So wie Kupfer und Gold
der Glanz in seinen Augen. »Das hast du dir gewünscht? Du hast dir ein Boot gewünscht?«
Meine Lippen zitterten. Jetzt, da er mich so finster anblickte, wusste ich nicht, was ich sagen sollte. Dieses Mal hatte ich tatsächlich einen Fehler gemacht. »Nein«, antwortete ich vorsichtig, »es war nur SpaÃ. Ich wollte kein Boot. Ich â ich â«
»Hier, nimm das Zeug.« Er streckte mir ein kleines Päckchen hin. »Gib sie meinetwegen Odette.« Damit stürmte er davon.
Ich öffnete den Deckel des Kästchens und blickte traurig auf eine Perlenkette mit passendem Armband. Ich wollte sie tatsächlich nicht haben. Nicht jetzt.
Nach solchen blitzschnellen Stimmungswechseln von ihm glichen meine Nerven verhedderter Nähseide. Ich musste schlagfertiger werden. Der gesamte Haushalt und selbst die Mauern der Abtei spiegelten die Launen von Monsieur wider. Wenn ich einen ausgeglichenen Menschen aus ihm machen könnte, würde ich der gesamten Menschheit einen Dienst erweisen. In meinem alten Zuhause war immer für mich gesorgt worden. Seit ich hier war, fühlte ich mich zum ersten Mal für das Wohlergehen anderer verantwortlich. Ich wusste, dass ich gute Arbeit leistete, denn Ducky versicherte mir immer wieder, wie viel besser es dem Master seit meiner Ankunft ginge.
Alle Frauen meines Patenonkels hatten seine Launen aushalten müssen. Seit ich ihre Sachen gefunden hatte, konnte ich mir ihre Persönlichkeiten noch viel lebhafter ausmalen. Ich konnte mir vorstellen, wie sie auf M. Bernards abrupte Zornesausbrüche reagiert hatten. Tara hätte ihrerseits einen Wutanfall bekommen. Victoire hätte sich wahrscheinlich zurückgezogen, Tatiana hätte sich die Schuld gegeben und Adele wäre melancholisch geworden. Ich würde im Umgang mit ihm mehr Geschick an den Tag legen.
Victoire und Tatiana. Tara und Adele. Ob sie sich auch nur ein ganz klein wenig regten, wenn ich mich auf einen Stuhl setzte, auf dem früher sie gesessen hatten? Spürten sie es, wenn ich vor einem Spiegel stand, der auch ihr Bild gezeigt hatte? Hatten sie gelegentlich diese Gabel benutzt oder aus jenem Becher getrunken?
Als ich meinen Patenonkel wiedersah, hatte er gute Laune und wir verbrachten den Abend in der Bibliothek und spielten Pikett. Ich zupfte meinen Ãrmel zurecht, damit er mein Armband besser verdeckte. Ich wollte nicht, dass M. Bernard es bemerkte, auch wenn die Haare so geschickt verwoben waren, dass es ein Kupferband hätte sein können. Mein Blick ging zu meinem Wandteppich in seinem Rahmen. Ich hatte mit dem Sticken der Flammen bereits begonnen. Sie leuchteten vor dem dunklen Hintergrund so hell, dass sie fast grell wirkten. Ich war zwar auf der Hut, genoss den Zustand gesteigerter Aufmerksamkeit aber. Er war diesen auÃergewöhnlichen Kreationen so nah und wusste es nicht!
Er schien in seine Karten vertieft zu sein, als er wie nebenbei bemerkte: »Ãbrigens, ich war während meiner Abwesenheit auch in deinem alten Zuhause.«
Ich lieà meine Karten fallen. »Sie waren in Boston?«
»Ganz offensichtlich«, erwiderte M. Bernard und bückte sich, um sie aufzuheben, »da ich dir gerade erzählt habe, dass ich dein altes Zuhause besucht habe. Ich habe deiner Familie unsere Einladung persönlich überbracht. Junius und Anne waren da und bewirteten mich mit dem Besten, das sie im Haus hatten.« Er lachte leise, als sei das Beste, das sie im Haus hatten, äuÃerst kümmerlich gewesen.
Ich schluckte meinen Ãrger hinunter, als er fortfuhr: »Deine frühere Umgebung hat mich fasziniert. Siehst du, dass ich alles über dich wissen will?«
Vor meinem geistigen Auge sah ich es vor mir, wie mein Patenonkel unser schäbiges Wohnzimmer mit seiner Anwesenheit ausgefüllt hatte. Junius und Anne hatte er sicher sofort in seinen Bann gezogen.
»Und geht es allen gut?«, fragte ich gespannt.
»Erträglich. Junius hatte eine Erkältung. Zumindest schnäuzte er sich häufig. Ich hatte ein gutes, langes Gespräch mit Anne, in dem sie ihre Erleichterung darüber zum Ausdruck brachte, dass sie sich um deine Zukunft keine Sorgen mehr zu machen braucht. Sie schienen hocherfreut und nahmen meine Einladung zu unserem Hausball gerne an. Dann ist es jetzt sicher â wir werden sie in der zweiten Dezemberwoche in Wyndriven Abbey sehen.«
»Dezember? Ich hatte gedacht, sie kämen früher.« Rasch
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