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So wie Kupfer und Gold

So wie Kupfer und Gold

Titel: So wie Kupfer und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Nickerson
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oben. Wir kommen bald nach.«
    Ich ging die Treppe hinauf, obwohl ich es hasste, wie eine Fünfjährige behandelt zu werden und wegen des Besuchs meiner Familie zu aufgeregt war, um ans Schlafen zu denken. Ich zog mich aus, ließ jedoch die Kerzen brennen, damit ich noch lesen konnte.
    Eine Stunde später klopfte es leise an meine Tür. Bevor ich mich ängstigen konnte, es könnte jemand anders sein, hörte ich Annes Stimme: »Darf ich reinkommen?«
    Ich stand auf und drehte den Schlüssel um.
    Â»Schließt du deine Tür immer ab?«, fragte sie irritiert.
    Ich nickte ohne eine weitere Erklärung. »Komm herein.«
    Als meine Schwester sich in meinem Zimmer umschaute, bekam sie fast den Mund nicht mehr zu. »Welche Pracht! Und diese Schränke voller schöner Kleider. Du glückliches, glückliches Mädchen«, wiederholte sie immer wieder.
    Â»Weshalb bist du gekommen? Wolltest du mir etwas sagen?«, fragte ich.
    Sie wirbelte herum. »Es gibt wunderbare Neuigkeiten. Ich konnte nicht bis zum Morgen warten. Junius und Monsieur de Cressac haben über Junius’ beruflichen Werdegang gesprochen und – oh, Sophie, das errätst du nie!«
    Â»Mein Patenonkel hat versprochen, Junius auf die Sprünge zu helfen.«
    Â»Woher weißt du das? Wir sind Monsieur so dankbar! Durch ihn wird unser Bruder ein gemachter Mann.«
    Ich sagte ihr nicht, dass ich genau das erwartet hatte. Ein kalter Kloß ballte sich in meinem Magen zusammen. Plötzlich fühlte ich mich sehr klein und verunsichert, wie ich da in meinem riesigen Zimmer stand. Ich brachte nur ein »Wie wunderbar für Junius« heraus.

Kapitel 27
    DIE ANTWORT
    Â»Du kannst mein kleines Boot nehmen.« Ich stand hinter Harry und er zuckte zusammen, als ich ihn ansprach.
    Dass er früh aufstehen und zum Fischen gehen wollte, hatte ich gewusst. Im Dunkeln hatte ich auf das Öffnen seiner Tür gelauscht. Kaum hörte ich es, lief ich hinaus und folgte dem Schein seiner Laterne hinunter zum See. Toby, ein aufgeweckter Zwölfjähriger, der alle möglichen kleineren Arbeiten auf dem Gut erledigte, trottete mit Harrys Anglerausrüstung hinter ihm her. Offenbar hatte mein Bruder schnell begriffen, wie es hier im Süden zuging.
    Â»Was tust du hier draußen?«, wollte Harry wissen, nachdem er sich wieder gefangen hatte. »Du solltest noch stundenlang schlafen wie alle feinen jungen Damen.«
    Ich gab ein leises, spöttisches Schnauben von mir und hängte mich bei ihm ein, als wir auf den Steg hinausgingen. »Ich will dich eine Weile für mich allein haben. Du bist jetzt schon vier Tage hier und ich habe dich kaum zu Gesicht bekommen.«
    Â»Du weißt doch, wir jungen Kerle müssen jagen, solange es was zu jagen gibt.« Er strich über den gebogenen Schwanenhals am Bug meines Bootes. »Ist das wirklich deines? Was für ein Prachtstück!«
    Â»Ja. Monsieur Bernard hat es mir vor ein paar Monaten geschenkt.«
    Â»Du bist zweifellos auf dem besten Weg, verwöhnt zu werden, Schwesterherz.« Er kniff mich in die Wange und ich schlug seine Hand weg.
    Toby hielt das Boot seitlich fest, während ich einstieg. Ich nickte ihm zu, als er Harry die Angelausrüstung gab. » Ich gehöre nicht zu denjenigen, die sich von einem armen kleinen Jungen die Sachen hinterhertragen lassen.«
    Harry lachte. » Touché .« Er ruderte uns in die Mitte des Sees und Toby kauerte sich verschlafen auf den Steg.
    Mit dem schwarzen Wasser unter uns und dem stockfinsteren Himmel über uns waren wir auf unserer Insel aus Laternenlicht allein auf der Welt. Ich saß ruhig da, als mein Bruder den Köder auswarf. Stille und Dunkelheit hüllten uns ein. Er starrte mit tief verschatteten Augen aufs Wasser.
    Â»Wo liegt dein Problem, Harry?«, fragte ich.
    Â»Problem?«
    Â»Irgendetwas nagt an dir. Ist es Geld?«
    Mit einer Hand klaubte er einen Kieselstein vom Boden des Bootes auf und warf ihn mit aller Kraft über den See. »Natürlich ist es Geld – ist das nicht immer das Problem bei uns Petherams? Ich sollte es dir nicht sagen, weil du nichts dagegen tun kannst, aber wenn du schon fragst … ich bin pleite. Wenn ich nicht sehr bald sehr viel Geld auftreiben kann, bin ich ein toter Mann. Die Kerle, denen ich es schulde, gehören nicht zu der nachsichtigen Sorte.«
    Er wirkte sehr jungenhaft, wie er da mit der Angelrute in der Hand

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