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So still die Toten

So still die Toten

Titel: So still die Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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hinauf, bis sie vor seiner Tür stand.
Frag ihn einfach kurz nach dem Fall und geh dann wieder.
Vielleicht hatte er ein paar beruhigende Worte für sie.
    Plötzlich fürchtete sie, sie würde die Treppe wieder hinunterrasen, wenn sie auch nur einen Moment länger nachdachte.
    Schwere Schritte erklangen, und nach einem kurzen Moment des Wartens ging die Tür auf.
    Kier stand da, das Haar feucht, das Hemd hing ihm aus der Hose. Seine Miene war finster und argwöhnisch. Angie senkte den Blick und sah, dass er seine Pistole in der Hand hielt.

25
    Mittwoch, 12. Oktober, 23:00 Uhr
    »Tut mir leid, dass ich Sie störe. Ich komme ungelegen, ich weiß.« Inzwischen kam sie sich töricht vor und wünschte, sie wäre im King’s geblieben.
    »Angie. Was machen Sie hier? Alles in Ordnung?« Seine Verwirrung und Besorgnis waren unverkennbar.
    »Ja, klar. Alles bestens. Wirklich. Ich bin ganz spontan hergekommen. Dachte, ich frage mal nach dem Stand der Ermittlungen. Aber ich sehe schon, ich habe einen unpassenden Moment erwischt.« Am liebsten wäre sie die Treppe hinuntergelaufen und hätte diese Fehlentscheidung schnell wieder vergessen.
    »Der Moment ist überhaupt nicht unpassend. Kommen Sie herein. Ich habe gerade Kaffee aufgesetzt.«
    Im Gerichtssaal war sie in ihrem Element, dort hatte sie die Kontrolle. Doch als sie jetzt hier stand, fühlte sie sich unbeholfen und albern. »Wirklich, ich hätte nicht kommen sollen.«
    Er machte ihr Platz. Er war barfuß. »Kommen Sie herein.«
    Hätte er auch nur eine Sekunde gezögert, wäre sie weggelaufen. Aber seine Stimme klang fest und klar und lockte sie, ihm zu folgen. Sie trat ein, und als sie hinter ihm herging, atmete sie seinen Seifenduft ein.
    Die Wohnung war im Stil eines Lofts gehalten, offen und ohne Zwischenwände. Er hatte den Raum unterteilt, indem er Sofa und Fernseher in einer Ecke platziert hatte und ein großes Himmelbett in einer anderen. Das Bett verblüffte sie. Irgendwie hätte sie bei ihm eher einen schlichten, modernen Stil erwartet und nicht traditionelle, antike Möbel.
    Die Küchenzeile befand sich am südlichen Ende des Raums. In der Nähe stand ein großer Tisch mit sechs Stühlen, der aussah, als würde er gleichzeitig als Ess- und Arbeitsplatz dienen. Im Moment war er mit Akten und Schachteln übersät.
    Genau wie Kier gesagt hatte, brodelte eine Kaffeemaschine. Aus dem Ofen duftete es.
    »Tolle Wohnung«, sagte Angie.
    Kier schloss die Tür hinter ihr und hängte sein Holster mit der Pistole an einen Haken daneben. »Haben Sie sich von einem Streifenpolizisten herbegleiten lassen?«
    Angie ließ die Handtasche von ihrer Schulter auf den Tisch gleiten. »Ja. Er hatte sogar einen Schlagstock dabei.«
    »Gut.« Kier ging in die Küche und nahm zwei große schwarze Tassen aus dem Schrank. »Machen Sie das weiter so, bis alles vorbei ist. Genau dafür sind wir da, Angie.«
    Das war das zweite Mal, dass er sie beim Vornamen nannte. Nicht Carlson. Nicht Königin der Verdammten. Einfach Angie. Und es klang nett, wie er es sagte.
    »Ich weiß.« Sie beugte und streckte die Finger und wünschte sich, sie hätte Hosentaschen oder könnte sonst irgendetwas mit ihren Händen tun. »Wie laufen die Ermittlungen?«
    »Zäh. Keine Spur von Dixon. Auf seinen Kreditkarten- und Bankkonten ist keinerlei Aktivität zu sehen, daher haben wir Hoffnung, dass er nicht weit gekommen ist.« Kier schürzte die Lippen. »Tut mir leid wegen heute Morgen. Ich war frustriert und habe es an Ihnen ausgelassen.«
    »Ich verstehe das. Schon okay.« Beklommenes Schweigen breitete sich aus. Angie räusperte sich. »Wissen Sie irgendetwas Neues über die Verbindung zwischen Dixon und Fay?«
    »Nein. Nur, dass er damals in der Gegend war. Er hat für eine Versandfirma gearbeitet, die viele Aufträge vom Talbot-Museum bekommen hat. Er hatte einen Studienplatz für Medizin, hat den Beginn des Studiums aber verschoben, um Geld zu verdienen. Nach Fays Tod meldete er sich dann plötzlich bei der Universität und sagte, er könne anfangen. Er verließ die Gegend und kehrte erst zehn Jahre später wieder hierher zurück.«
    »Glauben Sie, Darius Cross hat ihm Schweigegeld gezahlt?«
    »Möglich. Aber vielleicht werden wir nie erfahren, was zwischen den drei Männern vorgefallen ist.«
    »Haben Sie eine Theorie?«
    »Klar. Jede Menge.« Er drehte sich um, nahm die volle Kanne und füllte beide Tassen. »Wie trinken Sie ihn?«
    »Schwarz.«
    Er schnitt eine Grimasse und reichte Angie den Kaffee.

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