Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
So still die Toten

So still die Toten

Titel: So still die Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
Vom Netzwerk:
machte sich einige Notizen. »Mit Laserbehandlungen habe ich gute Erfolge erzielt.«
    »Ich will keinen chirurgischen Eingriff. Die Narkose kann einen benommen machen, und dann sagt man Dinge, die man lieber nicht sagen sollte.«
    »Es gibt Möglichkeiten, die Haut zu betäuben, sodass du wach und bei vollem Bewusstsein bleibst.«
    »Perfekt.«
    »Könnte ich mir die Narben einmal ansehen?«
    »Natürlich.« Der Mann stand auf und ging durch die Verbindungstür in den Behandlungsraum, setzte sich auf die Liege und zog das Hemd aus. Sein Bauch war muskulös und seine Brust leicht behaart, doch weiter unten war sein Bauch von dicken, roten Narben entstellt.
    Dixon nickte. »Das muss furchtbar schmerzhaft gewesen sein.«
    »War es auch.«
    »Das sind tiefe Narben. Es könnten etliche Laserbehandlungen nötig sein, und selbst dann wäre es nicht perfekt. Die Haut wird nie mehr so sein, wie sie einmal war.«
    »Ich hoffe, du kannst die Narben komplett entfernen.«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Es ist wichtig, dass du es versuchst. Die Narben gehören zu einer Vergangenheit, von der ich mich vollkommen lösen will.«
    »Klar.«
    Er zog das Hemd wieder an. »Wann können wir anfangen?«
    »Ich kann dir für nächsten Dienstag einen Termin geben.«
    »Nach zwei Uhr passt es jederzeit. Um eins habe ich etwas vor.«
    In der Todesanzeige hatte gestanden, dass Sierra Days Begräbnis am Dienstag nächster Woche stattfinden würde. Dixon war klug genug, diesem Ereignis fernzubleiben, bei dem es vor Cops nur so wimmeln würde. Er hoffte inständig, dass sein Freund genauso viel Verstand besaß.
    »Sag mir, dass du nicht zu ihrer Beerdigung gehst.« Dixon blickte auf. »Ich muss es wissen. Gehst du hin?«
    Der Mann legte den Finger an die Lippen. »Es geht dich nichts an, ob ich hingehe oder nicht.«
    Dixon senkte seine Stimme. »Wir hatten abgemacht, nicht hinzugehen.«
    »Ich weiß, was wir abgemacht haben.«
    »Was soll das also?«
    Der
Andere
zuckte die Achseln. »Ich habe nicht als Erster die Regeln gebrochen.«
    »Was meinst du damit?«
    Er beugte sich vor und entblößte ebenmäßige weiße Zähne. »Du willst sie ganz für dich allein haben, oder?«
    »Wovon redest du?«
    »Du hast Angie Carlson beschattet.«
    »Ich habe sie nicht beschattet.«
    Eine buschige Augenbraue wurde hochgezogen. »Jetzt ist es also Angie?«
    »Es war schon immer Angie. Sie war schließlich meine Anwältin. Und ich bin zu ihr gegangen, weil die Cops bei mir waren. Ich brauchte anwaltlichen Rat.«
    »Ach, komm schon, du brauchtest keinen Rat. Du wolltest sie sehen, sie riechen.« Seine Augen funkelten vergnügt. »Mach dir nichts draus – ich habe auch an sie gedacht.« Er beugte sich vor und flüsterte: »Ich habe mir vorgestellt, wie ihre Haut langsam kalt wird, während ich das Leben aus ihr herauspresse.«
    Dixons Anspannung verstärkte sich. Er hatte oft daran gedacht, Angie ganz für sich zu behalten. »Ich will nicht, dass sie stirbt.«
    »So lautet die Abmachung. Du spielst, ich töte.«
    »Ich weiß. Aber sie ist anders.«
    Der Mann schüttelte den Kopf und erhob sich von der Liege. »Sie ist kein bisschen anders. Sie ist genau wie die anderen, sie ist eine Hure. Bereit, ihre Seele zu verkaufen – für Ruhm, für Geld, für Macht, such dir was aus.«
    Innerlich kochte Dixon. »Ich will sie.«
    »Das merke ich.« Der
Andere
beugte sich vor. »Aber du kannst sie nicht für dich allein haben. Wir teilen. So lautet die Abmachung.«
    Dixon ballte die Hände zu Fäusten. »Ich kann dich aufhalten. Ich kann dich daran hindern, sie zu töten.«
    In einem blitzschnellen Reflex schossen die Hände des Mannes an Dixons Kehle. Er drückte so fest zu, dass Dixon keine Luft mehr bekam. »Du kannst mich nicht aufhalten. Niemand kann mich aufhalten.«
    Dixon zerrte an den Händen um seinen Hals. »Lass mich los!«
    »Sag es. Sag, dass du mich nicht aufhalten kannst.« Er drückte fester zu und quetschte Knochen und Knorpel, bis sie fast brachen. »Sag es.«
    Dixon verdrehte den Hals, um sich zu befreien. Seine Lungen brannten. »Also gut. Ich kann dich nicht daran hindern.«
    Der Druck ließ gerade so weit nach, dass er sprechen, aber nicht wirklich atmen konnte. »Und?«
    »Ich tue, was du sagst.«
    Der
Andere
ließ los, und Dixon schnappte nach Luft. Er hatte in seinem Leben nur dreimal Angst gehabt. Als er vor vielen Jahren gesehen hatte, wie sich der Mörder seiner Freundin über ihre Leiche gebeugt hatte. Das zweite Mal war gewesen, als Garrison ihn

Weitere Kostenlose Bücher