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So wie ich will - Mein Leben zwischen Moschee und Minirock

Titel: So wie ich will - Mein Leben zwischen Moschee und Minirock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melda Akbas
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gedacht - einen Mann liebe, ohne mit ihm verheiratet zu sein. Baba könnte das nie, nicht bei seiner Tochter. Das wäre die größte Schande, die ich ihm bereiten könnte. Seine Melda ein gefallenes Mädchen! Ich mag gar nicht daran denken, was das auslösen würde. Das wird noch ein Kampf, sollte mir einmal der Richtige über den Weg laufen. Er tut mir jetzt schon leid. Seine Liebe wird sehr groß und er sehr stark sein müssen, und damit meine ich nicht seine Muskeln.
    Und trotzdem, eines kann ich an dieser Stelle mit absoluter Sicherheit prophezeien: Sollte ich irgendwann heiraten, werde ich den Mann, mit dem ich mein Leben verbringen möchte, ganz sicher nicht erst in der Hochzeitsnacht richtig kennenlernen. Sorry, Baba, solltest du das hier lesen, aber ich kann nicht mein eigenes Ich verleugnen, nicht bei dieser Frage.
    Die Beziehung zwischen Tayfun und Franziska ging nach drei Jahren auseinander. Sie machte Schluss. Keiner in unserer Familie kennt den wahren Grund, außer Tayfun natürlich, der rückt aber nicht mit der Sprache heraus. Er litt unter der Trennung, obwohl er versuchte, sich das nicht anmerken zu lassen. Männer und Gefühle eben. Doch meine geschwisterlichen Sensoren funktionieren gut. Einmal hörte ich, wie er nachts in seinem Bett lag und schluchzte. Ich würde es nicht beschwören, aber ich habe den Verdacht, eine Begebenheit könnte Franziska in ihrem Entschluss bestärkt haben.

    Es war eines der letzten Familientreffen, bei denen sie dabei war. Onkel Cemal erlaubte sich öfter Scherze mit ihr. Er meinte es nicht böse, er mochte sie, er treibt nur gern seine Späßchen. Jedenfalls hatte er seinen Tee ausgetrunken, schob seine leere Tasse zu ihr hinüber und fragte: »Bringst du mir bitte Tee?« Sie wusste nicht, wie sie reagieren sollte, sie war ja selbst nur zu Gast. »Nun los, sei eine Gelin !«, forderte Onkel Cemal sie scherzend auf. Ich lachte, weil ich natürlich wusste, dass Gelin »Braut« heißt und dass »Braut« wiederum in unserer Kultur bedeutet, eine perfekte Gastgeberin zu sein, ganz gleich, in welchem Haushalt man sich gerade aufhält. Doch Franziska wusste das nicht. Nach ihrem Verständnis gehörte es sich nicht, das Zepter in einer fremden Küche zu übernehmen. Es leuchtete ihr auch nicht ein, warum sie Onkel Cemal bedienen sollte, er hätte sich seinen Tee doch selbst holen können. Also kam ich ihr zur Hilfe, nahm sie mit in die Küche und zeigte ihr, wie wir unseren Tee zubereiten. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie sich an diesem Abend die große Frage stellte: »Will ich das wirklich, in so eine Familie?« Jedenfalls entschied sie kurz darauf, dass sie das nicht will.
    Franziska kam nicht mehr zu uns, doch sie hatte Spuren hinterlassen. Tayfun und ich hatten eine schwierige Phase, bevor sie in sein Leben getreten war. Als ich klein war, war er immer als mein Beschützer aufgetreten. Und ich hatte meinen großen Bruder dafür geliebt. Mit der Pubertät, seiner Pubertät, hatte sich das geändert. Auf einmal tat er so, als wäre ich Luft für ihn. Wir sprachen selten miteinander, und wenn es doch mal zu einem Wortwechsel zwischen uns kam, war es meistens ein Streit. Nach Franziskas
Abgang kamen wir uns wieder näher. Er zeigte Gefühle, und ich merkte, dass er gar nicht der Grobian war, für den ich ihn gehalten hatte. Das Beste war, dass er anfing, mich gegen Anne und Baba zu unterstützen. Wenn ich abends noch wegwollte, sie mich aber zurückhielten, kam er manchmal dazu und sagte: »Lasst sie doch gehen, sie ist alt genug!« Das brachte zwar meistens nicht viel, aber es tat gut, ihn auf meiner Seite zu wissen.
    Seit das mit Franziska vorbei ist, macht sich die Familie Sorgen um Tayfuns Liebesleben, besonders meine Mutter. Letztens sagte sie: »Melda, siehst du denn nicht, der Junge ist einsam. Er braucht eine Frau.« Und Tante Zeynep pflichtete ihr bei: »Er hat sich in sein Schneckenhäuschen verkrochen, lässt kein Mädchen mehr an sich ran.« Die beiden müssen schon eine Weile in der Küche zusammengesessen haben, als ich hereinplatzte. Wie zwei Verschwörerinnen hockten sie am Tisch, taten ganz geheimnisvoll. Irgendwas hatten sie ausgeheckt, das spürte ich sofort.
    »Was ist hier los?«, wollte ich wissen. Anne sah Tante Zeynep an, machte eine Handbewegung, die ihr wohl bedeuten sollte, nichts zu verraten. Doch darum scherte sich Tante Zeynep nicht: »Deine Mutter will deinen Bruder verkuppeln«, fing sie an.
    »Pssssst!«, fuhr ihr Anne über den Mund, zu

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