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So unselig schön

So unselig schön

Titel: So unselig schön Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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klang sie etwas vergnügter. »Okay. Dauert aber doch ein bisschen, die eine S-Bahn erwische ich nicht mehr, die fährt in zwei Minuten. Ich nehme die nächste.«
    Dühnforts Blick fiel auf das Buch, das seit Samstag auf seinem Schreibtisch lag. Die Natur und ihre Symbole.
    »Hallo, Frau Senger? Sind Sie noch dran?«
    »Ja. Klar.«
    »Die Blume auf dem Kopfkissen, wissen Sie, was für eine das ist?«
    »Hm. Wenn sie weiß wäre, könnte es eine Anemone sein. Sie ist aber schwarz.«
    Nachdem er sich von Vicki Senger verabschiedet hatte, griff er nach dem Buch, blätterte und fand, wonach er gesucht hatte: Eine schwarze Anemone war ein Symbol für Tod.
    Es klopfte an der Tür. Sandra Gottwald guckte herein. »Die Kollegen aus Hamburg haben die Handschrift auf der Hotelvisitenkarte zuordnen können.«
    ***
    Durch die getönten Scheiben seines Wagens beobachtete er, wie sie unter dem Vordach stehend telefonierte, danach an der Tür des Architekten läutete, die Schildkröte in dessen Obhut gab und wieder auf die Straße trat.
    Er sah ihr nach, wie sie den Gehweg entlangging, der parallel zum Hachinger Bach verlief, sich ab und an umschaute, ob ihr jemand folgte, und dann in die Straße abbog, an der ein Hinweisschild zum S-Bahnhof stand. Als sie aus seinem Blickfeld verschwunden war, startete er den Wagen und folgte ihr mit gebührendem Abstand.
    Nichts an ihrer Haltung verriet Angst oder gar Unsicherheit. Woher nahm sie nur die Unerschütterlichkeit, mit der sie durch ihr Leben ging? In Gummistiefeln und Blümchenrock, die Jacke eng um ihren Körper gezogen, ohne Schirm. Sie nahm ihr Leben in Angriff, als könnte ihr nie etwas Böses widerfahren, als wäre sie unabhängig von Liebe, Zuneigung, Anerkennung.
    Vielleicht war sie das.
    Ihre Selbstgewissheit ärgerte ihn ebenso wie ihre Verlogenheit. Er parkte das Auto auf einem der Park-and-Ride-Plätze und beobachtete, wie sie die Stufen der Unterführung hinunterging, die zum Bahnsteig führte.
    Wenig später erschien sie dort, stellte sich zu einigen Leuten im Wartehäuschen und löste eine Karte am Automaten.
    Der Regen fiel fein und unaufhörlich, schob einen Schleier zwischen sie und ihn. Eine S-Bahn aus München fuhr ein, stoppte, die Türen öffneten und schlossen sich, der Zug fuhr wieder an. Vicki stand noch dort. Sie wartete auf einen Zug in die Stadt.
    Langsam stieg ein Plan in ihm auf. Gehörtes und sein Bedürfnis nach Rache verbanden sich, außerdem … Anfang und Ende.
    Er atmete durch und stieg aus.
    Am Rande des Parkplatzes entdeckte er zwei Stängel Klatschmohn, die in einer Fuge zwischen den Pflastersteinen wuchsen. Zwei. Mehr nicht. Wie passend.
    ***
    Dühnfort bat Sandra zu warten. Er war beunruhigt, rief Vicki Senger an und fragte, wo sie nun sei.
    »Am S-Bahnhof in Perlach.«
    »Ich komme und hole Sie ab.«
    »Weshalb das denn?«
    Sollte er ihr seine Sorge mitteilen, ihr die Bedeutung der schwarzen Anemone erklären? »Weil ich ein ungeduldiger Mensch bin. Sind Sie allein, oder warten noch andere mit Ihnen?«
    Während sie ihm bestätigte, dass sie nicht allein dort stand, war Dühnfort schon auf dem Weg zu seinem Auto. »Wann kommt die S-Bahn?« Sandra Gottwald ging neben ihm her.
    »Wenn sie pünktlich ist, was ja selten vorkommt, dann in einer Viertelstunde.«
    »Ist Ihnen jemand gefolgt?«
    »Nein. Ganz sicher nicht. Ich habe aufgepasst.«
    »Gut. Bleiben Sie auf dem Bahnsteig und in der Nähe anderer. Ich bin gleich da.«
    »Wieso denn? Sie machen mir langsam Angst.«
    »Ich erkläre es Ihnen später. Kann ich mich darauf verlassen?« Eine Weile war es still. »Kann ich mich darauf verlassen?«, wiederholte er seine Frage.
    »Ja.« Ihre Stimme klang wie unter Wasser.
    »Bis gleich.« Er legte auf. Sandra, die mit ihm Schritt hielt, wedelte mit dem Memo in ihrer Hand.
    »Entschuldige.« Dühnfort wandte sich ihr zu, ging aber flotten Schritts weiter.
    »Gunda Rautenberg heißt die Frau. Sie ist Journalistin und hatte am 28 . Mai einen Interviewtermin in der Lobby des Atlantic. Ihr Gesprächspartner hat sie zur Auktion eingeladen. Da sie ihn ebenso interessant fand wie die Versteigerung, hat sie sich die Daten auf einem der ausliegenden Kärtchen notiert, das dann aber in der Lobby vergessen. Vermutlich hat er es eingesteckt. Und nun rate mal, wie der Mann heißt, dessen Name und Handynummer für uns unsichtbar auf der Rückseite der Karte stehen?«
    »Da muss ich nicht raten«, sagte Dühnfort und rieb seine Nasenwurzel zwischen Daumen und

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