So wie Kupfer und Gold
zu und drückte mir eine Tasse lauwarmen Kräutertee in die Hand und ein kleines, duftendes Baumwollkissen in den SchoÃ. »Da is Hopfen und Zitronenverbene und Rosmarin drin. Du brauchst nur dran riechen und schon wirste ruhig, ganz flugs geschwind.«
Ich kauerte auf Anarchys Bett, eingewickelt in ihren Quilt, das Kissen im SchoÃ, und zitterte so, dass ich den Tee verschüttete und es kaum merkte. Ich trauerte um mich und um die Schwestern und um die ganze Welt, selbst um den Mann, der im Sterben lag, gefangen in seiner eigenen Falle. Ich trauerte um das, was er hätte sein sollen.
Kapitel 35
MÃGLICHKEITEN
»Ist Mr Stone zu Hause?«, fragte ich die imposante Frau, die mir die Tür geöffnet hatte. Mrs Penny. So hieà seine Haushälterin, hatte Gideon mir gesagt.
Sie maà mich von oben bis unten, bevor sie nickte. »Kommen Sie herein. Sie können im Wohnzimmer warten.«
Mrs Penny führte mich durch einen dunklen Flur und stieà stolz die Tür zu einem hässlichen Raum mit einer schmutzfarbenen Streifentapete auf. Hinter den Bleiglastüren eines Bücherschrankes waren die einschüchternden Titel von gewichtigen religiösen Werken zu erkennen. Ãber dem Kaminsims hing das Porträt von Gideons Vorgänger, der stirnrunzelnd auf mich herabblickte. Die vielen harten kleinen Kissen auf dem Sofa mit den knubbeligen Stickereien stammten sicher noch von seiner Frau.
Ich strich mein Kleid aus schwarzem Wollstoff glatt. Es hatte der Schwester des Marschalls gehört; sie hatte es mir aus Mitleid geschenkt. Ich hatte mir Nadel und Faden von ihr geliehen und es rasch enger genäht und dabei nur einen ganz kurzen Blick auf die SchweiÃflecken unter den Achseln geworfen. Allein die Tatsache, dass sie mir in einem solchen Augenblick überhaupt aufgefallen waren, sagte mir: Der Tag würde wahrscheinlich kommen, an dem ich mir wieder Gedanken um meine Garderobe machte.
Während ich auf Gideon wartete, zog ich die schweren dunkelgrünen Vorhänge zurück. Und sah den Hartriegel. Den Hartriegel, unter dem Buttercup lag. Die ausladenden Ãste waren noch kahl, doch darunter drängten jede Menge Narzissentriebe ans Licht.
Bei ihrem Anblick stiegen mir Tränen in die Augen. Seit ich von Wyndriven Abbey geflohen war, hatte ich nicht geweint. Ich hatte mich zusammengerissen, da ich nicht wusste, was passieren würde, wenn ich mich gehen lieÃ.
»Es wird Frühling.«
Ich merkte erst, dass ich laut gesprochen hatte, als ich Gideons Stimme hinter mir hörte: »Ja, es wird nicht mehr lange dauern, und im Frühling gleicht Mississippi dem Paradies.«
Ich wirbelte herum und er kam mit zwei groÃen Schritten durchs Zimmer und nahm meine Hände in seine. »Oh, meine Güte, meine Güte, warum haben Sie nicht zugelassen, dass ich zu Ihnen komme?«
Als ich meiner Stimme trauen konnte, zog ich meine Hand vorsichtig zurück. »Ich musste Sie vor sich selbst schützen. Sie hatten noch nicht bedacht, dass mein Name bis in alle Ewigkeit mit dem Skandal in Verbindung gebracht werden wird. Zeitungsleute aus dem gesamten Süden kampieren bereits jetzt in der Nähe des Gutes. Bald werden von weiter entfernten Orten noch mehr dazukommen. Ich wäre heute nicht gekommen, wenn ich Sie nicht um einen Gefallen bitten müsste.«
»Der Skandal ist mir vollkommen gleichgültig. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie oft ich nach dem Ball daran gedacht habe, Sie zu entführen. Vor allem nachdem ich einen Brief von Ihrer Schwester erhalten habe, in dem sie mich bat, ein Auge auf Sie zu haben. Ich hätte früher etwas unternehmen sollen. Ich war zu unentschlossen. Ich habe mir das Gehirn zermartert und überlegt, welches die beste Vorgehensweise wäre. Nie werde ich mir verzeihen, dass ich Sie dort zurückgelassen habe und Sie durchmachen mussten, was Sie durchgemacht haben. Deshalb ist jetzt Schluss mit Zögern und Zaudern. Mehr Zeit kann ich Ihnen nicht zubilligen. Wenn Sie heute nicht gekommen wären, hätte ich das Hotel gestürmt und Sie gezwungen, mich zu empfangen.«
Einen Augenblick schauten wir uns nur schweigend an, bis er sich einen Ruck gab und bat: »Aber sagen Sie mir, um welchen Gefallen es sich handelt.«
Ich lachte leise und gequält, da ich Bernard fast sagen hörte: Heraus mit der Sprache , wie er es immer getan hatte, wenn ich zögerte, bevor ich ihn um etwas bat. Ich schob den
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