Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
So wie Kupfer und Gold

So wie Kupfer und Gold

Titel: So wie Kupfer und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Nickerson
Vom Netzwerk:
»Komm her. Ich will dich nicht im Laufen töten. Es wird schnell gehen. Du wirst nicht lange leiden müssen.«
    Ich setzte mich in Bewegung, ganz langsam, Schritt für Schritt, wie von einer unsichtbaren Schnur gezogen. So wie er es von mir erwartete.
    Näher. Näher.
    Mein Retikül mit dem schweren Schmuck traf ihn im Gesicht. Während er zurückwich, stieß ich mit dem Messer zu. Ich wollte ihm eine tiefe Wunde zufügen, doch seine Haut war fester, als ich gedacht hatte. Die Klinge drang nicht ein. Ich fügte ihm nur Schnittwunden an Schulter und Arm zu und ließ das Messer dann fallen.
    Einen Augenblick lang starrte er mich schockiert an. Dann, als Blut floss, presste er die Hand auf die Wunde und lachte. Er machte einen Satz auf mich zu, rutschte aber auf einem Knochen aus und stürzte. Ich rannte an ihm vorbei zur Tür und fummelte am Riegel herum, eine halbe Ewigkeit, wie mir schien.
    Bitte lass sie aufgehen. Bitte lass sie aufgehen.
    Sie ging auf. Ich war draußen. Der kalte Regen riss mich aus meinem Schockzustand und verlieh mir Flügel. Ich rannte in Richtung Wald. Hinter mir hörte ich Bernard rufen und rechnete jeden Moment damit, von seinen Leuten umringt zu sein. Keiner kam.
    Meine Stiefel trommelten einen schnellen Rhythmus auf den Boden. Ein Mal nur blickte ich zurück, kurz bevor ich den Wald erreichte. Er folgte mir, die Hand auf den verletzten Arm gepresst.
    Ich lief in den Wald hinein. Der Regen tropfte von den Ästen.
    In welche Richtung? In welche Richtung?
    Ich sprang von Stein zu Stein über den Bach. Das Böse konnte fließendes Wasser nicht überqueren.
    Tropfnasse Lianen hinderten das Vorankommen und ich rutschte auf matschigem Laub aus. Ich blieb mit dem Ärmel an einem Ast hängen und mein Herz schien stehen zu bleiben, da ich dachte, Bernard hätte mich erwischt. Als ich sah, was es war, riss ich mich los. Zweige verfingen sich in meinem Haar. Immer weiter rannte ich. Er stürmte hinter mir her. Irgendwann begann ich im Zickzack zu laufen. Ich durfte ihn nicht zu Anarchy führen. Einmal stolperte ich über eine Wurzel und schlug der Länge nach hin. Da lag ich im Dreck, unfähig, mich zu rühren, und mein eigener Atem dröhnte mir in den Ohren. Ich hörte Bernards Stimme, jetzt ganz nah.
    Â»Sophia, komm her«, lockte er. »Ich tu dir nichts. Es ist, wie du gesagt hast – wie werden heiraten. Wir werden reisen, wohin du willst.«
    Ich unterdrückte ein Schluchzen, rappelte mich auf und rannte weiter. Als ich auf eine von Unkraut und Dornengestrüpp überwucherte Lichtung kam, hielt ich einen Moment lang inne. Der Regen prasselte auf mein Gesicht. Wo war ich? Mein Orientierungssinn hatte mich ausgerechnet jetzt, da ich ihn am dringendsten brauchte, verlassen. War ich hier schon einmal gewesen? Lief ich im Kreis?
    Versteck dich und warte bis zum Morgen . Leise, ganz leise, konnte ich mich wie ein kleines, gejagtes Tier im Unterholz verstecken. Der Regen hatte für eine frühe Dämmerung gesorgt. Er würde mich nicht finden.
    Ich kroch unter ein dichtes Gestrüpp aus Zaubernuss und lag flach auf dem Bauch, als Bernard die Lichtung betrat.
    Er lachte leise und selbstgefällig, als er mich entdeckte. Ich krümmte mich, um schnell wieder aufspringen zu können, und spannte sämtliche Muskeln an, bereit, um mein Leben zu kämpfen. Gelassen kam er durch das Gestrüpp auf mich zu. Die Jagd war vorbei. Er machte einen Schritt … dann noch einen.
    Ich hörte ein lautes Klacken und Knirschen. Bernard schrie.
    Mit weit aufgerissenen Augen rutschte ich auf dem Hintern weg. Das Glitzern in seinen Augen erlosch. Jetzt standen Schmerz und Verwirrung darin. Er keuchte und bebte, zuckte und zitterte.
    Er war in eine seiner eigenen Menschenfallen getreten.
    Ich war so geschockt, dass ich mich nicht rühren konnte.
    Er stöhnte und fluchte und versuchte sein Bein, aus dem das Blut nur so sprudelte, mit einem Ruck zu befreien.
    Schließlich hörte er auf zu kämpfen und sank auf den Boden. Sein Bein klemmte zwischen den langen Zähnen der Falle und war in einem unnatürlichen Winkel abgeknickt.
    Langsam richtete er den Blick auf mich. »Bist du das, Sophia?«, fragte er leise, seine Stimme kaum mehr als ein Hauch.
    Â»Ja«, wisperte ich. Er konnte mir nichts mehr tun. Da lag er, umgestürzt wie die kranke Eiche. Blut sickerte aus seinem verdrehten Bein und aus seinem

Weitere Kostenlose Bücher