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So wahr uns Gott helfe

So wahr uns Gott helfe

Titel: So wahr uns Gott helfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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der zum Gerichtssaal führte. Ich schloss die Tür des Richterzimmers hinter uns. Elliot ergriff das Wort, bevor ich etwas sagen konnte, womit er unser Problem nur noch unterstrich.
    »Hören Sie, ich will das endlich hinter mich bringen und ich …«
    »Halten Sie den Mund!«, zischte ich, um Beherrschung ringend.
    »Was?«
    »Sie haben mich sehr wohl verstanden. Halten Sie endlich Ihre blöde Klappe. Kapiert? Ich zweifle nicht daran, dass Sie es gewohnt sind, den Mund aufzumachen, wann immer es Ihnen passt, und dass alle hingerissen jedem Ihrer ach so klugen Worte lauschen. Aber Sie sind hier nicht mehr in Hollywood, Walter. Sie reden hier nicht mit dem Filmmogul der Woche über die Scheinwelt irgendeines albernen Schmachtfetzens. Verstehen Sie, was ich sagen will? Das ist hier das richtige Leben. Sie machen erst den Mund auf, wenn Sie dazu aufgefordert werden. Falls Sie sonst etwas zu sagen haben, flüstern Sie es mir ins Ohr, und wenn ich es für wert befinde, wiederholt zu werden, dann werde ich – und nicht Sie – es dem Richter sagen. Verstanden?«
    Elliot brauchte eine Weile, um zu antworten. Sein Gesicht lief dunkelrot an, und mir war klar, dass ich auf dem besten Weg war, mein Mandat zu verlieren. Aber das war mir im Moment egal. Was ich gesagt hatte, hatte gesagt werden müssen. Diese Standpauke war längst überfällig gewesen.
    »Ja«, brummte er schließlich, »ich habe verstanden.«
    »Gut, dann schreiben Sie es sich gefälligst hinter die Ohren. Und jetzt lassen Sie uns wieder da reingehen und sehen, ob wir vermeiden können, dass Sie auf Ihr Recht auf ein Berufungsverfahren verzichten müssen. Nur für den Fall, dass Sie verurteilt werden, weil ich schlecht auf den Prozess vorbereitet war und deshalb Scheiße baue.«
    »Dazu wird es nicht kommen. Ich habe Vertrauen in Sie.«
    »Das weiß ich durchaus zu schätzen, Walter. Tatsache ist aber, dass dieses Vertrauen jeglicher Grundlage entbehrt. Und unabhängig davon, ob es begründet ist oder nicht, werden wir nicht grundlos auf etwas verzichten. Wir gehen jetzt also wieder da rein, und Sie überlassen ab sofort mir das Reden. Dafür werde ich schließlich bezahlt, ja?«
    Ich klopfte Eliot auf die Schulter, wir kehrten ins Richterzimmer zurück und setzen uns wieder. Und Elliot sagte kein Wort mehr. Ich führte an, mein Mandant dürfe nicht gezwungen werden, auf sein Recht auf Berufung zu verzichten, bloß weil er den raschen Prozess wollte, der ihm zustand. Doch Richter Stanton schlug sich auf Golantz’ Seite und verfügte, dass Elliot, wenn er das Angebot eines Aufschubs ablehnte, nach einer Verurteilung nicht daherkommen und sich beschweren könne, sein Anwalt hätte nicht genügend Zeit gehabt. Elliot beharrte trotz dieser Entscheidung auf seinem Standpunkt und lehnte den Aufschub, wie erwartet, ab. Mich störte das nicht weiter. Infolge der verschlungenen Wege der Justiz war fast kein Urteil gegen eine Berufung gefeit. Ich wusste, dass Elliot die eben getroffene Verfügung des Richters notfalls immer noch anfechten konnte.
    Danach wandten wir uns dem zu, was der Richter als organisatorische Fragen bezeichnete. Der erste Tagesordnungspunkt war, dass beide Seiten einen Antrag von Court TV unterzeichnen sollten, der dem Sender gestattete, Ausschnitte des Prozesses live im Tagesprogramm zu übertragen. Weder ich noch Golantz erhoben Einspruch. Schließlich war das für uns beide kostenlose Werbung. Mir brächte es neue Mandanten ein und Golantz einen kräftigen Schub für seine politischen Ambitionen. Und Walter Elliot flüsterte mir zu, er wolle die Kameras unbedingt im Gerichtssaal haben, damit sie seinen Freispruch dokumentierten.
    Als Nächstes umriss der Richter den Zeitplan für die Einreichung der endgültigen Beweisoffenlegung und der Zeugenlisten. Für die Beweisoffenlegung gab er uns bis Montag Zeit, und die Zeugenlisten wollte er am Tag danach einsehen.
    »Keine Ausnahmen, meine Herren«, warnte er. »Ich halte nichts von Überraschungsnachreichungen nach Ablauf der Abgabefrist.«
    Hier rechnete ich mit keinerlei Problemen für die Verteidigung. Vincent hatte bereits zweimal seine Beweismittel eingereicht, und seitdem war wenig Neues dazugekommen, was ich der Anklage hätte mitteilen können. Cisco Wojciechowski machte seine Sache sehr gut und ließ mich über alles, was er über Rilz in Erfahrung brachte, tunlichst im Dunkeln. Und was ich nicht wusste, konnte ich nicht in die Beweisoffenlegungsakte einfügen.
    Was die Zeugen betraf,

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