Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
So wie Kupfer und Gold

So wie Kupfer und Gold

Titel: So wie Kupfer und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Nickerson
Vom Netzwerk:
Fantasie-Romanze Wirklichkeit wurde? Was M. Bernard betraf – war es möglich, dass er … in mich verliebt war? Er hatte hinterher gelacht. Wahrscheinlich war er von der Musik so überwältigt, dass er sich zu dem Kuss hatte hinreißen lassen.
    Ich musste mir die Frage jetzt stellen: Was war der eigentliche Grund, weshalb er mich in sein Haus eingeladen hatte? In all den Jahren, in denen Briefe und Geschenke von meinem Patenonkel eingetroffen waren, hatte ich mich nie gefragt, weshalb er sich so um mich kümmerte. Ich hatte gedacht, es stehe mir einfach zu. Verdankte ich alles meiner Mutter? Vielleicht hatte er sie geliebt und mich in der Hoffnung herbringen lassen, dass ich ihr ähnelte. Um mich zu verführen, was ihm bei ihr nicht gelungen war. Das hoffte ich zumindest.
    Nein, das war lächerlich.
    Eine Erinnerung, längst vergessen, aber mit allen Einzelheiten weggepackt, regte sich und kam an die Oberfläche.
    Ich bin noch sehr jung, nicht älter als fünf oder sechs. Ich liege mit geschlossenen Augen auf einem Sofa, eingewickelt in einen Schal aus indischer Seide, und pflege mein schmerzendes Ohr, in das jemand ein Stück geröstete Zwiebel gesteckt hat.
    Mein Vater und ein Mann, den ich nicht kenne, kommen herein. Mein Vater sagt: »De Cressac hat vorgeschlagen, dass er zu Sophies gesetzlichem Vormund bestimmt wird, sollte sie bei meinem Tod noch nicht volljährig sein.«
    Ich liege vollkommen reglos, vollkommen still.
    Â»Wirst du es tun?«, fragt die unbekannte Stimme.
    Â»Ich muss«, antwortet mein Vater. »Dann ist wenigstens sie versorgt. Ich wünschte, er würde auch an die anderen denken. Wenn nicht, bleiben sie praktisch mittellos zurück. Er hatte immer ein außergewöhnliches Interesse an Sophie und ich weiß nicht, weshalb … Sicher, wir vergöttern sie alle, aber er ist nicht der Mann, der sich aus lauter Herzensgüte ein fremdes Kind ans Bein bindet.« Er seufzt. »Am Ende habe ich keine Wahl; ich muss zustimmen, ob es gut ist oder nicht.«
    Mir fällt plötzlich ein, dass die Zwiebel sich in mein Gehirn bohren könnte. Ich keuche. Die interessante Unterhaltung ist zu Ende.

Kapitel 13
    ENTZAUBERUNG
    In meinem Kopf wiederholte sich immer wieder dieselbe Melodie – Takte aus unserem Spiel vom vergangenen Abend. Wunderschön, ohne Zweifel. Wir spielten sehr gut zusammen.
    Talitha brachte ein Frühstückstablett mit einem schief in der Vase hängenden Blumenstrauß und einem Umschlag.
    Beklommen beäugte ich die Nachricht. Ich war mir nicht sicher, was ich erwartete – entweder Leidenschaft oder Abbitte. Es war weder noch.
    Ma très chère Sophia , las ich . Es tut mir leid, dass die Blumen nicht schöner gebunden sind. Wie du siehst, habe ich sie selbst arrangiert. Ein Versuch. Wie sollen wir unsere musikalische Komposition nennen? Vielleicht »Variationen über einen milden Abend im Süden« – was hältst du davon? Bitte ziere dich nicht wegen des Kusses. Ich wollte es so und habe es genossen. Das ist alles. Du brauchst keine Angst zu haben, dass es sich wiederholt – zumindest nicht in nächster Zeit. B.
    Er hatte mich aus einem Impuls heraus geküsst, weil wir uns durch die aufwühlende Musik nahegekommen waren. Ich hatte zu viele Liebesromane gelesen. Er war mein Vormund geworden, weil er mein Patenonkel war. Sein Verhalten war ungebührlich, keine Frage, aber ich durfte nicht vergessen, dass M. Bernard solche Dinge anders sah als ich – der freigeistige Franzose und das alles … Ich wand mich innerlich. Womöglich in mich verliebt , du liebe Güte.
    M. Bernard hatte wahrscheinlich eine ulkige Grimasse gezogen, als er mit seinen großen Händen die Blumen in die Vase gesteckt hatte und die Gänseblümchen einfach nicht aufrecht bleiben wollten.
    Es würde nicht leicht werden, einen solchen Kuss zu vergessen. Es war aufregend gewesen – Gib es zu . Nicht unbedingt angenehm, aber aufregend. Ich lächelte und berührte meine Lippen.
    Was meinte er mit »zumindest nicht in nächster Zeit«?
    Ich wollte die Nachricht zu den wenigen Briefen von meiner Familie in meine Schmuckschatulle legen, zog dann aber alle heraus. Aufmerksam las ich jeden einzelnen noch einmal durch und suchte nach Hinweisen, weshalb schon so lange niemand mehr geschrieben hatte. Ich fand keinen einzigen. Vielleicht gab es Probleme mit der Postzustellung. Chicataw

Weitere Kostenlose Bücher