.«
    »Mal sehen, ob Sie ihn brechen können.«
    Als Donovans Kontaktperson im Gefängnis ihm mitgeteilt hatte, dass Angie kurzfristig einen Besuch bei Louise Cross vereinbart hatte, war sein Interesse geweckt gewesen. Er hatte beobachtet, wie Kier die Anwältin vor ihrem Haus abgeholt hatte und rasch auf die Interstate 95 gefahren war. Er hatte mit dem Tempo des Detectives nicht mithalten können, doch da er wusste, wo sie hinfuhren, hatte er sich zurückhalten können.
    Als er nun in seinem Wagen saß, der gegenüber der Vollzugsanstalt für Frauen parkte, und die beiden beim Verlassen des Gebäudes beobachtete, rätselte er, wieso sie sich diese Mühe gemacht hatten.
    Die Ermittlungen wegen der Morde des vergangenen Jahres waren abgeschlossen. Und Kiers wichtigste Ermittlung im Moment galt Sierra Day, einer Frau, die vermutlich noch nicht einmal von Louise Cross’ Existenz gewusst hatte.
    Wieso also nahmen Angie und Kier die zweistündige Fahrt nach Süden auf sich? Connor ergriff sein Mobiltelefon und wählte. Als der Angerufene beim dritten Klingeln dranging, sagte er: »Robert, ich habe noch einen Auftrag für dich.«
    Wenige Minuten, nachdem Malcolm Angie vor ihrem Haus abgesetzt hatte, klingelte sein Handy. Er fädelte sich in den Verkehr ein und klappte es auf. »Detective Kier.«
    »Wie war’s im Gefängnis?«, fragte Garrison.
    »Ich erzähl’s dir, wenn wir uns sehen. Was gibt’s?«
    »Wir haben schon wieder Knochen gefunden.«
    Mist
. »Wo?«
    »In einer Gasse in der Nähe der Temple Street.«
    »Gib mir die Adresse. Ich fahre gleich hin.«
    Zehn Minuten später kam er bei der Gasse an, die von etlichen Streifenwagen abgesperrt wurde. Die Spurensicherung war schon da, Malcolm sah das Blitzlicht einer Kamera.
    Garrison stand hinter dem Absperrband am Eingang der Gasse, die Hände in die Hüften gestemmt. »Die Müllabfuhr hat ihre Knochen neben einer Mülltonne gefunden. Die hier sind nicht ganz so sauber wie die anderen. Möglicherweise hatte der Mörder es eilig.«
    »Ob er unsere Aufmerksamkeit wollte?«
    »Könnte sein.«
    »Du hast ›ihre Knochen‹ gesagt.« In der Gasse roch es nach Essensresten und Urin.
    Garrison schob die Hände in die Taschen. »Eine Vermutung der Spurensicherung.«
    Malcolm sah sich nach Überwachungskameras um. Er konnte keine entdecken. »Zeugen?«
    »Auf der einen Seite der Gasse ist der Hintereingang eines Lebensmittelladens, auf der anderen der eines Spirituosengeschäfts. Beide haben gestern um Mitternacht zugemacht, und beide Besitzer haben zu der Zeit keine Knochen bemerkt.«
    »Sie müssen also vergangene Nacht hierhergebracht worden sein.«
    »Oder sehr früh

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