So weit der Wind uns traegt
erhalten hat. Damit wären ihm die Hände gebunden. Sie bittet um weitere Anweisungen.“
Robert ließ sich nichts anmerken, doch innerlich fluchte er gewaltig. Ausgerechnet dieses Fax war Evie in die Hände gefallen! Wie sollte er ihr sein Verhalten erklären? Er hatte sie zwar erheblich unter Druck gesetzt, hätte es aber niemals zu einer Zwangsvollstreckung kommen lassen. Wie in aller Welt hatte sie das Geld aufgetrieben?
„Du hast verhindert, dass ich die Hypothek auf mein Haus aufnehme“, sagte sie tonlos.
Evie hat schnell kombiniert, dachte Robert. Er hatte von Anfang an gemerkt, dass sie beängstigend klug war. „Ja“, antwortete er, denn er wollte jetzt nicht lügen.
„Und vorher hast du dafür gesorgt, dass meine Schuldverschreibung von der New Yorker Bank gekauft wurde.“
Er nickte erneut und wartete.
Evie umklammerte die Wagenschlüssel so fest, dass ihre Finger weiß wurden. Er merkte, wie stark sie sich beherrschen musste, um ihre Gefühle nicht zu zeigen. Erst nach einer ganzen Weile konnte sie wieder sprechen. „Bitte, such dir bis heute Abend eine andere Marina für dein Boot. Die restliche Miete zahle ich dir zurück.“
„Nein“, antwortete Robert unerbittlich. „Ich verlange, dass du unsere Vereinbarung einhältst.“Evie hatte keine Lust zu einem Streit, den sie nicht gewinnen konnte. Sie hatte gehofft, Robert wäre so anständig, ihren Wunsch zu erfüllen. „Dann lass es dort liegen“, sagte sie ausdruckslos. „Aber ruf mich nicht mehr an und komm nicht mehr vorbei, denn ich will nichts mehr mit dir zu tun haben.“
Robert sah sie aufmerksam an und versuchte die Mauer zu überwinden, die sie zwischen sich und ihm errichtet hatte. „So leicht wirst du mich nicht los. Ich begreife, dass du verärgert bist. Aber …“
Evie lachte so freudlos, dass er zusammenzuckte. „Ich merke genau, was du vorhast“, erklärte sie. „Du reagierst nie spontan, sondern beobachtest und wägst ab, wie du die Menschen manipulieren kannst.“ Ihre Stimme wurde schärfer, und sie schwieg einen Moment, um sich wieder zu fassen. „Ich bin nicht verärgert, Robert. Das ist der falsche Ausdruck. In fünfzig Jahren wird es vielleicht nur noch Ärger sein.“ Sie drehte sich um und ging zur Tür.
„Evie!“ Es klang wie ein Peitschenhieb. Unwillkürlich blieb sie stehen. Dies war nicht die Stimme eines kühlen Strategen, sondern der Befehl eines gnadenlosen Eroberers.
„Womit hast du das Darlehen zurückgezahlt?“, fragte er scharf.
Langsam sah sie ihn über die Schulter an, und ihr Blick wurde starr vor Schmerz. „Ich habe mein Haus verkauft“, sagte sie und lief hinaus.
17. KAPITEL
R obert eilte ihr nach. Dann blieb er plötzlich stehen und schlug mit der Faust auf die Anrichte. Er durfte Evie nichts erklären, noch nicht, und musste sie gehen lassen. Hilflos hörte er, wie sie die Wagentür schloss und den Motor anließ. Die Reifen drehten nicht durch, und es passierte auch sonst nichts Außergewöhnliches. Evie verließ einfach die Einfahrt und fuhr ohne Aufsehen davon.
Meine Güte, sie hat ihr Haus verkauft!, überlegte Robert. Diese Verzweiflungstat konnte nur eines bedeuten: Evie hatte nichts mit Mercer zu tun. Eine Frau, die ihr Geld mit Spionage verdienen konnte, würde niemals ihr Heim verkaufen, wenn sie in einer finanziellen Klemme steckte. Evie war absolut unschuldig und hatte durch seine Machenschaften ihr Haus verloren.
Es hatte keinen Sinn, jetzt mit ihr zu reden. Sobald der Spionagering aufgeflogen war und Mercer sicher hinter Gittern saß, würde er, Robert, sie zwingen, ihn anzuhören. Sie musste begreifen, weshalb er die Zwangsversteigerung heraufbeschworen hatte. Dass er sie außerdem der Spionage verdächtigte, war eine weitere Klippe, die er umschiffen musste. Es würde nicht leicht werden, Gnade vor Evies Augen zu finden. Doch am Ende würde es ihm gelingen. Er duldete kein Nein, wenn er etwas wollte. Und er wollte Evie wie nichts zuvor in seinem Leben.
Natürlich musste er sie außerdem für den Kummer und die Sorgen entschädigen, die er ihr bereitet hatte. Evie war alles andere als käuflich, aber sie besaß ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl. Mit seinem Angebot, den Schaden wiedergutzumachen, würde er sie gewiss versöhnlicher stimmen. Vielleicht konnte er das Haus von den neuen Eigentümernzurückkaufen. Noch lieber würde er ihr ein neueres, größeres besorgen. Am einfachsten wäre es, wenn er ihr sein eigenes Haus überschrieb. Ihm bedeutete es
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