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So still die Toten

So still die Toten

Titel: So still die Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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eine seiner Visitenkarten. »Wenn Ihnen noch etwas einfällt oder Sie Tony sehen, rufen Sie mich an.«
    »Ich kann’s kaum erwarten.«
    Malcolm hatte Kopfschmerzen, als er den King’s Pub betrat. Er sah Angie an der Theke sitzen. Sie sprach gerade mit Eva und tat etwas, was er nicht oft bei ihr sah: Sie lächelte.
    Sein innerer Aufruhr ließ nach, und seine Schultern entspannten sich. Er hatte fast den ganzen Tag an sie denken müssen. Daran, wie sie sich über das Baby gebeugt und nicht gewusst hatte, wie man eine Windel wechselt. Wie sie ihn mit diesem Kind beobachtet hatte, und wie traurig und nachdenklich sie dabei gewirkt hatte. Es musste höllisch wehtun, ein Kind im Arm zu halten und zu wissen, dass man niemals ein eigenes haben konnte.
    Als er zur Bar ging, sah Eva auf und bemerkte ihn. Sie nickte ihm zu und sagte etwas zu Angie, die sich daraufhin umdrehte. Das Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht, und im Bruchteil einer Sekunde war ihre Leichtigkeit dahin. Die ernste Angie war zurückgekehrt, und er bedauerte es.
    Er setzte sich neben sie und nahm sich eine Handvoll Nüsse aus der Schale auf der Theke. »Eva, ich könnte eigentlich ein Bier gebrauchen, aber geben Sie mir eine Cola.«
    »Gern.«
    Sie schenkte ein großes Glas Cola ein und stellte es vor ihn hin. »Wollen Sie das, was Sie neulich abends bestellt haben?«
    »Ich weiß gar nicht mehr, was ich bestellt habe.«
    »Chili, Cracker, extrascharfe Sauce.«
    Er spielte mit den Erdnüssen in seiner Hand. »Wieso wissen Sie das noch?«
    »Fotografisches Gedächtnis«, sagte Angie. »Sie könnte Ihnen erzählen, was Sie vor zwei Monaten angehabt haben. Oder was Sie damals gegessen haben.«
    »Garrison hat mal erwähnt, dass Sie ein gutes Gedächtnis haben. Aber mir war nicht klar, dass es so extrem ist.«
    Eva zuckte die Schultern. »Manchmal. Sich an alles zu erinnern, ist nicht immer so toll.« Sie tippte seine Bestellung in den Computer.
    »An was erinnern Sie sich noch von Ihrem Vater?«, fragte Malcolm.
    Eva zog die Augenbrauen hoch. »Wie kommen Sie jetzt darauf?«
    »Ich habe den ganzen Tag immer wieder über diesen Fay-Willow-Fall nachgedacht. Hat Ihre Schwester Ihnen von unserem Besuch im Frauengefängnis erzählt?«
    Angie wandte sich ihm zu. »Nicht in allen Einzelheiten. Sie muss das nicht wissen.«
    Malcolm zog die Schultern hoch. »Ganz ruhig, Löwenmutter. Ich habe nur gefragt.«
    Eva schenkte Angie Wasser nach. »Ich wollte es unbedingt hören, aber sie will nichts erzählen. Sie und Garrison glauben, dass ich aus Zucker bin.«
    Malcolm sah Angie an. »Sie wird schon nicht zusammenklappen, wenn ich ihr Fragen nach ihrem Vater stelle.«
    »Sie kann den Stress nicht gebrauchen.«
    Eva lachte. »
Sie
kann für sich selbst sprechen, Angie. Und
sie
erinnert sich noch an ein paar Dinge von ihrem Vater.«
    Malcolms Blick wanderte zurück zu Eva. »Woran zum Beispiel?«
    »Er war lustig. Er hat mich zum Lachen gebracht, hatte immer einen Zaubertrick auf Lager. Aber je mehr ich in der Vergangenheit grabe, desto mehr erinnere ich mich wieder, dass er und Mom nie wirklich glücklich waren. Er war abends oft weg, und wenn er zurückkam, stritten sie sich. Mom hat oft geweint.«
    »Warum ist er weggegangen?«
    »Ich weiß es nicht. Irgendwann war er verschwunden, von einem Tag auf den anderen.«
    »Louise Cross hat angedeutet, dass ihr Mann Frank Carlson dazu gebracht hat, Blue einzustellen.«
    Eva zuckte die Schultern. »Davon weiß ich nichts.«
    Garrison betrat den Pub. Er ging um die Theke herum, nahm Eva in die Arme und küsste sie. Etliche Gäste pfiffen und johlten, doch es schien ihn nicht zu kümmern.
    Angies Wangen röteten sich, als sie beobachtete, wie die beiden sich umarmten.
    Malcolms Mobiltelefon klingelte, und er war erleichtert über die Ablenkung. »Kier.« Sein Blick verfinsterte sich. »Sind Sie ganz sicher?« Er hörte zu und nickte dann. »Danke.«
    »Was war das denn?«, fragte Angie.
    Garrison hörte ihre Stimme und sah sich zu ihr um, ließ seinen Arm jedoch auf Evas Schultern liegen.
    »Eine verdeckte Ermittlerin von der Straße hat angerufen. Dixon ist wieder auf der Pirsch. Er quatscht Huren an.«
    »Das hat er seit dem Prozess nicht mehr gemacht«, bemerkte Garrison.
    »Ihm ist klar, dass er brav sein muss, wenn er nicht ins Gefängnis will«, sagte Angie.
    »Ja, aber warum jetzt?«, fragte Malcolm. »Was hat sich geändert?«
    »Vielleicht hat er einfach nur auf den richtigen Augenblick gewartet«, meinte Eva.
    Angie

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