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So weit der Wind uns traegt

So weit der Wind uns traegt

Titel: So weit der Wind uns traegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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schlief von neun Uhr abends bis sieben Uhr morgens. Als sie erwachte, fühlte sie sich erheblich besser. Sie lief in die Küche und drückte sich in Gedanken beide Daumen, dass nicht noch etwas entzweigegangen war. Zum Glück war alles in Ordnung. Erleichtert schaltete sie die Kaffeemaschine ein und kehrte ins Badezimmer zurück.
    Eine Viertelstunde später saß sie halb angezogen in einem Sessel auf der Terrasse und trank die erste Tasse Kaffee. Sie schloss die Augen und ließ sich von der Sonne wärmen. Es war ein wunderschöner klarer, friedlicher Morgen. Die Vögel sangen aus voller Kehle, und die Temperatur war noch angenehm und lag höchstens bei fünfundzwanzig Grad.
    Evie hörte, dass sich ein Fahrzeug näherte. Es war das typische Geräusch eines Wagens mit Allradantrieb. Unmittelbar darauf bog Robert in die Einfahrt. Das Blut begann in ihren Adern zu rauschen. Ihre Haut prickelte, und ein warmer Schauer durchrieselte ihren Körper, der nicht von der Sonne oder dem Kaffee stammte.
    „Robert?“, rief sie. „Ich bin auf der Terrasse.“
    Er ging um das Haus herum, stieg die drei flachen Stufen zu ihr herauf und betrachtete sie hingerissen.
    „Was habe ich denn jetzt schon wieder falsch gemacht?“, fragte sie kläglich.
    Roberts Miene entspannte sich. „Du hast meinen Blick restlos falsch verstanden. Das war Begierde und keine Verärgerung.“
    „Aha.“ Sie verbarg ihr Gesicht hinter der Tasse und trank einen weiteren Schluck. „Das sollte dir zu denken geben.“
    „Was?“
    „Dass ich eher auf Verärgerung bei dir gefasst bin und selten Anzeichen von Begierde entdecke.“ Ihr Herz hämmerte immer heftiger. Meine Güte, ich flirte ja mit Robert, dachte Evie verblüfft. Sie hatte noch nie ein zweideutiges Geplänkel mit einem Mann geführt und schon gar nicht auf dessen Begierde angespielt. Zwischen Matt und ihr war von vornherein alles klar gewesen. Dieses prickelnde Vorspiel, bevor es ernst wurde, hatten sie nicht gebraucht.
    „Du irrst dich schon wieder“, sagte Robert träge.
    „Inwiefern?“
    „Ich begehre dich ständig.“
    Evie stockte der Atem bei dieser wie beiläufig ausgesprochenen Feststellung. Diesmal flüchtete sie sich in ihre gute Erziehung und stand auf. „Möchtest du eine Tasse Kaffee?“
    „Ich hole sie mir selber“, antwortete Robert. Er legte die Hand auf Evies Schulter und drückte sie zurück. Einen Moment ließ er die Finger liegen und streichelte zärtlich die zarte Rundung. „Du siehst zufrieden wie ein Kätzchen aus. Sag mir, wo die Tassen sind.“
    „Im Schrank über der Kaffeemaschine. Sahne habe ich allerdings nicht, nur entrahmte Milch.“
    „Das macht nichts. Ich trinke ihn schwarz. Soll ich dir eben falls nach schenken?“
    Schweigend reichte Evie ihm ihre Tasse, und er verschwand im Haus.
    Während Robert das Geschirr aus dem Schrank holte, merkte er, dass seine Finger unmerklich zitterten. Seine heftige Reaktion auf Evie belustigte und verwunderte ihn erneut, obwohl er sich allmählich an diesen Zustand halber Erregung gewöhnte. Doch als er sie vorhin in ihrem Sessel entdeckt hatte … Die ganze Zeit hatte er Evie mit offenem Haar sehen wollen, und heute war sein Wunsch in Erfüllung gegangen.
    Allerdings hatte er nicht erwartet, dass er so stark auf die dichte goldblonde Mähne reagieren würde, die ihren Rückenhalb hinabreichte und in der Sonne glänzte. Nur die Enden lockten sich vom täglichen Flechten. Eine Strähne fiel über ihre Schulter und Brust und schlängelte sich um die feste Knospe. Ein einziger Blick hatte genügt, und Robert hatte gewusst, dass sie keinen BH unter dem pfirsichfarbenen Trägertop mit den feinen Biesen auf der Vorderseite trug.
    Eigentlich hätte er den Glanz ihrer Haut längst als selbstverständlich betrachten müssen. Aber das war nicht der Fall. Jedes Mal, wenn er Evie sah, staunte er erneut darüber. Heute Morgen war es ihm besonders aufgefallen. Evie schien von innen heraus zu leuchten.
    Am liebsten hätte er sie hochgehoben, ins Schlafzimmer getragen und auf der Stelle genommen. Dann war ihm plötzlich eingefallen, dass sie in Matts Elternhaus waren. Er wollte nirgends mit Evie schlafen, wo sie überall an ihren verstorbenen Ehemann erinnert wurde.
    „Robert?“, rief Evie und wunderte sich, weshalb er so lange brauchte.
    „Ich sehe mir gerade die Aufschriften auf deinen Tassen an“, antwortete er und hörte, wie sie leise lachte. „Zu neunundvierzig Prozent bin ich nett. Vor den restlichen einundfünfzig

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