So unwiderstehlich reizvoll
machen.“
Völlig ungläubig fuhr sie herum. „Ich fasse es nicht! Meinst du wirklich, deine Verlobte zu spielen, gibt meinem Leben einen Sinn?“
„Es muss ja kein Spiel bleiben“, antwortete er nach einer kurzen Pause.
„Wie bitte?“ Sie musste sich verhört haben.
„Nun sieh mich nicht so schockiert an.“ Cary lächelte breit. „Hiermit mache ich dir einen Heiratsantrag. Wie dumm von mir, das nicht schon längst getan zu haben! Ich brauche eine Frau und du eine Beschäftigung – es ist die ideale Lösung!“
13. KAPITEL
Raphael parkte sein Auto auf dem Hof von Tregellin. Seit der Abendgesellschaft vor zwei Wochen hatte er Lady Elinor nicht mehr besucht. Auch heute wäre er nicht gekommen, wenn ihn Josie vorhin am Telefon nicht so inständig darum gebeten hätte. Die alte Dame weigerte sich, Dr. Charteris vorzulassen, obwohl es ihr anscheinend sehr schlecht ging.
Mit einem resignierten Seufzen stieg er aus. Feiner Nieselregen schlug ihm ins Gesicht, als er zum Kofferraum ging, um die Tüten mit den Einkäufen auszuladen.
Wie gewohnt fand er Josie in der Küche. Schnell wischte sie sich die Hände an der Schürze ab und begrüßte ihn freudig. „Vielen Dank, dass so sofort gekommen bist, Raphael. Du hast uns sehr gefehlt.“
Er stellte die Tüten auf den Tisch und Josie begutachtete den Inhalt. „Lammkeule und frischer Spargel! Du verwöhnst uns wieder einmal! Und sogar Räucherlachs! Dazu werde ich Lady Elinor bestimmt überreden können.“
„Sie isst nicht richtig?“
„Sie nimmt so gut wie überhaupt nichts mehr zu sich und hustet Tag und Nacht. Ihre Bronchitis will und will nicht besser werden. Als Dr. Charteris auf meinen Wunsch hin zu einem Hausbesuch kam, weigerte sie sich, ihn zu empfangen. Anschließend hat sie natürlich mit mir geschimpft. Ich solle mich um meine eigenen Angelegenheiten kümmern, warf sie mir vor, wenn sie einen Arzt bräuchte, würde sie auch einen rufen.“
„Verrücktes altes Huhn!“ Raphael schüttelte den Kopf.
„Du bist der Einzige, auf den sie hört. Wenn sie es auch nicht zeigt, du bist ihr ganzer Stolz, für dich würde sie alles tun.“
„Und du, Josie? Was tust du für mich? Du hast mit Sicherheit von den Bildern gewusst und mir trotzdem nichts davon gesagt.“
Die alte Frau errötete. „Ich durfte nichts verraten. Ganz früh am Tag der Abendgesellschaft hat sie einen der Pächter angerufen. Er brachte seinen Sohn mit, und die beiden haben bis in den späten Nachmittag die Bibliothek umgeräumt und die Bilder aufgehängt. Jetzt frag mich bitte nicht, was sie dazu bewogen hat, ich kann es dir beim besten Willen nicht sagen.“
„Wo ist sie? Im Wintergarten?“
„Im Bett“, antwortete Josie bedrückt. „Sie steht von Tag zu Tag später auf, manchmal sogar überhaupt nicht. Sie scheint nicht nur das Interesse am Essen verloren zu haben, sondern am Leben überhaupt.“
„Dios!“ Raphael fluchte leise. Er hatte die Lage falsch eingeschätzt, und nun regte sich sein schlechtes Gewissen. Wie unverantwortlich von ihm, sich so lange auf Tregellin nicht blicken zu lassen! Zwei Stufen auf einmal nehmend, lief er die Treppe zu Lady Elinors Schlafzimmer hoch.
Vor der Tür blieb er kurz stehen und atmete tief durch, um Ordnung in seine Gedanken zu bringen. Einerseits grollte er der alten Dame wegen des Spiels, das sie mit ihm trieb, andererseits machte er sich große Sorgen um ihre Gesundheit. Beides durfte er sich nicht anmerken lassen, wenn er ihr wirklich helfen wollte.
„Komm herein, Raphael – wenn es denn unbedingt sein muss“, meldete sie sich auf sein Klopfen. Offensichtlich hatte sie sein Auto gehört.
„Weißt du eigentlich, wie spät es ist?“ Mit gespielter Sorglosigkeit und einem fröhlichen Lächeln betrat er das Zimmer – und bekam einen Schreck. So alt und hinfällig hatte er Lady Elinor noch nie erlebt. Ihr Haar, das strähnig auf die mageren Schultern fiel, war ihm noch nie so grau erschienen, ihr Gesicht war blass und wirkte ausgemergelt. Im Bett liegend und von mehreren Kissen gestützt, machte sie auf Raphael das erste Mal einen greisenhaften Eindruck. Sein Magen zog sich schmerzhaft zusammen.
„Es müsste so gegen zwölf Uhr sein“, beantwortete sie seine Frage gleichgültig. „Doch was spielt das für eine Rolle? Du hast doch sowieso keine Zeit für mich, eine alte Frau, an der dir nichts liegt oder die du sogar hasst.“
„Wie kommst du denn auf die Idee?“
An ihm vorbei blickte Lady Elinor aus dem Fenster.
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