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So wie ich will - Mein Leben zwischen Moschee und Minirock

Titel: So wie ich will - Mein Leben zwischen Moschee und Minirock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melda Akbas
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wusste ich nicht, ob ich überhaupt geküsst werden wollte und was ich täte, wenn er es versuchte. Dafür hätte ich einen klaren Gedanken fassen müssen, aber dazu war ich gar nicht in der Lage. Das Einzige, was mir die ganze Zeit durch den Kopf schwirrte: Hoffentlich gefalle ich ihm!
    Treffpunkt war eine Parkbank auf der Mittelinsel. Das ist eine ziemlich große Grünfläche, wie ein Park, inmitten des Kreisverkehrs am Ernst-Reuter-Platz in Charlottenburg. Auf den ersten Blick vielleicht nicht der romantischste Ort, weil man ständig von Autos umkreist wird. Doch von denen hört man kaum etwas, wenn man sich nah genug an die Brunnen setzt, in denen Wasser plätschert. Im Sommer kann es dort sogar richtig schön sein. Aber das war nicht der Grund, sich dort zu verabreden. Batu konnte erst abends um sechs kommen, und das war nicht unbedingt die Zeit, zu der ich unsere Wohnung ohne Erklärung noch hätte verlassen dürfen. Also hatte ich mich vorher mit zwei Mitschülerinnen getroffen, mit denen ich ein Referat ausarbeiten musste. Eine von ihnen wohnte ganz in der Nähe. Außerdem befindet sich das Schiller-Gymnasium, auf das ich damals ging, direkt dort. Was meinen kleinen
Ausflug noch glaubwürdiger erscheinen ließ. Ich brauchte also nicht mal zu lügen, verschwieg nur ein bisschen was.
    Fast zwei Stunden saßen Batu und ich dort. Entspannt war ich keine Sekunde. Wir unterhielten uns, ich weiß nicht mehr worüber. Es war eher eine zähe Veranstaltung, das Gespräch stockte zwischendurch, oder ich empfand das nur so, weil ich furchtbar aufgeregt war und bei jeder Pause dachte, wir hätten uns nichts zu sagen. Inzwischen kenne ich Batu besser und weiß, wie wechselhaft er sein kann, fast wie eine Diva. Ist er von etwas begeistert, sprudelt er wie ein Wasserfall und kann jeden für sich einnehmen. Es gibt aber auch Situationen, in denen ist er schlecht gelaunt oder hat einfach keine Lust, dann schweigt er wie ein Fisch in der Dose, und man hat seine liebe Not, ihm ein paar Wörter aus der Nase zu ziehen.
    Verliebtsein ist etwas Großartiges, und ich war bald sehr verliebt, auch wenn ich nicht recht wusste, wie ich mit meinen Gefühlen umgehen sollte. Sie waren neu, ich hatte sie nicht unter Kontrolle, was ich auch versuchte, sie gehorchten mir nicht. Ich erlebte das zum ersten Mal. Es war beängstigend, aber auch schön. Doch, schön vor allem.
    Die nächste Verabredung zwei Wochen später: Wieder landeten wir auf einer Parkbank, wieder quatschten wir zwei Stunden, wieder geschah nichts, außer dass mein Herz noch verrückter Purzelbäume schlug. Und der Ort war diesmal richtig romantisch: Wir gingen an den Lietzensee, Eisessen. Erst Verabredung Nummer drei änderte alles. Mein sechzehnter Geburtstag. Für meinen Geschmack hatten wir uns eine Ewigkeit nicht gesehen. Zeit zu finden war immer eine Riesensache bei Batu, nie hatte er welche. Das hätte mich stutzig machen sollen, anscheinend gab es tausend
andere Sachen, die ihm wichtiger waren als ich. Aber so etwas wollte ich nicht denken. Und sobald wir uns sahen, war das sowieso vergessen, ich blendete es einfach aus.
    Wahrscheinlich hatte ich mir seine Zurückhaltung selbst zuzuschreiben. Bei unserer zweiten Verabredung hatte ich ihm doch von meinen Eltern erzählt und von ihrer korantreuen Auffassung, dass Kontakte zu Jungen für mich etwas Verbotenes zu sein haben. Die Idee, sich trotzdem mit mir zu treffen, nur eben heimlich, fand er offenbar nicht halb so aufregend wie ich.
    Dann also mein sechzehnter Geburtstag und unsere dritte Begegnung. Wobei das eine mit dem anderen nichts zu tun hatte. Ich meine, Batu wollte mich nicht sehen, weil ich Geburtstag hatte. Es war Zufall, dass beides zusammenfiel. Wir hatten nicht einmal ein richtiges Date ausgemacht. Eine Sitzung des Bezirksschülerausschusses führte uns mal wieder zusammen, sozusagen ein Pflichttermin. Aber darum geht es nicht. Nach der Sitzung hatte er auf einmal Zeit, und das war es, was zählte. Wir fuhren mit der U-Bahn zum Kleistpark. Kaum hatten wir ihn betreten, die nächste Überraschung: Batu ergriff meine linke Hand und raunte: »Du musst mich führen.« Ich kapierte gar nichts mehr. Da meldete sich dieser Kerl ewig nicht, hatte nie Zeit, und auf einmal das.
    Um es kurz zu machen: Wir setzten uns auf die nächste Parkbank - Batu und Parkbänke, das gehörte irgendwie zusammen -, versuchten ein Gespräch, brachten aber keins zustande. Ich sah Batu in die Augen, und je länger ich das machte, desto

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