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So still die Toten

So still die Toten

Titel: So still die Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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stand auf und verließ den Gerichtssaal. Sie kochte vor Wut. Was für eine unglaubliche Verschwendung von Zeit und Energie.
    Sie war gerade beim Aufzug angekommen, als sie hinter sich jemanden ihren Namen rufen hörte. Mrs Sweet kam auf sie zu. Ihr Anwalt blieb abwartend neben der Tür zum Gerichtssaal stehen.
    »Ms Carlson, haben Sie einen Moment Zeit für mich?« Vivian Sweets Stimme hatte ihren Elan verloren und klang jetzt kraftlos und besiegt.
    »Mrs Sweet.«
    »Danke, dass Sie versuchen, meiner Lulu zu helfen.«
    Angie hatte einen Angriff erwartet, keinen Dank. Sie nickte steif und wusste nicht recht, was sie sagen sollte.
    »Lulu wollte wieder auf die Beine kommen, und ich hatte wirklich gehofft, diesmal würde es ihr gelingen. In den letzten Wochen wirkte alles so hoffnungsvoll. Ich habe mir gewünscht, dass sie heute gewinnen würde.«
    »Das überrascht mich.«
    »Ich will keinen Krieg mit meiner Tochter. Ich will, dass sie sich zusammennimmt und David großzieht. Aber auch wenn es kleine Hoffnungsschimmer gab, sogar über mehrere Wochen – ein Baby braucht mehr. Es braucht seine Mutter ständig, nicht nur, wenn sie gerade Lust hat, Mutter zu sein.«
    Angie beugte sich zu der Frau hinüber. »Gestern schien sie fest entschlossen zu sein, herzukommen. Ich habe ihr geglaubt.«
    »Sie hat auch selbst daran geglaubt. Sie will das hinbekommen, aber immer, wenn sie es beinahe geschafft hat, kommt sie ins Straucheln.«
    Die Worte waren voll aufrichtigen Bedauerns. »Es tut mir leid.«
    Mrs Sweet hob den Kopf, als wäre Mitleid das Letzte, was sie wollte. »Falls Sie Lulu sehen, sagen Sie ihr, dass ich sie liebe. Und dass es David gut geht.«
    »Geht es Ihnen denn gut?« Die Frage war unangemessen, und Mrs Sweet hätte sie nicht beantworten müssen.
    Sorge sprach aus ihrem Blick, doch dann schien sie sie beiseitezuschieben. »Mir geht es gut. Das muss es ja, für David.«
    »Mrs Sweet.« Der Anwalt schien nicht gerade glücklich darüber zu sein, dass seine Mandantin sich entschlossen hatte, mit der gegnerischen Anwältin zu sprechen.
    Mrs Sweet sah zu ihm hinüber und lächelte. »Ich komme gleich.« Sie schaute Angie ein letztes Mal an. »Danke.«
    Die Mutter ihrer Mandantin verschwand inmitten der wartenden Menschen, und Angie war wütend auf Lulu und ihre Schwester, die sie in diese Situation gebracht hatten. Sie drückte den Knopf, und als der Aufzug nicht sofort kam, hämmerte sie noch ein paar Mal darauf, als könnte die Maschine ihre Frustration spüren und sich beeilen.
    »Sieh an, Angie Carlson.« Beim Klang dieser Stimme wurde ihr schlagartig eiskalt. Connor Donovan.
    »Mr Donovan, aus welchem Loch sind Sie denn gekrochen?«

12
    Donnerstag, 6. Oktober, 12:30 Uhr
    Donovan stellte sich so dicht neben Angie, dass sie die Wärme seiner Schulter neben ihrer spürte. »
Mr Donovan
? Angie, nach allem, was zwischen uns war – sag Connor zu mir.«
    Als sie dahintergekommen war, wie er sie ausgenutzt hatte, hatte sie versucht, die Niederlage abzuschütteln, und sich gesagt, dass es keinerlei Bedeutung hatte. Aber die Wunde war nur langsam geheilt. Und noch immer gab es Tage, an denen sie dachte, sie würde sich nie wieder einem Mann öffnen können.
    »Ich könnte auch Scheißkerl sagen. Oder Schwachkopf? Wie wär’s damit?« Sie sah ihn an, als würde sie in die Mündung einer Schrotflinte schauen.
    Er hielt ihrem Blick stand. »Du hast allen Grund, sauer zu sein. Das verstehe ich. Ich war ein Schwein.«
    »Dann sind wir uns also mal über etwas einig.«
    Sein Grinsen verblasste. »Sieh mal, Angie, ich hab dich heute hier gesehen, und ich dachte, ich komme rüber und entschuldige mich. Im Laufe des letzten Jahres hatte ich Gelegenheit, über vieles nachzudenken, und was ich dir angetan habe, nun, das war falsch.«
    Angie bedauerte so einiges, was sie getan hatte, und zum Teil war das der Grund dafür, dass sie heute hier war. Aber sie vermutete, dass Donovan sich nicht wirklich um Richtig oder Falsch scherte. »Hauen Sie ab.«
    »Ach, komm schon, Angie. Können wir nicht zusammen was trinken gehen?«
    Das Aufzugsignal ertönte, doch ein schneller Blick auf die Anzeige über der Tür verriet ihr, dass der Aufzug ein Stockwerk weiter oben stand, weshalb sie gezwungen war, neben Connor Donovan auszuharren. Sie erwog kurz, die Treppe zu nehmen, wollte aber vor diesem Mistkerl nicht weglaufen. »Verschwinden Sie, Donovan. Verkriechen Sie sich wieder in Ihrem Loch.«
    Seine aufgesetzte Lässigkeit schwand, und

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