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So wie Kupfer und Gold

So wie Kupfer und Gold

Titel: So wie Kupfer und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Nickerson
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Befangenheit zu nehmen.
    Â»Harry, mein Freund«, begann er, worauf mein Bruder zusammenzuckte, »ich habe vor, eine neue Kutsche zu erwerben, aber wir sind hier so weit vom Schuss, dass ich nicht weiß, was man gerade so hat. Was sollte ich Ihrer Meinung nach kaufen?«
    Harry stellte sofort sein Weinglas ab und begann eine ausführliche Beschreibung der Vorzüge verschiedener sportlicher Gefährte. Während er sprach, schien mein Bruder wieder der Alte zu sein.
    Nachdem das Thema erschöpfend behandelt war, fragte mein Patenonkel Anne, was sie von einigen bekannten Büchern hielt, und mich nach möglichen Veränderungen in der Ausgestaltung der Abtei.
    Er schmeichelte Junius, indem er ihn nach seiner Meinung zu internationalen Ereignissen fragte. Sie diskutierten über den Zustrom von Immigranten und über den Krim-Krieg und die Eisenbahn, die jetzt den Atlantischen Ozean mit dem Pazifik verband. M. Bernard erzählte höchst amüsant, dass die Regierung gerade Geld für Kamele bereitstellte, die für militärische Zwecke getestet werden sollten.
    Er hatte sich vorgenommen, meine Familie zu verzaubern, und niemand konnte andere besser in seinen Bann ziehen als mein Patenonkel, wenn er sich das in den Kopf gesetzt hatte. Aus welchen Gründen auch immer er es tat, die Unterhaltung war jedenfalls äußerst angeregt.
    M. Bernard unterhielt, Junius und Anne gaben ihre Kommentare dazu ab, Harry trank und ich beobachtete sie alle.
    Trotz seiner eleganten Kleider ging es Harry nicht gut. Er war blass und hohlwangig und hatte dunkle Schatten unter den Augen. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm und es war schlimmer als das, was Junius und Anne durchgemacht hatten. Ich musste unter vier Augen mit ihm sprechen.
    Nach dem Essen nahmen Anne und ich unsere Handarbeiten und setzten uns gemütlich Seite an Seite in die Bibliothek, während die drei Gentlemen anderswo rauchten und ihren Portwein genossen. Meine Schwester bewunderte den Wandteppich, an dem ich arbeitete. Ich selbst war nicht glücklich damit. Die Gestalten schienen zu schlurfen, anstatt zu tanzen und zu springen. Es war nicht das fröhliche Bild, das ich mir vorgestellt hatte, doch anscheinend wollte mir nichts anderes gelingen.
    Â»Was ist das für ein glänzender Faden, den du für die Flammen in der Mitte verwendet hast?«, fragte sie.
    Â»Haare von mir«, erwiderte ich widerstrebend.
    Â»Wunderschön. Wie pfiffig. Und wie kommt es, dass sie sich höher aufwölben als der Rest des Bildes?«
    Â»Ich habe die Strähnen um einen dünnen Draht gedreht.«
    Â»Du warst immer besser als ich, wenn es ums Handarbeiten ging. Und dein Armband! Es glänzt wie Kupfer, muss aber auch aus Haaren sein.«
    Es war nicht schwer, sie in dem Glauben zu lassen, dass es nur aus meinem eigenen Haar gemacht war. Ich würde ihr nie von den anderen Frauen erzählen. Sie würde es nicht verstehen.
    Später trafen wir uns wieder zu einer Runde Billard. Selbst Anne und ich spielten, und bald waren wir alle in fröhlicher Stimmung, da meine damenhafte Schwester eine natürliche Begabung für das Anstoßen der Kugeln an den Tag legte. Die familiäre Kameradschaft, das Sich-Necken, die geistreichen Kommentare, all das vergoldete unser Beisammensein.
    Da noch niemand zu Bett gehen wollte, versammelten wir uns um das Klavier. Anne spielte und wir sangen bekannte Lieder – Liebesliedchen, Sklavenballaden und Volkslieder. Ich übernahm den Part des Soprans, Anne die Altstimme, Harry und Junius sangen Tenor und M. Bernard Bass. Unsere Stimmen passten wunderbar zusammen. Die von M. Bernard war tief und weich.
    Das wunderbar goldene Gefühl hielt an, bis ich zum Fenster schaute. Da schnürte es mir die Kehle zu und ich bekam Gänsehaut an den Armen. Das zittrige Flimmern begann und bald saß eine Dame auf der Fensterbank. Ihr dichtes, rotblondes Haar erschien noch heller durch ihr Kleid in der Farbe schäumender Wellen. Sie sackte gegen die Wand und blickte verzweifelt hinaus in die schwarze Nacht. Tatiana.
    M. Bernard legte seine Hand besitzergreifend auf meine Schulter. » Chérie . Es ist Zeit, dass du dich zurückziehst.«
    Â»Bald«, erwiderte ich, »und dann sollten wir vielleicht alle gehen.«
    Â»Nein«, widersprach Anne und gab mir einen leichten Schubs in Richtung Tür. »Wie umsichtig von Monsieur de Cressac, zu merken, wie müde du bist. Geh schon nach

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