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So wie Kupfer und Gold

So wie Kupfer und Gold

Titel: So wie Kupfer und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Nickerson
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Arm, vermischte sich mit dem Regen und bildete eine Pfütze unter ihm. Ich fragte mich, ob ich mit dem Messer vielleicht eine Arterie verletzt hatte. Es war eine Menge Blut.
    Ich stand auf.
    Sein Gesicht verzerrte sich. »Es ist so dunkel, ich kann dich nicht sehen. Komm näher, damit ich dich sehen kann. Du musst mir helfen.«
    Wie typisch für ihn. Wie typisch für ihn, selbst jetzt noch zu versuchen, mich mit Worten zu umgarnen.
    Â»Ich traue mich nicht«, antwortete ich.
    Â»Glaubst du, ich würde dich packen und dir deinen weißen Hals brechen? Während ich so daliege? Nein, ich tu dir nichts, wenn du einen Ast holst und die Falle aufstemmst. Dann kannst du ungehindert zu deiner Familie gehen.«
    Â»Ich schicke Ihnen jemanden zu Hilfe.«
    Er zog scharf die Luft ein und schrie. »Das würde zu lange dauern! Und sie würden mir nicht helfen; sie würden eine Schlinge bringen und mich aufhängen. Bedeute ich dir denn gar nichts? Willst du mich wirklich hier liegen und verbluten lassen?« Er stöhnte vor Schmerz. Und dann leiser, fast im Flüsterton: »Du bist nicht so. Du bist mitfühlend. Du würdest dich immer fragen, ob es nötig war, mich hier sterben zu lassen. Mit dieser Frage auf dem Gewissen willst du nicht leben.« Er biss die Zähne zusammen und schloss die Augen. Er zitterte am ganzen Leib, dann lag er vollkommen reglos da.
    Bernard war tot. Er bewegte sich nicht mehr und atmete nicht mehr. Ich hatte die Luft angehalten; jetzt atmete ich aus und ging ein Stück näher heran.
    Tot.
    Ich schüttelte meine Röcke aus und er warf sich blitzschnell – und unvorstellbar weit – zur Seite und packte meinen Knöchel. Seinen verzerrten Gesichtsausdruck werde ich meiner Lebtag nicht vergessen. Je stärker ich zog, desto fester hielt er mich. Seine Fingernägel bohrten sich in mein Fleisch, wie die Zähne der Falle sich in seines gebohrt hatten. Ich schrie und kämpfte. Ich schluchzte und rief nach Anne und Gideon, nach Anarchy und meinen Brüdern.
    Â»Ich sagte, komm her«, gurgelte er kaum verständlich. Hand über Hand begann er mich näher zu sich heranzuziehen. Gleichzeitig setzte er sich mühsam auf.
    Ich trat mit meinem freien Bein nach ihm. Er packte auch das. Ich ergriff den Stamm der Zaubernuss und hielt mich mit aller Kraft fest.
    Plötzlich rang er nach Atem und lockerte seinen Griff. Wie durch ein Wunder konnte ich mich losreißen.
    Er starrte auf etwas hinter mir.
    Ich rutschte von ihm weg und folgte seinem Blick.
    Da standen Victoire und Tatiana, Tara und Adele und beobachteten ihn mit glühenden Augen und glühendem Haar. Aufrecht und stark und wild, schrecklich in ihrer Schönheit. Leuchtender und klarer, als ich sie je gesehen hatte.
    Â»Nein!«, brüllte er, zerrte erneut an der Falle, schlug um sich und bedeckte dann das Gesicht mit den Armen.
    Ich rappelte mich auf und rannte los. Die Dornen, die meine Haut aufritzten, sagten mir, dass ich noch lebte.
    Ich rannte und rannte, bis ich zu Anarchy kam. Die Tür zu ihrer Hütte stand weit offen. Sie saß an ihrem wackligen Tisch, das liebe Gesicht von einer Laterne beleuchtet, und aß zu Abend.
    Â»Anarchy!« Ich wankte in den Raum.
    Sie stieß ihren Stuhl um, als sie aufsprang, um mich aufzufangen. »Liebes, was is passiert? Was hat er dir gemacht?« Ihr Blick ging zur Tür.
    Kaum verständlich sprudelte ich heraus: »Bernard – er hat seine Frauen getötet – alle, und er hat Odette getötet und dann wollte er mich umbringen. Ich habe ihn mit dem Messer verletzt und er hat mich verfolgt und ist in eine von diesen Fallen geraten. Er verblutet.«
    Â»Ach ja? Gut so. Dann tut er jetzt nirgends mehr hingehn.«
    Â»Müssen wir nicht jemanden zu ihm schicken?«
    Â»Bis er nich toter is als mausetot, wüsst ich nich, warum wir’s machen sollten. Den wärn wir los, sag ich. Aber wenn du’s nich aushalten tust, können wir’s ja so machen: Ich geh rüber zum großen Haus und du bleibst hier, weil du in keinem Zustand nich bist, wo du wohin gehen kannst. Sie schicken jemand in die Stadt nach’m Marschall. Du hast keine Angst allein, oder? Du hast keine Angst, dass er dich immer noch finden tut?«
    Die Angst hatte ich, aber ich schüttelte den Kopf.
    Sie führte mich zu ihrem Bett. Ich setzte mich und lehnte mich mit dem Rücken an die Wand. Sie deckte mich mit ihrem Quilt

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