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So still die Toten

So still die Toten

Titel: So still die Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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nicht beantworten.«
    Donovan kaschierte seinen Ärger mit einem Schulterzucken. »Wenn ich nicht nachbohren würde, wäre ich falsch in meinem Beruf.«
    Kier grinste. »Und ich wäre falsch in meinem, wenn ich Ihnen nicht sagen würde, dass Sie verschwinden sollen.« Er ließ Donovan nicht aus den Augen. »Offen gestanden, nichts würde mir mehr Spaß machen, als Sie festzunehmen.«
    »Mit welcher Begründung?«
    Der kurze Schlagabtausch gab Angie Zeit, sich wieder zu fangen. »Belästigung. Tätlicher Angriff. Freiheitsberaubung. Wenn ich ein bisschen nachdenke, fällt mir sicher noch mehr ein.«
    Donovan starrte sie wütend an. »Damit würdest du niemals durchkommen.«
    »Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Aber ich könnte juristisch eine Menge Staub aufwirbeln.«
    Donovans Mund wurde zu einem dünnen Strich. »Wir reden später weiter, Angie.«
    »Wohl kaum.«
    Er zwinkerte ihr zu. »Verlass dich drauf.«
    Sie umfasste den Griff ihrer Aktentasche fester. »Und verlassen Sie sich darauf, dass ich Sie dann anzeigen werde.«
    »Das werden wir ja sehen.« Der Reporter lief die Treppe hinunter. Ein paar Sekunden lang stand Angie stocksteif da, rührte sich nicht vom Fleck und wartete, ob Donovan zurückkehrte. Dann, als sie sicher sein konnte, dass er wirklich weg war, wandte sie sich Kier zu. In dem Blick, mit dem er sie bedachte, lag inzwischen weniger Wut als Sorge.
    Ihre Wangen röteten sich. »Wenn Sie versuchen, mich zu trösten, Detective, haue ich Ihnen eine runter.«
    Sein kehliges Lachen nahm ihr den Wind aus den Segeln. »Würde mir nicht im Traum einfallen. Außerdem, wozu? Soviel ich weiß, kann man Vampire nicht verletzen. So ganz ohne Herz.«
    Ohne eine Sekunde zu zögern, erwiderte sie: »Wo kein Blut durch die Adern fließt, ist ein Herz nur unnützer Ballast.«
    Das ließ zum Glück jegliche Besorgnis aus Kiers Augen verschwinden. »Ich werde es mir merken.«
    Er hätte sich einfach umdrehen und verschwinden können, doch er blieb noch einen Moment stehen.
    Das reichte aus, um Angie für einen Augenblick aus ihrer Deckung kommen zu lassen, und sie sagte: »Danke. Donovan war hartnäckiger, als ich erwartet hatte.«
    »Nennen Sie mir einen Grund, Carlson, dann lasse ich ihn ins Gefängnis werfen.«
    Sie hob eine Augenbraue. »Also, das ist das Netteste, was Sie je zu mir gesagt haben, Detective.«
    »Ich meine es ernst.« In seiner Stimme lag keinerlei Ironie mehr. Wenn sie es wollte, würde er Donovan verhaften. »Er ist ein richtiger Widerling, und ich täte nichts lieber, als ihm einen Denkzettel zu verpassen.«
    Das Geplänkel tat Angie gut. Ihre Welt kam wieder ins Lot. »Ich kann selbst auf mich aufpassen. Aber danke.«
    »Ein bisschen Hilfe hat noch niemandem geschadet.«
    »Mein Dad hat immer gesagt, was dich nicht umbringt, macht dich stärker. Ich bin noch nicht am Boden, also sollte ich mich vermutlich bei Donovan dafür bedanken, dass er mich stärker gemacht hat.«
    »Stärker oder vorsichtiger?«
    »Beides.« Sie wollte nicht über sich selbst sprechen. »Gibt es irgendwas Neues im Fall Sierra Day?«
    Kier schob die Hände in die Hosentaschen und spielte mit den Münzen darin. »Nein. Etliche Leute hätten sie wohl gerne umgebracht, aber sie haben alle Alibis.«
    Angies Verstand schaltete in den Anwaltsmodus um. »Alibis sind leicht zu bekommen.«
    »Diesen geheimnisvollen Freund zu finden ist alles andere als leicht.«
    »Er läuft irgendwo da draußen herum.«
    Kier zögerte, als würde er nach Worten suchen. »Übrigens, danke für den Hinweis.«
    »Gerne.«
    Angie drehte sich um, und im Weggehen fiel ihr auf, dass sie und Kier richtig höflich miteinander umgegangen waren. Vermutlich hatte sie gerade ein kleines Wunder erlebt.
    Malcolm beobachtete, wie Angie Carlson sich entfernte. Sie ging langsam und kerzengerade wie eine Königin. Bis zu der Szene mit Donovan hatte sie in seiner Gegenwart nie die Beherrschung verloren. Als Donovan sein Gift verspritzt hatte, hatte Malcolm für einen kurzen Augenblick den Schmerz hinter der Fassade aus Eis wahrgenommen. Was auch immer Donovan auf sie abgefeuert hatte, es hatte sie tief getroffen.
    Er musste Angie zugutehalten, dass sie sich schnell wieder gefangen hatte. Wäre er in jenem Moment nicht aufgetaucht, hätte sie wahrscheinlich zurückgeschlagen. In der Tat hätte nichts Malcolm mit größerer Befriedigung erfüllt, als zuzusehen, wie die Anwältin Donovan eine verpasste.
    Als sie im letzten Jahr wegen der Serienmorde an den jungen

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