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So still die Toten

So still die Toten

Titel: So still die Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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etwas Härteres, Kälteres kam zum Vorschein. »Du musst dich nicht beschweren, dass man dir übel mitgespielt hat. Du machst es doch genau wie ich. Du tust alles, um zu gewinnen.«
    Angie räusperte sich. »Dies ist nicht der Ort, um darüber zu reden.«
    »Der Ort ist ebenso gut wie jeder andere.«
    »Fahren Sie zur Hölle.«
    Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. »Du sitzt schon so lange auf dem hohen Ross, dass du ganz vergessen hast, dass du genauso von Skandalen lebst wie ich. Machen wir uns nichts vor, Süße – deine Begabung, schmutzige Wäsche zu waschen, ist kein bisschen weniger ausgeprägt als meine.«
    Blut stieg ihr in die Wangen. »Wollen Sie auf etwas Bestimmtes hinaus, Mr Donovan? Ich muss arbeiten.«
    »Müssen wir das nicht alle?«
    Das Signal ertönte erneut, und die Türen öffneten sich. Zu Angies Bestürzung war der Aufzug voll. Die Türen schlossen sich wieder.
    »Was wollen Sie von mir?«, fragte sie. »Gibt es nichts anderes, womit Sie sich amüsieren können? Fliegen die Flügel ausreißen, zum Beispiel?«
    »Ich bin wegen Ihrer Mandantin hier.«
    »Ich spreche nicht über meine Mandanten.«
    Er beugte sich vor. Sie roch sein Aftershave – es war dasselbe wie damals. Armani. Als er sie zum ersten Mal berührt hatte, hatte der Duft sie wie ein Aphrodisiakum berauscht. Jetzt wurde ihr davon übel. »Nicht einmal über die toten?«
    Sie hatte einen bitteren Geschmack im Mund. »Ah, Sie sind hier, um mich mal wieder auszunutzen.«
    »Ich bin hier, um Fragen zu stellen.«
    »Die als Entschuldigung getarnt sind.«
    »Und?«
    »Kein Kommentar.«
    »Du hast keine Ahnung, wer eine so reizende junge Frau umgebracht haben könnte?«
    Angie warf erneut einen Blick auf die Anzeige über der Tür. Der Aufzug schien eine Ewigkeit im Stockwerk über ihnen festzuhängen.
    Ach, zum Teufel. So schwungvoll wie möglich ging sie an Donovan vorbei und den Gang entlang Richtung Treppe. Sie hatte gerade die Tür zum Treppenhaus erreicht, als seine langen Finger sich um ihren Arm legten.
    »Lauf nicht weg.« Angesichts der Verärgerung in Donovans Stimme machte sie sich auf einen Streit gefasst.
    »Hände weg.« Sie versuchte, sich loszureißen, aber er hielt sie fest.
    »Nicht, bevor du mir von Sierra Day erzählt hast. Was weißt du über sie?«
    Angie versuchte, sich seinem Griff zu entwinden. »Lassen Sie mich los, sonst schreie ich alle zusammen, die hier arbeiten. Dann können Sie denen erklären, warum Sie gegenüber einer Anwältin tätlich geworden sind.« Sie holte Luft, um loszuschreien.
    Er ließ die Hand sinken, rührte sich aber nicht vom Fleck und verbarg seine Wut hinter einem Grinsen. »Ach, komm schon, um der alten Zeiten willen. Erzähl mir, was du über Sierra weißt.«
    »Wichser.«
    Das mit brutaler Heftigkeit hervorgestoßene Wort traf ins Schwarze, und der sonst nicht eben zartbesaitete Donovan zuckte zusammen. »Miststück.«
    Die lahme Retourkutsche brachte Angie zum Lachen. »Wenn das alles ist, was Sie zu bieten haben, bin ich nicht sehr beeindruckt.«
    Er beugte sich vor und sagte so leise, dass nur sie es hören konnte: »Ich hab dich einzig und allein deswegen gefickt, weil du mir so verdammt bemitleidenswert vorkamst. Als hätte ich einem Hund einen Knochen zugeworfen.«
    Die Worte durchschlugen die Mauer, die Angie so sorgfältig um sich herum aufgebaut hatte, und trafen sie bis ins Mark. So heiß und heftig wallten die Gefühle in ihr auf, dass sie keine Luft mehr bekam.
    »Gibt’s hier irgendein Problem?«, fragte plötzlich eine tiefe Männerstimme.
    Angie drehte sich um und erblickte Detective Kier. Nie war sie glücklicher gewesen, ihn zu sehen.
    Er trug ein blaues Sportsakko und eine rote Krawatte zu einem weißen, allerdings ungebügelten Hemd. Glatt rasiert und ordentlich gekämmt, wie er war, hätte er beinahe als zivilisiert durchgehen können, wäre da nicht der grimmige Gesichtsausdruck gewesen.
    So wenig sie sich auch von Malcolm Kier helfen lassen wollte – Donovan loszuwerden, hatte höhere Priorität. »Donovan weigert sich, ein Nein zu akzeptieren.«
    Der Reporter murmelte etwas Unverständliches und trat einen Schritt zurück. Obwohl er etwas größer war als der Detective, wirkte der muskulöse Kier so, als könnte er kurzen Prozess mit dem Reporter machen.
    »Ich habe ihr nur ein paar Fragen zu Sierra Day gestellt.«
    Kier stemmte eine Hand in die Hüfte, wobei die Pistole unter seiner Jacke hervorlugte. »Nach dem, was ich gehört habe, wollte sie sie

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