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So weit der Wind uns traegt

So weit der Wind uns traegt

Titel: So weit der Wind uns traegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Urenkelin mit ihrem elf Monate alten Baby auf den Armen herein. Zwei Jungen von vier und sechs Jahren mit einem Wuschelkopf folgten ihr. „Opa!“, riefen die beiden. Sie eilten zu dem Schaukelstuhl und kletterten ihrem Ururgroßvater auf den Schoß.
    Lächelnd beobachtete Evie die drei und wandte sich an die Mutter. „Sherry, das ist Robert Cannon. Virgil und er warenheute Nachmittag auf dem Fluss. Robert, das ist Virgils Urenkelin Sherry Ferguson.“
    „Nett, Sie kennenzulernen“, sagte Sherry freundlich. Offensichtlich erinnerte sie sich an seinen ersten Besuch auf der Marina. Sie setzte das Baby auf die Hüfte und reichte Robert die Hand.
    Robert wollte die Hand gerade schütteln. Sherrys kleine Tochter glaubte, er würde nach ihr greifen. Krähend vor Freude ließ sie die Bluse ihrer Mutter los und beugte sich mit ausgestreckten Armen nach vorn.
    Sherry wollte erschrocken zugreifen, doch Robert war schneller und fing das kleine Mädchen auf, bevor etwas passieren konnte.
    „Allison Rose!“, keuchte Sherry und starrte das Kind fassungslos an. „Entschuldigen Sie bitte“, fuhr sie, an Robert gewandt, fort und wollte ihre Tochter wieder an sich nehmen. „Ich weiß nicht, was in sie gefahren ist. Sie ist noch nie zu einem Fremden auf den Arm gegangen.“
    Allison Rose wehrte sich energisch. Sie schrie aus vollem Hals, wandte den Kopf ab und klammerte sich mit aller Kraft an Roberts Hemd.
    „Sie fühlt sich bei mir wohl“, sagte Robert, und seine tiefe Stimme beruhigte Mutter und Tochter. Er legte seine kräftige Hand auf den Rücken des Babys und lächelte Sherry an. „Ich konnte schon immer gut mit Frauen umgehen.“
    Das ist die reine Wahrheit, dachte Evie, und das Blut begann in ihren Adern zu rauschen. Robert hielt das kleine Mädchen, als hätte er selber ein Dutzend Babys. Gab es etwas, was dieser Mann nicht konnte?
    Er steckte die Nase in die weichen blonden Locken und stellte fest, dass Mädchen sich schon in diesem zarten Alter von Jungen unterschieden. Er hatte seine beiden kleinen Neffen häufig gewiegt. Sie waren nicht so weich wie dieses Babygewesen und hatten längst nicht so gut gerochen. Zärtlich betrachtete er die winzigen Sandalen und das Rüschenkleid, das Allison Rose trug.
    Meine Güte, dachte Evie und wandte sich ab, damit Robert ihre Miene nicht bemerkte. Ihre Brust wurde so eng, dass sie kaum noch Luft bekam. Musste dieser Mann so gut mit Babys umgehen können? Er drückte die kleine Allison zärtlich an sich und schloss vor Freude über den süßen Babygeruch die Augen.
    Ziellos blätterte sie in den Unterlagen auf ihrem Schreibtisch und hätte nicht sagen können, worum es sich handelte. Wie von fern hörte sie, dass Sherry sich nach dem Bootsausflug erkundigte. Virgil erzählte begeistert, und Robert machte einige Bemerkungen dazu. Erneut fiel ihr sein besänftigender Tonfall auf. Ohne große Umstände ließ er Sherry wissen, dass er alles für die Sicherheit des alten Mannes getan hatte.
    Robert redet absichtlich so, stellte Evie fest und horchte nicht nur auf die Worte, sondern auch auf den Klang. Er war ein Meister im Gedankenlesen und nutzte seine Stimme, um die Leute dorthin zu bringen, wo er sie haben wollte. Wenn er sogar Virgil und Sherry manipulieren konnte, wie leicht hatte er es dann erst bei ihr!
    Nur die Zeit wird erweisen, ob ich Robert vertrauen kann und ihm mein Herz schenken darf, dachte Evie schmerzlich. Und die hatte sie wahrscheinlich nicht. Robert wollte nur den restlichen Sommer hier verbringen, und der war schon halb herum. Er würde höchstens noch sechs oder sieben Wochen bleiben.
    „Evie“, sagte Robert unmittelbar hinter ihr. Sie spürte seine Wärme an ihrem Rücken und roch den frischen Duft seiner Haut. Behutsam berührte er ihren Arm. „Sherry und Virgil möchten sich verabschieden.“
    Sie riss sich zusammen und drehte sich um. Die anderenhatten nichts gemerkt. Nur Robert war ihre Reaktion nicht entgangen.
    Virgil war aufgestanden, und die Jungen stürzten hinaus und eilten zu den Bootsstegen. „Ihr kommt sofort zurück!“, rief Sherry hinter ihnen her.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis alle sicher im Kombi saßen. Robert stand hinter Evie und hatte die Hand auf ihren Rücken gelegt. Weder Sherry noch Virgil entging die besitzergreifende Geste.
    Die Stille nach der Abfahrt der Besucher war beinahe unerträglich. Evie schloss die Tür und wollte sich an Robert vorüberstehlen. Doch er legte ihr die Hände um die Taille, schwang sie herum und

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