So wie Kupfer und Gold
ohrenbetäubendem, sintflutartigem Regen losbrach. George und Samuel, der Kutscher, taten mir leid, weil sie bei dem Wolkenbruch drauÃen sein mussten. Bernard zog die Vorhänge zu, doch die Kutsche schwankte so von einer Seite zur anderen, da Samuel möglichst schnell zu fahren versuchte, dass ich immer wieder hinauslugen konnte. Es goss in Strömen. Die Pferde stiegen und rutschten aus und sanken in dem Morast ein. Eines der Pferde fiel auf die Knie. Meine Seite der Kutsche setzte auf dem Boden auf und wurde wieder hochgerissen, als das Pferd sich aufrichtete. Ich stieà einen leisen Schrei aus, meine Schwester zuckte zusammen und Junius wurde ganz bleich. Wir drängten uns aneinander, während Bernard und Harry laut über den Spaà lachten. Endlich erreichten wir ziemlich ramponiert die Abtei.
An diesem Abend schenkte Bernard mir einen atemberaubenden Verlobungsring, einen groÃen Saphir, eingefasst von glitzernden Diamanten. Er legte mir leicht den Arm um die Taille und steckte mir den Ring an den Finger. Dabei hielt er meine Hand mit so viel Ehrerbietung, als sei sie höchst kostbar und zerbrechlich. Mein Arm, den er mir verdreht hatte, tat immer noch weh.
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In den Tagen darauf wuselten Ducky und Mr Bass mit besorgter Miene herum. Sie waren bis ins Kleinste für alles, was mit dem Weihnachtsball zusammenhing, zuständig. Eine Menge Schreibarbeit war notwendig, da Musiker engagiert, Wagenladungen von Erfrischungen und Meere von Alkohol geordert werden mussten. AuÃerdem mussten Einladungen verschickt und die Antworten gesichtet werden. Sie würden sich vor ihrem Master verantworten müssen, wenn an diesem Abend nicht alles perfekt war. In drei Verwaltungsbezirken wurden Einladungen an alle »standesgemäÃen« Haushalte verschickt. Ducky kündigte an, dass es unserem Ball zumindest nicht an Gästen fehlen würde; die Leute ringsherum waren neugierig, was Wyndriven Abbey betraf. Die Dienstboten putzten und polierten und in der Küche wurde jeden Tag bis spät in die Nacht gearbeitet. Der Ball sollte am 23. Dezember stattfinden; da war Vollmond und somit genügend Licht. Das war von gröÃter Wichtigkeit, da die Gäste ja bei Dunkelheit kommen und wieder gehen würden. Auf dem Weg durch den Wald würden ihnen ohne Mond nur die Laternen an ihren Kutschen leuchten.
Madame Duclos kam und wohnte in der Abtei, solange sie an unseren Ballkleidern arbeitete. Obwohl ich seit dem Sommer bereits eines besaÃ, zeichneten Anne und ich unsere Traumkleider auf und Madame Duclos lieà sie Wirklichkeit werden. Es war herrlich, eine Schwester zu haben, mit der man den Spaà teilen konnte. Was sein musste, musste sein und ich war entschlossen, glücklich zu werden, selbst wenn mein Leben nicht die Wendung nahm, die ich erhofft hatte. Auch kleine Dinge konnten glücklich und zufrieden machen. Auch kleine Freuden vermittelten ein wohliges Gefühl.
Während sich das alles im Hintergrund abspielte, humpelte Daphne, die Blumenfee, mit ihrem Gehstock herum und überwachte die Feiertags-Dekoration auf Wyndriven Abbey. Sie musste ganz besonders spektakulär ausfallen, da sie gleichzeitig auch Schmuck für den Ball war. Das ganze Jahr über hatte sie Blumen getrocknet, die sie jetzt verwenden konnte. Die Herren schnitten ästeweise wächsernes Grünzeug ab â von Stechpalme und Zeder, Kiefer und Magnolie â und brachten es in übervollen, duftenden Körben in die groÃe Halle.
Daphne zeigte mir und Anne, wie man Kränze und Girlanden so fest band, dass sie fast wie Skulpturen wirkten. Mit ihrem künstlerischen Auge brachte sie es fertig, dass unsere Arbeiten die architektonischen Elemente der Abtei noch hervorhoben â Bögen und Rundfenster und Friese. Wir schmückten sie mit den Beeren der Stechpalme, mit Kiefernzapfen, getrockneten Blumen, Zitronen, Limetten, Orangen und roten Satinbändern. Zwei Tage brachten wir damit zu. Unsere Hände waren anschlieÃend zerstochen und überall klebte Pflanzensaft. Das Geländer der groÃen Treppe musste genauso mit Grünzeug umwickelt werden wie die vielen Türen und Säulen, Simse, Spiegel und Gemälde. Ich liebte den Geruch des Waldes im Haus, aber beim Arbeiten hinderte der groÃe Stein meines Verlobungsrings, der meine linke Hand nach unten zu ziehen schien.
Ich wand einen extra Kranz aus Wacholder, silbrigem Salbei und mattblauen
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