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So wahr uns Gott helfe

So wahr uns Gott helfe

Titel: So wahr uns Gott helfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Kalender befinden, und, wie wir inzwischen glauben, die Eli-Wyms-Akte.«
    »Genau.«
    »Okay. Und was ist mit dem Verdächtigen?«
    »Der Kerl, den sie in der Nacht danach in die Mangel genommen haben?«
    »Nein, das war Carlin. Ihn haben sie wieder laufenlassen.«
    Cisco machte ein überraschtes Gesicht.
    »Woher weißt du, dass es Carlin war?«
    »Bosch hat es mir heute Morgen erzählt.«
    »Heißt das, sie haben einen weiteren Verdächtigen?«
    Ich nickte.
    »Er hat mir ein Foto von einem Kerl gezeigt, der zum Zeitpunkt des Mordes aus dem Legal Center kam. Er trug eine Waffe und war offensichtlich verkleidet.«
    Ciscos kniff die Augen zusammen. Für ihn war es eine Frage der Berufsehre, dass er mir solche Informationen lieferte und nicht umgekehrt.
    »Bosch hatte keinen Namen, nur das Foto«, fuhr ich fort. »Und er wollte von mir wissen, ob ich den Kerl schon mal gesehen hätte und ob es einer unserer Mandanten ist.«
    Ciscos Miene verdunkelte sich, als ihm klarwurde, was ihm seine Quelle alles verschwieg. Hätte ich ihm jetzt auch noch von den FBI-Anrufen erzählt, hätte er wahrscheinlich den Tisch gepackt und aus dem Fenster geworfen.
    »Mal sehen, was ich herausfinden kann«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen.
    Ich wandte mich an Lorna.
    »Bosch wollte später nochmal in die Kanzlei kommen, um das Foto Wren zu zeigen.«
    »Ich werde ihr Bescheid sagen.«
    »Sieh es dir ebenfalls an. Ich möchte, dass jeder auf der Hut vor diesem Kerl ist.«
    »Alles klar, Mickey.«
    Ich nickte. Wir waren fertig. Ich legte eine Kreditkarte auf die Rechnung und holte mein Handy heraus, um Patrick zu verständigen. Der Anruf bei meinem Fahrer erinnerte mich an etwas.
    »Cisco, da ist noch was, worum ich dich bitten möchte.«
    Cisco sah mich an, froh, an etwas anderes denken zu können, als dass ich eine bessere innerpolizeiliche Quelle hatte als er.
    »Schau im Lauf des Tages mal bei Vincents Insolvenzverwalter vorbei, ob er noch eins von Patricks Surfbrettern hat. Wenn ja, möchte ich es für Patrick zurückhaben.«
    Cisco nickte.
    »Klar, kann ich machen. Kein Problem.«
VIERUNDZWANZIG
    V on dem langsamen Aufzug im Criminal Courts Building in Geiselhaft genommen, war ich vier Minuten in Verzug, als ich Richterin Holders Gerichtssaal betrat und am Platz der Protokollführerin vorbei in den Gang eilte, der zum Richterzimmer führte. Ich sah niemanden, und die Tür war geschlossen. Also klopfte ich leise und hörte die Richterin »Herein« rufen.
    Sie saß in ihrer schwarzen Robe am Schreibtisch. Das hieß, dass sie wahrscheinlich in Kürze eine öffentliche Sitzung hatte und über meine Verspätung nicht unbedingt erfreut war.
    »Mr. Haller, unser Termin war für zehn Uhr angesetzt. Ich glaube, Sie wurden rechtzeitig informiert.«
    »Ja, Euer Ehren, ich weiß. Ich bitte um Entschuldigung. Die Aufzüge in diesem Gebäude sind …«
    »Alle Anwälte müssen diese Aufzüge nehmen, und die meisten schaffen es pünktlich zu ihren Terminen bei mir.«
    »Ja, Euer Ehren.«
    »Haben Sie Ihr Scheckheft dabei?«
    »Ich glaube schon, ja.«
    »Also, wir können die Sache auf zweierlei Weise regeln«, fuhr die Richterin fort. »Ich kann Ihnen wegen Missachtung des Gerichts eine Strafe auferlegen, und Sie können sich deswegen dann vor der Anwaltskammer rechtfertigen. Oder wir regeln die Sache unter uns, und Sie holen Ihr Scheckheft heraus und spenden etwas für die Make-A-Wish Foundation. Das ist eine meiner bevorzugten Wohltätigkeitsorganisationen. Sie unterstützen kranke Kinder.«
    Es war nicht zu fassen. Sie brummte mir wegen einer vierminütigen Verspätung eine Strafe auf. Die Arroganz mancher Richter war unglaublich. Doch irgendwie schaffte ich es, meine Wut hinunterzuschlucken.
    »Ich finde es eine schöne Vorstellung, kranken Kindern zu helfen, Euer Ehren. Auf welchen Betrag darf ich den Scheck ausstellen?«
    »Das überlasse ich Ihnen. Ich werde ihn sogar für Sie einschicken.«
    Sie deutete auf einen Stapel Papiere auf ihrem Schreibtisch. Ich sah zwei andere Schecks, höchstwahrscheinlich von zwei anderen armen Schweinen ausgestellt, die der Richterin in dieser Woche krumm gekommen waren. Ich bückte mich und kramte im Außenfach meines Trolley nach dem Scheckheft. Dann schrieb ich auf Make-A-Wish einen Scheck über zweihundertfünfzig Dollar aus, trennte ihn heraus und reichte ihn der Richterin über den Schreibtisch. Ich achtete auf ihre Augen, als sie auf den Betrag spähte, den ich spendete. Sie nickte zustimmend, und

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