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So still die Toten

So still die Toten

Titel: So still die Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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sein, wirklich. Ich will Kinder, sie will Kinder. Sie wäre eine wunderbare Ehefrau und Mutter.«
    Kinder
. Natürlich wollte er Kinder. Die meisten Männer wollten welche. Sie würde niemals in der Lage sein, einem Mann ein Kind zu schenken. Ihre aufgekratzte Stimmung verpuffte, als hätte jemand den Stöpsel gezogen.
    »Was habe ich denn gesagt?«, fragte Malcolm.
    Sie sah ihn an und merkte, dass sie in Gedanken abgedriftet war. »Was?«
    Er konzentrierte seine ganze Aufmerksamkeit auf sie. »Ich habe das Gefühl, Sie gerade irgendwie verletzt zu haben.«
    »Nein. Nein, das haben Sie nicht.« Zu ihrem Erstaunen hörte sie sich sagen: »Es trifft mich immer ziemlich, wenn von Kindern die Rede ist.«
    »Warum?«
    Sie malte mit dem Zeigefinger Kreise auf den Tisch. »Vor sieben Jahren hatte ich Krebs. Ich kann keine Kinder bekommen.« Sie lachte nervös. »Und ich habe keine Ahnung, warum ich Ihnen das erzähle.«
    Aufrichtige Besorgnis, etwas, das sie an ihm noch nie gesehen hatte, spiegelte sich in seinen Augen. »Sind Sie geheilt?«
    »Ja. Ich habe sogar gerade den jährlichen Check hinter mir. Die Ärztin sagt, die Gefahr eines Rezidivs sei eins zu einer Billion. Aber der Preis heißt: keine Kinder.« Sie fuhr den Rand des Glases nach. »Unterm Strich gewinne ich.«
    »Wie wär’s mit einem Bier?«
    Angie lachte. »Ich trinke nicht. Damit hatte ich nämlich auch mal ein Problem.« Sie lehnte sich zurück, voller Erstaunen darüber, dass sie Kier gerade ihre zwei dunkelsten Geheimnisse anvertraut hatte. »Machen wir uns nichts vor, Kier, ich bin niemandes Hauptgewinn.«
    Er schnaubte, dann lachte er. »Willkommen im Club.«

18
    Freitag, 7. Oktober, 20:45 Uhr
    »Du kannst mich nicht einfach wie ein Neandertaler aus der Bar schleifen«, sagte Eva mit zusammengebissenen Zähnen.
    Garrison ließ sich nicht beirren. »Doch, kann ich.«
    Er stieß die Tür zu dem Raum hinter der Küche auf. »King hat gesagt, er übernimmt die Bar.«
    »Wir brauchen uns nicht zu unterhalten«, konterte Eva. »Ich muss arbeiten, damit King kochen kann.«
    »Deswegen hat er wohl auch zu dir gesagt, du sollst die Eiterbeule aufschneiden, und zu mir, dass ich ihm Bescheid sagen soll, wenn ich weiß, was mit dir los ist.«
    Eva hob die Hand. »Ich wurde nicht gefragt.«
    »Du Ärmste.«
    Jetzt, da sie allein im Hinterzimmer waren, hörte man nur das Summen des großen Kühlschranks und von Weitem das Stimmengewirr und die Musik aus der Bar. Seit ihrem letzten Gespräch vor zwei Tagen war Eva noch blasser geworden. So unbeugsam sie sich auch nach außen hin gab, die Probleme zwischen ihnen forderten ihren Tribut. »Sag mir, was mit dir los ist.«
    »Gar nichts ist mit mir los.«
    Er lächelte, denn er wusste, dass das wirksamer war, als zu schimpfen, auch wenn ihm danach eher zumute gewesen wäre. »Ich kenne dich, Eva. Ich weiß, wann du verängstigt oder müde oder glücklich oder traurig bist. Ich kenne dich. Was ist los?«
    Sie versuchte, sich an ihm vorbeizudrücken, doch er hielt sie auf.
    »Hast du noch mehr Briefe aus dem Gefängnis bekommen, von dieser Verrückten?«
    Die Mörderin, die Eva im letzten Jahr verfolgt und beinahe umgebracht hatte, war vor Kurzem zu dreimal lebenslänglich Haft verurteilt worden. Seit der Urteilsverkündung hatte sie Eva Briefe geschrieben. Keiner davon hatte eine offene Drohung enthalten. Ganz im Gegenteil, sie wirkten harmlos.
Bitte, bitte verzeih mir. Es tut mir leid.
    Zuerst hatte sie Garrison nichts von den Briefen erzählt, weil sie ihn nicht hatte beunruhigen wollen. Doch als der letzte gekommen war, war er zufällig dabei gewesen.
    Er hatte gesehen, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich und ihre Hände zu zittern begannen. Er hatte den Brief gelesen und sofort bei der Vollzugsbehörde angerufen. Man hatte zugesichert, die Briefe in Zukunft aufzuhalten.
    »Schwörst du, dass es keine weiteren Briefe gegeben hat?«
    »Ja.«
    Dann stellte er die Frage, die ihm um zwei Uhr morgens zugesetzt hatte. »Ist es ein anderer Mann?« Er hatte immer gefürchtet, dass sie ihn verlassen würde, wenn sie sich selbst gefunden und ihr volles Potenzial erkannt hatte. Immerhin stellte er eine Verbindung zu der dunklen Vergangenheit dar, vor der jeder geistig gesunde Mensch geflohen wäre.
    Sie riss schockiert die Augen auf. »Nein.«
    Das nahm ein bisschen von dem Druck weg, der auf seiner Brust lag. »Was ist es dann, Eva?« Er ließ sie los, trat einen Schritt zurück und fuhr sich mit der Hand durch das kurze

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