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So weit die Wolken ziehen

So weit die Wolken ziehen

Titel: So weit die Wolken ziehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Fährmann
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gelegt.
    Dr. Scholten las laut die Namen der Toten vor. »Herr, gib ihnen die ewige Ruhe.«
    Die Mädchen murmelten: »Und das ewige Licht leuchte ihnen.«
    Danach sagte niemand mehr ein Wort, bis der Wagen stoppte. »Wenn Sie nach Wilhelmsburg wollen, müssen Sie immer dieser Straße folgen«, sagte der Fahrer. »Wir biegen hier ab.«
    Es war schon spät am Nachmittag, als die Gruppe ihr Ziel erreichte. Sie gingen bis vor das Rathaus. Dr. Scholten erlaubte den Mädchen hineinzugehen. »In jedem Rathaus gibt es Klos und fließendes Wasser. Niemand wird euch daran hindern, es zu benutzen.«
    Der Hausmeister versuchte zwar, die Mädchen aufzuhalten, aber sie stürmten an ihm vorbei. Er trat zur Seite und schimpfte: »So weit ist es schon gekommen. Die Kinder haben keinen Respekt mehr vor dem Alter.«
    Dr. Scholten versicherte ihm: »Das sind anständige Mädchen. Sie werden die Klos so verlassen, wie sie sie vorgefunden haben.«
    »Das wäre das erste Mal«, antwortete der Hausmeister. »Wenn Sie wüssten, was ich in den letzten Tagen …«
    Dr. Scholten unterbrach ihn. »Ich möchte den Bürgermeister sprechen oder eine andere leitende Persönlichkeit.«
    Der Hausmeister schüttelte den Kopf. »Es ist keiner mehr da. Sind alles Beamte.« Er grinste. »Die verlassen dreißig Sekunden nach fünf das Haus.«
    »Kein Einziger mehr da?«, rief Dr. Scholten aufgebracht.
    »Doch, doch. Irgendwo ist der schon, der den Bürgermeister vertritt. Aber zu sprechen ist der für niemand.«
    Im Flur des Rathauses wurde vorsichtig eine Tür geöffnet.
    »Was ist hier los?«, fragte ein schlanker, glatzköpfiger Mann. Er sprach leise und schaute auf die Mädchen, die in einer langen Schlange vor dem Damenklo warteten. »Ihr könnt auch das Herrenklo benutzen«, sagte er zu ihnen. »Sind kaum noch Herren in diesem Gebäude.«
    Dr. Scholten ging auf ihn zu. Der Mann lud ihn mit einer Handbewegung ein, in sein Zimmer zu kommen.
    »Wie kann ich Ihnen helfen?«, fragte er und nahm an einem großen Schreibtisch Platz. Dahinter hingen an der Wand das übliche Hitlerbild und eine Landkarte. Auch Dr. Scholten setzte sich und stellte seinen kleinen Koffer neben sich auf den Boden. Dann schilderte er seine Lage und erwähnte das Unglück.
    Der Mann putzte umständlich seine Brille. »Dreizehn Mädchen«, murmelte er. »Dreizehn Mädchen. Ich habe es von Flüchtlingsfrauen gehört. Sie haben allerdings auch berichtet, dass einige den Unfall überlebt haben. Eine Lehrerin aus Maria Quell war zufällig hier und hat das bestätigt. Sie hieß, warten Sie …« Er nahm einen Notizzettel aus einer Schublade. »Frau Theiß.«
    »Frau Theiß? War denn eine Frau Krase, Luise Krase, nicht dabei? Sie war die Leiterin der Gruppe.«
    »Frau Krase?« Der Mann überlegte einen Augenblick und flüsterte: »Krase, Krase?« Dann sagte er: »Eine Frau Krase wurde, wenn ich mich recht erinnere, erwähnt. Doch sie soll bei den geretteten Mädchen geblieben sein.«
    »Frau Theiß ist meine Kollegin. Sie ist noch sehr jung. Und nun muss sie offenbar die Gruppe allein leiten.« Dr. Scholten seufzte auf. »Ob wir jemals wieder zusammenfinden?«
    »So weit ich weiß, ist die jüngere Dame gleich mit der Gruppe weitergezogen.«
    »Hoffentlich hat Frau Krase die Mädchen gefunden.«
    »Frau Theiß jedenfalls hat sich in dieser Weise geäußert.«
    »Es würde mir helfen, wenn Sie mir sagen könnten, ob noch andere Gruppen aus Maria Quell in der Stadt angekommen sind. Wir wurden gleich zu Beginn unserer Flucht auseinandergerissen.«
    Der Mann blätterte in einer Liste und schüttelte den Kopf. »So weit ich weiß, keine.« Er redete so leise, dass er kaum zu verstehen war. »Ich erinnere mich dunkel, dass eine oder zwei Mädchengruppen im Laufe des Nachmittags hier durchgekommen sein sollen. Aber wo die gelandet sind, wer weiß das?«
    »Ist es denn möglich, dass Sie uns für die Nacht ein Quartier zuweisen?«
    Der Mann brauchte für die Antwort in keiner Liste zu suchen. »Die Stadt ist überfüllt. Es gibt nirgendwo mehr Platz.«
    »Was sollen wir tun?«, fragte Dr. Scholten mutlos.
    Der Mann strich mit der flachen Hand mehrmals über seinen Kopf und rief dann mit überraschend kräftiger Stimme den Hausmeister herein.
    »Schalten Sie die Heizung heute Nacht nicht herunter, Waldner. Dieser Herr, die Schwester und die Mädchen werden die Nacht vor dem Saal im Foyer verbringen.«
    »Wird ja immer schöner«, maulte der Hausmeister und ging hinaus.
    »Sind Sie der

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